Diese Woche lancierten verschiedene Umweltverbände ein Referendum gegen die Revision des Jagd- und Schutzgesetzes. Am Anlass in Bern wurde eher wenig über den Wolf gesprochen. Daher einige Fragen den Urs Leugger-Eggimann, Biologe und Zentralsekretär von Pro Natura.

Was müsste gemacht werden, um den Wolf besser regulieren zu können?

Bereits heute ist eine akzeptable Regulation des Wolfs möglich, nicht nur von Einzeltieren, sondern unter gewissen Bedingungen auch von Rudeln. Das zeigt das jüngste Beispiel in Graubünden: das Bundesamt für Umwelt Bafu hat den Antrag des Kantons gutgeheissen und dem Abschuss von vier Jungwölfen zugestimmt.

Bräuchte es gesetzliche Anpassungen zum Wolf?

Der bisherige gesetzliche Rahmen ermöglicht ein Nebeneinander von Wolf und Schafhaltung oder Alpwirtschaft. Allerdings braucht es dazu auch ein gewisses Umdenken und Massnahmen in der Viehhaltung, etwa passende Zäune, und Herdenschutzhunde.

Was sagen Sie dazu, dass

der Wolf grosse Kosten verursacht?

Wir nehmen die Bedenken und die Unsicherheit der betroffenen Menschen ernst. Bei der Entschädigung ist wichtig, dass sie an Präventionsmassnahmen geknüpft ist; ein Riss aus einer ungeschützten Herde sollte nicht entschädigt werden. In Anbetracht der Biodiversitätskrise und der Bedeutung des Wolfes für die Ökosysteme sind die angesprochenen Kosten absolut verhältnismässig.

Wird Ihrer Meinung genug Entschädigung gezahlt?

Die Höhe der finanziellen Unterstützungen ist ein politischer Entscheid. Das Geld kommt von der öffentlichen Hand und daher müssten die politischen Entscheidungsträger bzw. die Bevölkerung einer Erhöhung zustimmen.

Würden Sie eine strengere Verordnung zum Thema Wolf unterstützen?

Man könnte die Motion Engler umsetzen, so dass nicht der ganze Artenschutz leidet. Unter Bundesaufsicht sollte eine Wolfsregulation möglich sein, gerade wenn in Zukunft eine stabile Population aufgebaut ist. Eine wichtige Voraussetzung wäre ein flächendeckender Herdenschutz.

Der Wolf macht Angst und verursacht Kosten – was nützt er?

Dieses geschützte Tier ist ein wichtiger Teil des Ökosystems. So unterstützt auch der Schweizerische Forstverein unser Referendum, weil Wölfe die Waldverjüngung verbessern. Sie kontrollieren die Bestände von Hirschen und Rehen und beeinflussen ihr Verhalten. So kommt es zu weniger Wildverbiss. Das ist insbesondere für Schutzwälder wichtig.