Dieser Artikel erschien im Magazin FrauenLand - welches per Juni 2021 eingestellt wurde.

Zugegeben: Der Anbau von Schnittblumen ist ein wenig aus der Mode gekommen. Ob es daran liegt, dass man jederzeit beim Grossverteiler günstige Blumensträusse kaufen kann? Oder weil es fast überall Blumenfelder zum Selberschneiden gibt?

Das Schnittblumenbeet im Garten kann mit Frische und Verfügbarkeit trumpfen: Ohne Strassenkleider anziehen und sich die Haare richten zu müssen, kann man frühmorgens einen Strauss für den Frühstückstisch ernten. Darüber hinaus sind Schnittblumen günstig, der Ertrag ist ergiebig und es macht Spass, sich selbst mit Blumen zu «beschenken».

Schnittblumen säen, pflanzen, ernten

Das hier vorgestellte Dutzend ist pflegeleicht. Das einzige, was diese Pflanzen brauchen, ist eine Stütze, damit sie nicht um- oder auseinanderfallen. Schliesslich sollen die Stiele eine gewisse Länge haben, damit man sie vielseitig einsetzen kann.

Ein einfaches Stütznetz mit Pfosten oder Bambusstäben reicht. Man kann auch im Abstand von einem halben Meter Pfosten an den Beetrand und in die Beetmitte setzen und diese mit Schnüren auf zwei Höhen miteinander verbinden, so dass ein Gitter entsteht.

Schnittblumen entspitzen

Manche Schnittblumen-Arten sollten zudem in der Jugend entspitzt werden, damit sie buschiger wachsen und mehr Blüten ansetzen: Dabei kappt man den Mitteltrieb, um die Seitentrieb- und Blütenbildung zu fördern. Ansonsten gilt eigentlich nur: Säen, pflanzen und fleissig ernten.

Schnittblumen stellen meistens keine hohen Ansprüche an die Düngung, ein lockerer Boden und ein wenig Kompost (zwei Liter pro Quadratmeter) genügen vollauf. Für die Vase werden vor allem ein- und zweijährige Blumen, Ziergräser und allenfalls noch die eine oder andere Blattgrünpflanze kultiviert.

Um den ganzen Sommer über Sträusse binden zu können, empfiehlt es sich, auf Vielfalt zu setzen: Ein viertel bis halber Quadratmeter pro Pflanzenart ist besser als zwei Quadratmeter derselben Art. Wer je zwei bis vier Pflanzen der folgenden Arten anbaut hat im Sommer sicher eine bunt gefüllte Vase. Der Schnittzeitpunkt entscheidet meistens über die Haltbarkeit, er ist von Art zu Art verschieden.

Schnittblumen: Bartnelken

Wer noch dieses Jahr Bartnelken (Dianthus barbatus) ernten will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder man kauft Setzlinge oder sät einjährige Bartnelken. Normalerweise sind Bartnelken nämlich zweijährig, das heisst, sie werden im Spätsommer gesät, im Herbst gepflanzt und blühen dann im folgenden Jahr.

Wenn man sie regelmässig schneidet (sobald sich die ersten drei oder vier Einzelblüten geöffnet haben) kann man sie rund drei Monate lang ernten. Lassen Sie den Pflanzen genügend Platz: Ein Pflanzabstand von 30 × 40 cm sollte eingehalten werden.

Schnittblumen: Jungfer im Grünen

Die kurzlebige Jungfer (Nigella damascena) sät man am besten Ende Frühjahr an Ort und Stelle und wiederholt die Saat im Früh- und Spätsommer noch einmal. Nach dem Auflaufen sollte man auf 20 × 25 cm Abstand ausdünnen.

Die Jungfer verträgt keinen Dünger, sie schiesst sonst ins Kraut und «vergisst» die Blütenbildung. Ansonsten ist sie unkompliziert. Wenn man den richtigen Schnittzeitpunkt verpasst hat, kann man sie ausreifen lassen, die Samenkapseln ernten, solange sie noch grün sind und zum Trocknen aufhängen. Die Jungfernblüte gibt es übrigens nicht nur in blau, sondern auch in weiss und rosa.

Schnittblumen: Kornblumen

Früher waren Kornblumen (Centaurea cyanus) ein lästiges Ackerunkraut, heute sät man sie wieder im Garten aus. Gesät wird entweder im Frühjahr oder im Herbst, an Ort und Stelle oder in Saatschalen. Wenn die Pflanzen 15 cm hoch sind, sollten sie entspitzt werden. Der ideale Pflanzabstand liegt bei 25 × 30 Zentimetern.

Es gibt blaue, weisse, rosa und ganz dunkelrote, fast schwarze Sorten. Die Blüten sollten möglichst früh geschnitten werden, sobald sich die Knospen zu färben beginnen. Bereits aufgeblühte Blüten halten nur ein paar Tage. 

Schnittblumen: Leberbalsam

Für die Vase eignen sich nur langstielige Sorten wie zum Beispiel «Schnittwunder» oder «Timeless». Leberbalsam (Ageratum houstonianum) sollte im Haus vorgezogen und schon früh entspitzt werden, sobald er fünf Laubblätter hat.

