Den ersten Katalog habe er noch eigenhändig mit der Schreibmaschine geschrieben und an der ersten Zucht- und Nutzviehauktion auf der Gartegg ging die teuerste Kuh für 8500 Franken weg. Alfred Zaugg aus dem emmentalischen Gohl wirkt seit 40 Jahren bei der Zucht- und Nutzviehauktion Schüpbach mit. 1982 war es seine erste Auktion, nächsten Freitag, den 2. Dezember 2022, ist es seine letzte. «Nach 40 Jahren ist es genug», meint Zaugg. Sein Rücktritt würde zudem sehr gut zu den Demissionen von Simonetta Sommaruga und Ueli Maurer passen.

Rolf Bürki rückt nach

Alfred Zaugg war in den Anfängen Geschäftsführer der Zucht- und Nutzviehauktion, danach hatte er das Amt des Sekretärs inne, welches er bis heute ausübte. Sein Nachfolger wird Rolf Bürki aus Eggiwil sein. Zaugg wird aber weiterhin der Genossenschaft mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Verabschiedung von Gantrufer Alois WyssMittwoch, 8. Dezember 2021 Die BauernZeitung besuchte Zaugg und seine Frau Emma zuhinterst im Mümpbach in Gohl und machte mit ihnen eine Zeitreise, zurück ins Jahr 1980, wo alles mit der Auktion im Oberemmental begann. So war der erste Austragungsort noch auf der Gartegg – dann waren die Auktionen jahrelang in der Markthalle in Langnau, und seit 2019 befinden sie sich in Schüpbach.

Vor 40 Jahren also überlegte sich Zaugg, wie man am besten die Kühe aus dem Oberemmental verkaufen könnte. Eine ideale Verkaufsplattform gab es damals noch nicht, warum also nicht mit einer Zuchtviehauktion starten? Zuerst musste aber ein versierter Auktionator her und da hörte Zaugg zum ersten Mal von Alois Wyss. 1980 kam es zum ersten Zusammentreffen zwischen dem Auktionator und Zaugg, und zwar an der Gummalp-Viehversteigerung im Berner Oberland. «Wyss unterstützte uns massgeblich am Aufbau einer Zucht- und Nutzviehauktion im Oberemmental», erinnert sich Zaugg gerne zurück.

Die Bauern überzeugen

Nun hiess es, die Züchter aus den Viehzuchtgenossenschaften Langnau, Trubschachen, Trub und Häleschwand anzuschreiben, damit man möglichst viele und gute Kühe an der ersten Zucht- und Nutzviehauktion auf dem Betrieb von Hans Lüthi auf der Gartegg anbieten konnte. Und noch eines musste vorab geklärt werden: Der Gemeinde-Weibel bestand darauf, dass nur er als Gantrufer in Frage komme. Denn aus seiner Sicht war es eine Versteigerung und keine Auktion, und bei einer Versteigerung hatten immer noch die Weibel das Monopol. «Erst als ich den Statthalter überzeugen konnte, dass es sich um eine Auktion und nicht um eine Versteigerung handelt, gab er grünes Licht, und so stand nicht der Weibel, sondern Alois Wyss schliesslich auf dem Podest», so Alfred Zaugg.

Etliche Topper-Kühe

Am 18. September 1982 war es dann so weit: 55 Kühe und Rinder standen an der ersten Zucht- und Nutzviehauktion auf der Gartegg im Angebot. Darunter auch mehrere Topper-Kühe oder James-, Weavers- und Firestar-Nachkommen. 600 Kataloge habe man damals drucken lassen, viel zu wenig für die rund 1000 Besucherinnen und Besucher. «Wir wurden vom Ansturm regelrecht überrumpelt», erinnert sich Alfred Zaugg zurück. Und auch die Verkaufszahlen sprachen für sich. 8500 Franken galt damals die teuerste Kuh, angeboten vom Pflegeheim Bärau, gekauft vom Händler Hermann Meyer aus Corcelles. Zaugg erinnert sich an eine positive Rechnung, die man präsentieren konnte. «Immerhin waren es 75 Franken und 50 Rappen, die wir vorwärts machten», sagt Alfred Zaugg schmunzelnd. Und was passierte damals mit dem Reingewinn? «Wir, also das OK, haben es versoffen», meint er ironisch. Dass es nicht zu mehr reichte, hatte damit zu tun, dass man damals die Festwirtschaft ausgelagert hat und diese durch die Viehzuchtgenossenschaft Langnau 2 geführt wurde.

