Das Pferdefell ist ein hocheffizientes Thermoregulationsorgan. Der Begriff «Thermoregulation» beschreibt die Fähigkeit des Pferdes, die Körpertemperatur bei unterschiedlicher Umgebungstemperatur zu kontrollieren.

Schur ist immer auch ein Eingriff

In diesem Zusammenhang besteht für jedes Tier eine sogenannte «thermoneutrale Zone». Sie beschreibt die Temperaturspanne, in der das Pferd keine Energie aufwenden muss, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten. Sie liegt bei unseren Hauspferden zwischen 5 bis 25°C. Diese Zone unterscheidet sich allerdings etwas von der Wohlfühlzone. Ein angenehmer Temperaturbereich für ein Pferd liegt zwischen 5 bis 15°C.

Man sollte sich bewusst sein, dass man mit der Schur des Fells stark in den Thermoregulationsprozess eingreift. Ob und wie ein Pferd geschoren werden soll, hängt von folgenden Faktoren ab: Rasse, Pferdetyp, Nährzustand, Alter, Gesundheitszustand, Haltungsform (Kalt- oder Warmstall) und Nutzungsanspruch. Sehr alte oder sehr junge Pferde sollten grundsätzlich sehr zurückhaltend bis gar nicht geschoren werden. Ebenfalls empfiehlt es sich bei mageren Tieren nicht, den natürlichen Schutz zu entnehmen, da der Körper weniger isolierende Masse besitzt. In erster Linie ist der Nutzungsanspruch an das Pferd massgebend für die Entscheidung, ob man zur Schermaschine greift oder nicht.

Gemäss diesen Überlegungen macht eine Schur des Pferdes Sinn, wenn:

  • viel schweisstreibende Bewegung erfolgt,
  • wenig Zeit vorhanden ist,um langes Trocknen abzuwarten,
  • gutes Deckenmanagement möglich ist,
  • die Pferde in einem Warmstall gehalten werden.

Pferde sollten wenig bis nicht geschoren werden, wenn:

  • keine Möglichkeit zum Decken oder Umdecken besteht,
  • wenig schweisstreibende Bewegung erfolgt,
  • ausreichend Zeit für das Trocknen vorhanden ist und/oder Geräte zur Trocknung im Stall vorhanden sind (z.B. Solarium),
  • Pferde von Natur aus über ein dünnes Fell verfügen,
  • Pferde in einem Kaltstall mit wenig Rückzugsmöglichkeiten gehalten werden.

Schur ist nicht gleich Schur

Die Möglichkeiten der Pferdeschur sind vielseitig. Nebst einer Vollschur, welche eine Decke im Winter zwingend voraussetzt, bestehen auch Halbschuren oder minimale Schuren (Streifen- oder Latzschur). Gerade bei einer Streifenschur (Unterseite Hals, Brust und Bauch) ist meist kein Decken des Pferdes nötig, da die überlebenswichtigen Organe durch das Fell geschützt sind. Daneben sind Partien, welche eine starke Schweissabsonderung aufweisen, geschoren und trocknen daher schneller ab.