Wenn er nach dem letzten Frost ausgepflanzt wird, blüht Leberbalsam den ganzen Sommer hindurch. Der Pflanzabstand beträgt 25 × 30 cm. Es sind auch Sorten mit rosa Blüten oder  Sortenmischungen erhältlich. Schneidet man die Pflanzen, sobald die Hälfte der Blütenköpfe aufgeblüht sind, halten sie sich eine Woche in der Vase.

Schnittblumen: Löwenmäulchen

Eigentlich sind Löwenmäulchen (Antirrhinum majus) mehrjährige Stauden, da sie aber keinen Frost ertragen werden sie in der Regel wie Einjährige gezogen. Die Anzucht erfolgt im Haus, sobald eine Pflanze auf beiden Seiten Laubblätter hat wird sie entspitzt.

Nach dem letzten Frost wird im Abstand 40 × 40 cm gepflanzt. Geschnitten wird, wenn ungefähr ein Drittel der Blüten geöffnet ist, dann halten sie sich in der Vase am besten. Die Sortenvielfalt ist gross, sowohl was Farben als auch Pflanzenhöhe angeht. Für die Schnittblumennutzung ist eine gewisse Stiellänge erwünscht.

Schnittblumen: Rittersporn

Der einjährige Rittersporn (Consolida ajacis) ist wesentlich blühfreudiger als der Staudenrittersporn. In der Vase hält er sich wacker, wenn man ihn schneidet, sobald sich die untersten Blüten öffnen. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr oder im Frühherbst.

Wenn die Pflanzen zehn Zentimeter hoch sind, werden sie entspitzt. Die Setzlinge sollte man unbedingt mit einem Schneckenkragen schützen, sonst wird das nichts mit dem Blumenstrauss. Auch Rittersporn gibt es in zahlreichen Farben, von weiss über pink bis purpur und verschiedene Blautöne. Pflanzabstand 35 × 40 cm.

Schnittblumen: Skabiosen

Es gibt ein- und mehrjährige Skabiosen (Scabiosa atropurpurea), die Einjährigen sind blühfreudiger. Skabiosen werden relativ hoch. Schnitttechnisch sind sie sehr flexibel: Man kann sie sowohl mit geschlossener als auch geöffneter Blüte schneiden, sogar die Samenstände wirken noch attraktiv. Die Pflanzen sollten einen Abstand von 35 × 40 cm haben.

Schnittblumen: Strandflieder

Wie die Jungfer im Grünen macht der geflügelte Strandflieder (Statice Limonium sinuatum) auch noch im getrockneten Zustand eine gute Figur. Er behält sogar seine Farbe! Zumindest, wenn man ihn schneidet, bevor sich die Blüten vollständig geöffnet haben und ihn im Dunklen hängend trocknen lässt.

Für die Vase erfolgt der Schnitt sogar noch ein wenig früher, sobald die winzigen Blüten in den Papierkelchen zu sehen sind. Gesät wird so früh wie möglich im Haus, nach dem Frost kann man dann im Abstand 30 × 35 cm auspflanzen.

Schnittblumen: Wilde Möhre Daucus

Die robuste Wilde Möhre (Daucus carota) ist keine klassische Schnittblume, sondern eher eine Strukturpflanze, mit der Sträusse aufgelockert werden können. Sie halten lange in der Vase und können auch getrocknet werden.

Normalerweise sind Möhren zweijährig, aber einige Sorten blühen schon im ersten Jahr, darunter auch solche mit dunkelvioletten Blüten. Wilde Möhren werden Anfang Frühjahr gesät und Ende Frühjahr gepflanzt. Sie können ziemlich hoch werden. Der empfohlene Pflanzabstand liegt bei 25 × 25 cm. Der Schnitt erfolgt, sobald sich die winzigen Blüten öffnen.

Schnittblumen: Zinnien

Die farbenfrohen Blüten der Zinnien (Zinnia elegans) sorgen bis tief in den Herbst hinein für Straussmaterial. Gesät wird im Frühling. Wenn sie die ersten vier Laubblätter entwickelt hat, wird die Pflanze entspitzt und nach dem letzten Frost im Abstand 25 × 30 cm ins Freie gepflanzt.

Ein Schneckenkragen ist empfehlenswert. Der Schnitt erfolgt, wenn sich die Blüte ganz geöffnet hat, die Mitte aber noch kompakt ist. Zinnien sind dankbare Blüher – sofern es nicht ständig regnet oder sehr kalt ist. Im heissen, trockenen Sommer 2018 blühten die Zinnien bei mir unermüdlich, obwohl sie nur einmal im Monat gegossen wurden.

 

Ein-, zwei- und mehrjährige Blumen

Einjährige werden im gleichen Jahr gesät, in dem sie auch geerntet werden. Zweijährige blühen dagegen in der Regel erst im Jahr nach der Aussaat. Allerdings sind manche Einjährige, wie zum Beispiel Löwenmäulchen, genau genommen mehrjährige Pflanzen. Sie ertragen nur keinen Frost und müssen deshalb jedes Jahr wieder frisch gesät werden.

In milden Lagen mutieren sie manchmal zu Zweijährigen. Als wäre das nicht schon verwirrend genug, gibt es auch Sorten von zweijährigen Arten, die einjährig gezogen werden können. Das ist zum Beispiel bei Bartnelken der Fall. Abgesehen davon blühen Zweijährige manchmal auch schon im selben Jahr, wenn sie zum Beispiel durch Kälte oder Trockenheit gestresst wurden. Die Natur ist und bleibt eine Wundertüte.