Der Kaufkraftschwund der Bevölkerung macht es den Labelorganisationen momentan nicht leicht, ihre Produkte am Markt abzusetzen. Davon ist auch die Genossenschaft Gran Alpin betroffen, die den Bergackerbau in den Bündner Bergtälern fördert. Produziert wird nach den Richtlinien von Bio Suisse. 2023 lieferten 130 Produzenten rund 700 t Berggetreide. 

Verzögerte Ernteauszahlung

An der Generalversammlung vom letzten Freitag in der Bündner Arena in Cazis hatten Gran-Alpin-Präsident Andri Baltermia und Geschäftsführerin Sandra Kunfermann die undankbare Aufgabe, den Genossenschaftern und Produzenten das negative Jahresergebnis 2023 zu verkünden. Die Jahresrechnung schloss mit einem Verlust von rund Fr. 28 000.– ab. Nicht ohne Folgen, denn die dadurch verursachten Liquiditätsprobleme führten zu nicht termingerechter Auszahlung der Ernte 2023.

Andri Baltermia räumte Fehler in der Anbauplanung und in der Getreidesammelstelle ein. Der Abverkauf von Roggen ist rückläufig und hat schon in den vorangehenden Jahren Probleme bereitet. Als endlich ein Abnehmer gefunden wurde, war der gelagerte Roggen durch Ungeziefer und Hanf verunreinigt und musste entsorgt werden.

Braugerste ist sehr gesucht. Aber Qualität und Keimfähigkeit waren ungenügend. Auch beim Weizen lief es nicht optimal. Aufgrund der knappen Lagerkapazitäten musste der Weizen zum ungünstigsten Zeitpunkt zu schlechten Preisen ausgelagert und verkauft werden. Dazu reihten sich 2023 Umsatzverluste, weil beispielsweise zu wenig Speisegerste produziert wurde. «Wichtig ist es, daraus zu lernen und die richtigen Schlüsse zu ziehen», schloss Andri Baltermia. Die Preise 2024 werden um 2 bis 5 Fr./dt sinken. Angenommen wird nur, was in der Anbauvereinbarung festgelegt wurde. Bis anhin gab es bei einem guten Abverkauf eine Nachzahlung. Damit ist Schluss. «Wir verzichten in guten Jahren auf Nachzahlungen, sodass wir über genug Mittel verfügen, dass die Auszahlung jedes Jahr termingerecht erfolgt», kündigte er an.

Lagerkapazität muss her

Eine weitere Massnahme betrifft die Getreidesammelstelle. Nächstens schliesst Gran Alpin mit ihr einen Zusammenarbeitsvertrag ab, sodass klar ist, wer bei Kontamination von Getreide haftet. «Existenziell, damit wir qualitativ einwandfreies Berggetreide liefern können, ist die Erweiterung von Lagerkapazität», setzte Maria Egenolf an.
Die Getreidesammelstelle in Landquart habe heute eine Kapazität von 1500 t, angeliefert würden 3500 t, davon rund 700 t Berggetreide. Mit der Konsequenz, dass Getreide rasch ausgelagert werden müsse. «Wichtig ist uns nicht nur mehr Lager, sondern auch die Sorgfalt. Biogetreide muss mehrmals umgelagert und durchlüftet werden», ergänzte Egenolf. [IMG 2]

An der GV konkretisierte sich das Projekt Siloerweiterung, das mit der Landi Graubünden und der Getreidesammelstelle erfolgen soll, mit geschätzten Kosten von 1 Mio Fr. Da Gran Alpin über keine Eigenmittel verfügt, springen Kanton und Bund ein. Allerdings erst nach einer Vorabklärung, die durch den Plantahof im Rahmen eines Gesamtkonzepts und eines Businessplans erfolgen wird. «Schön wäre es, wenn die Silozellen für die Ernte 2026 bereitstehen würden», schloss Egenolf.


«Wir brauchen mehr Silozellen»

Die Siloerweiterung ist für Gran Alpin prioritär. Nun wird mit dem Plantahof nicht nur ein Businessplan entwickelt, sondern ein Gesamtprojekt. Dafür sind sicherlich jede Menge Sitzungen und Protokolle nötig. Warum blähen Sie das Bauprojekt dermas­sen auf?

[IMG 3] Gian Demarmels: Ein Gesamtprojekt Gran Alpin macht Sinn. Wenn investiert wird, muss man wissen, wo man in zehn Jahren steht. Dafür braucht es eine Zukunftsstrategie.
Im April trifft sich der Vorstand zusammen mit Maria Sutter vom Plantahof zu einer Strategiesitzung. Dabei wird die Gesamtstrategie festgelegt.
Vielleicht produzieren wir in zehn Jahren über 1000 t, vielleicht produzieren wir auch Leguminosen wie Ackerbohnen. Solche Szenarien wollen geprüft sein.

Gibt es neben der Erweiterung der Silozellen noch weitere Projekte, die im Rahmen einer Gesamt­strategie evaluiert werden?

Wichtig für uns ist eine Trocknungsanlage für Kleinmengen. Die jetzige Trocknungsanlage funktioniert nur gut, wenn 8 t auf einmal getrocknet werden. Aber unsere Braugerste oder unser Buchweizen wird in Chargen von 1 bis 2 t angeliefert. Auch muss Braugerste mit kalter Luft getrocknet werden, damit die Keimfähigkeit erhalten bleibt. Bei uns zählt halt nicht nur der Anbau, sondern auch die Sorgfalt in der gesamten Wertschöpfungskette.

Enthält Ihr Kriterienkalolog auch eine Anlage zum Ent­spelzen von Dinkel? Das wäre seitens von Urdinkel sehr erwünscht.

Wir haben das Anliegen von Urdinkel im Vorstand besprochen. Man muss die Spelzen auch lagern können. Da wir jetzt schon zu wenig Lagerkapazität haben, kommt Entspelzen für uns nicht infrage. Das können wir uns nicht leisten. Man fragt sich aber auch, wie es mit Urdinkel weitergeht. Uns sitzt die Erfahrung mit dem Roggen im Nacken. Vor zehn Jahren war Roggen der Hype. Nun sinkt die Nachfrage massiv und wir schreiben Verluste.