Der Haupterwerbszweig des Sunnsitehofs ist die Schweinezucht. 110 Mutterschweine, nach den Richtlinien von Coop Naturafarm gehalten. Ruedi Stähli ist für sie zuständig. «Mein Mann liebt Schweine, aber wenn es nötig ist, helfe ich natürlich auch mit», sagt die 52-Jährige. Ihr Herz gehört jedoch den Islandpferden. Schuld daran ist die mittlere Tochter Carmen, welche die Familie mit ihrem Islandpferdevirus angesteckt hat.

Es begann mit zwei Pferden, heute grasen 50 Pferde auf den grossen Weiden rund um den Hof ausserhalb des Dorfs Seewil BE. Die Familie siedelte 2003 aus, das jetzige Wohnhaus, im nordischen Stil aus massivem Kiefernholz, wurde vor zwei Jahren gebaut. «Es ist eigentlich unser Stöckli», sagt Monique Stähli und lacht. Sie betreut heute 30 eigene Pferde inklusive Fohlen und Jungtiere und 20 Pensionspferde, einige davon Jungpferde, die zur Aufzucht hier sind. «Ich liebe Pferde», sagt die Bäuerin. «Es sind so edle Tiere. Es ist wunderschön, die Fohlen zu beobachten, das ist Lebensqualität für mich.» Sie liebt auch Menschen, bezeichnet sich als offen und unkompliziert, und die guten Beziehungen mit den Besitzern der Pensionspferde schätzt sie sehr.

Von der Marketingfachfrau zur Pferdezüchterin
Monique Stähli-Ansorg ist in Grächwil aufgewachsen. Schon als Kind half sie begeistert bei einem Bauern in der Nachbarschaft mit. Ging dann allerdings ins Gymnasium und wollte Meeresbiologin werden. Aus finanziellen Gründen war dies nicht möglich, deshalb machte sie die Ausbildung zur Direktionsassistentin. Mit ihrem ersten Mann gründete sie eine Firma für Zeitmessung. Sie arbeitete auch als Verbandssekretärin und später als Marketingfachfrau bei Swissgenetics und unterrichtete an der Migros-Klubschule Marketing, Buchhaltung und Anwenderinformatik.


Die Ehe ging in die Brüche, sie war alleine mit drei Kindern. Doch dann lernte sie 1996 Ruedi Stähli kennen, Schweinezüchter aus Seewil. 2007, nach zehn Jahren Praxis in der Landwirtschaft, begann sie als Quereinsteigerin die Ausbildung zur Landwirtin. Als klar war, dass sie sich auf Pferde spezialisieren würde, bildete sie sich hier zusätzlich weiter.
Die ersten Fohlen wurden 2009 geboren, sie tragen alle den Namen «von Sólbakka», das heisst «Sunnsite» auf Isländisch. Monique Stähli war schon oft auf der Insel im Nordatlantik. «Weil dort die genetische Auswahl viel grösser ist, züchten wir auch in Island mit ein paar wenigen, wertvollen Stuten.» Die ganze Familie Stähli reitet. Monique trainiert die Jungpferde beim Handpferdereiten und mittels Bodenarbeit. So werden sie verkehrssicher und gelassener. Zudem engagiert sie auch erfahrene Islandpferde-Trainerinnen zum Zureiten der Jungpferde, oder um auf dem Hof Reitkurse anzubieten.

Schier unerschöpfliche Energie
Stählis bauen Weizen und Mais an als Futter für die Schweine, dazu das Heu für die Pferde und Zuckerrüben. Monique unterstützt Ruedi bei allen anfallenden Stall- und Feldarbeiten. Dazu erledigt sie die Buchhaltung und den übrigen Papierkrieg. «Wir machen eigentlich fast alles gemeinsam, mein Mann und die Kinder helfen ja auch im Haushalt oder im Garten, wenn es nötig ist. Auch die Schwiegereltern unterstützen uns immer noch tatkräftig, was wir sehr schätzen.»


Monique Stähli scheint unerschöpfliche Energie zu haben. Entspannen kann sie sich beim Stricken, ihrer anderen heimlichen Leidenschaft. In jungen Jahren machte sie den Hochseesegelschein und das Tauchbrevet und reiste viel – heute aber ist es fast nicht möglich, länger in die Ferien zu fahren, denn sowohl Schweine als auch Pferde sind heikle Tiere, die man nicht jedem anvertrauen kann. Sie war aber gerade für drei Tage in Dänemark an den Islandpferde-Weltmeisterschaften.


Sonst liegt ab und zu ein Tagesausflug drin, oder sie und ihr Mann drehen am Abend eine Runde mit dem Töff. «In diesem Sommer gab es ja sogar mehr schöne Tage, als wir für die Ernte gebraucht haben, und so konnten wir doch ab und zu noch etwas unternehmen.»

Renate Bigler-Nägeli