In den 40 Jahren, von der ersten bis zu heutigen Zucht- und Nutzviehauktion, habe sich viel verändert. Nicht nur der Name, sondern auch der Standort von der Gartegg über Langnau bis nach Schüpbach wurde verlegt. Aber auch die Preise hatten früher noch andere Dimensionen: «Nicht selten lagen die Durchschnittspreise bei 5000 Franken», erinnert sich Zaugg. Und er könne sich noch gut an die teuerste Kuh erinnern, die jemals verkauft wurde: «Das war 1988, wo die Gebrüder Schenk, Geissschwand, eine bildschöne Sarazin-Tochter angeboten hatten. Diese Kuh stand damals in der gezielten Paarung und löste den Spitzenpreis von 15'000 Franken und wurde von der Familie Bachmann vom Jurahof in Langendorf gekauft.»

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Viel hat sich verändert

Nicht nur die Preise haben sich in den letzten 40 Jahren verändert, sondern auch die Kundschaft. «Früher wurde viel mehr auf das Exterieur geachtet», so Alfred Zaugg. Heute suche die Käuferschaft vermehrt nach einer problemlosen Kuh mit tiefen Zellzahlen, einer guten Milchleistung und hohen Inhaltsstoffen. «Reine Schaukühe werden heute meistens im Stall gehandelt, an den Zucht- und Nutzviehauktionen bezahlt niemand mehr so einfach 10'000 Franken für eine Kuh», ist er überzeugt.

Bis heute hat Alfred Zaugg 335 Zucht- und Nutzviehauktionen begleitetet, die Kataloge in Auftrag gegeben, einen Teil der Kühe besichtigt, und jeweils am Auktionstag von der Auffuhr bis hin zu den Finanzen war er bemüht, dass alles rund läuft. Begleiten ist vielleicht das falsche Wort: Denn wer eine Kuh, ein Rind oder ein Kalb für die Auktion anmelden will, der macht es immer noch telefonisch. Und da in Mümpbach kein Handy-Empfang besteht, kann man Zauggs auch nur via Festnetz erreichen. «Meine Frau hat sicher 80 Prozent der Telefonate und Anmeldungen entgegengenommen», sagt Zaugg anerkennend.

Ein vielfältiges Angebot

Für ihn ist klar, dass es auch nach seiner Ära mit der Zucht- und Nutzviehauktion Schüpbach weitergehen wird. «Man muss mit der Zeit gehen», so der 73-Jährige. Das heisst, auch in Zukunft muss man das anbieten können, was der Kunde will. Sei es eine einfache Nutzkuh, eine rare Biokuh oder einfach ein Rind für die Mutterkuhhaltung. «In Schüpbach versuchen wir jeden Monat aufs Neue, ein Angebot zusammenzustellen, das viele Interessenten anzieht, denn ohne gute Tiere auch keine Händler und ohne ein vielseitiges Angebot auch keine Privatkundschaft», ist Zaugg überzeugt.

Auktion am 2.  Dezember
Am Freitag, dem 2. Dezember, findet dieses Jahr die letzte Zucht- und Nutzviehauktion in Schüpbach statt. Ab 11 Uhr geht es los mit der Auktion durch Andreas Aebi. Im Katalog stehen 124 Tiere zum Verkauf. Zuerst stehen wiederum ein paar Kuh- und ein Stierkalb im Angebot. Ihre Väter sind Amaretto, Apple Crisp Kjell oder der SF-Stier Leo.

Rare Kühe im Angebot
Dann folgen schon die ersten Kühe: Erst- und Zweitlaktierende sind in der Überzahl. Zum Beispiel stehen eine Chief-Tochter, linear mit G+ 84 in der ersten Laktation, oder eine Power-Tochter mit G+ 83 im Angebot. Gespannt darf man sicher auch auf eine frisch gekalbte Zweitkalbskuh sein: Ihr Vater, der bekannte Holsteinstier Lookout, ist maximalpunktiert mit 44 44 94. Aber auch viele sehr gut ausgewiesene SF-Kühe stehen zum Verkauf.

Vielfältig und interessant
In Schüpbach ist man gewohnt, dass es auch einige Biokühe zu kaufen gibt. Dies ist auch am 2. Dezember nicht anders. Gut ausgewiesen und gut beurteilt, dürften sie auf gute Preise hoffen. Auch einige Rinder für die Mutterkuhhaltung sind im Katalog aufgeführt. Die meisten von ihnen sind kurz vor der Abkalbung oder sie sind frisch besamt. Auf jeden Fall ist das Angebot wiederum vielfältig und interessant, genau richtig für eine erfolgreiche Zucht- und Nutzviehauktion.