Die «grössten», aber auch die nachhaltigsten Fresser sind Milchkühe – ihr Futter stammt zu einem grossen Teil aus der Schweiz. Im Gegensatz dazu ist der Importanteil bei Geflügelfutter höher, heute wird für ein Ei aber auch nur noch halb so viel Futter verwendet als noch in den 1970er-Jahren. Im neuen Fokusmagazin «Das fressen Kuh, Schwein & Co.» hat der Schweizer Bauernverband (SBV) Fakten zu den verschiedenen in der Schweizer Nutztierhaltung zum Einsatz kommenden Futtermittel zusammengetragen: Zentral geht es um die Frage, was die hiesigen Nutztiere fressen und woher ihr Futter kommt. Die Zahlen stammen mehrheitlich von Agristat, der Statistikabteilung des Schweizer Bauernverbandes und von der Eidgenössischen Zollverwaltung, aber auch von der Agrarforschung Schweiz des Bundes oder aus dem aktuellsten Agrarbericht des Bundeamtes für Landwirtschaft.

Wie viele Tiere fressen?

Um eine differenzierte Aussage zu den Tierbeständen in der Schweiz zu machen, wurden die Nutztierbestände im Bericht in vergleichbare Grossvieheinheiten GVE umgerechnet. Eine 650 Kilogramm schwere Kuh entspricht einer GVE, ein Mastschwein sowie Schafe und Ziegen über ein Jahr alt entsprechen 0,17 GVE, ein Masthuhn entspricht 0,004 GVE und eine Legehenne 0,01 GVE. Der Vergleich in GVE zeigt, dass die Tierbestände von Rindvieh, Schweinen, Schafen, Ziegen, Equiden und Geflügel in den letzten 40 Jahren von rund 1,7 Millionen GVE auf rund 1,3 Millionen Einheiten abgenommen haben und seit den 1990er-Jahren ziemlich konstant geblieben sind.

Beim Rindvieh und den Schweinen haben die Bestände seit 1978 deutlich abgenommen – von knapp 1,3 Millionen auf gut 900’000 GVE beim Rindvieh und rund 300’000 auf nicht ganz 200’000 GVE bei den Schweinen. Bei den Schafen, Ziegen und Equiden als auch beim Geflügel haben die Tierbestände in GVE hingegen leicht zugenommen. Betrachtet man gerade beim Geflügel aber die totalen Zahlen, so bedeutet die leichte Bestandszunahme in GVE eine Verdoppelung der eigentlichen Anzahl Tiere seit 1975: Aus Zahlen des Bundesamts für Statistik ist ersichtlich, dass der Geflügelbestand 1975 rund 6,5 Millionen Tiere betragen hat – 2019 betrug der Geflügelbestand 11,9 Millionen Tiere.

Schweizer Futtermittelherstellung

Auf fast 80 Prozent der knapp 1,5 Millionen Hektaren Land, welche die Schweizer Bäuerinnen und Bauern bewirtschaften, wachsen Gras, Klee Kräuter und Wildpflanzen. Auf den restlichen rund 400’000 Hektaren wird Acker-, Gemüse-, Obst- und Weinbau betrieben. Die Nutztiere in der Schweiz fressen jährlich rund 30 Millionen Tonnen Futter – umgerechnet in Trockensubstanz und ohne Wasser macht das ungefähr 8 Millionen Tonnen. Klee, Gras sowie Kräuter haben mit rund 66 Prozent den grössten Anteil an den gesamthaft verwendeten Futtermitteln und – umgerechnet in Trockensubstanz – gut 5,1 Millionen Tonnen Wiesen- oder Raufutter wird entweder direkt als Weidefutter oder in Form von Heu, Emd oder Grassilage vor allem von Wiederkäuern wie Kühen, Ziegen oder Schafen verwertet. Entsprechend der grossen Grünlandfläche stammt das Wiesen- und Raufutter zu 95 Prozent aus der Schweiz. Auch bei Futtermittel aus einjährigem Futterbau kann die Schweizer Landwirtschaft grösstenteils Futtermittel aus Schweizer Produktion verfüttern: Die Futterpflanzen aus dem einjährigen Futterbau wie dem Mais stammen zu praktisch 100 Prozent aus der Schweiz.

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84 Prozent Schweizer Futter

Neben Raufutter und Futterpflanzen landen auch rund 11 Prozent Getreide und Hülsenfrüchte auf dem Futtertisch oder im Futtertrog der Schweizer Nutztiere. Allerdings vermag die Schweizer Landwirtschaft hier nur etwa die Hälfte der rund 800’000 Tonnen benötigten Trockensubstanz an Futtergetreide wie Futterweizen, Gerste, Maiskörner oder Hafer sowie Futtererbsen oder Ackerbohnen selber herstellen. Und auch bei den rund 10 Prozent Futtermittel aus pflanzlichen Nebenerzeugnissen wie den Pressrückständen aus der Herstellung von Soja-, Sonnenblumen- oder Rapsöl, den Müllereinebenprodukten oder den Zuckerrübenschnitzel können Landwirtinnen und Landwirte nur bei den Nebenprodukten aus der Zuckerverarbeitung zu einem grösseren Teil auf Schweizer Futtermittel zurückgreifen. Bei den Ölkuchen stammt der grosse Teil aus dem Ausland, bei den Nebenerzeugnisse aus den Mühlen sind es rund 50 Prozent.

Bei den tierischen Futtermitteln ist die Herkunftsbilanz wieder besser: Rund 90 Prozent dieser Futtermittel stammen aus der Schweiz und rund 80 Prozent der tierischen Futtermittel stammen aus der Milchproduktion. Es handelt sich dabei um Milch – beispielsweise für die Kälberaufzucht – oder Molke aus der Käseherstellung, die in der Schweinehaltung Verwendung findet.

Unter dem Strich stammen laut Bericht des Schweizer Bauernverbandes heute rund 84 Prozent der eingesetzten Futtermittel aus inländischer Produktion. Die Inlandanteile unterscheiden sich je nach Tier- und Futtermittelkategorie allerdings stark, so stammt ein grosser Teil des bei Legehennen oder Mastpoulets verwendeten Futters aus dem Import, da Geflügelfuttermittel aus Energieträgern wie Getreide, Mühlennebenprodukten und Proteinträgern wie Soja-, Raps- und anderen Ölschroten besteht. Die restlichen 16 Prozent der in der Schweiz gesamthaft verfütterten Futtermittel werden importiert oder fallen als Nebenprodukt von importierten Rohstoffen an. Laut Bericht stammen über 80 Prozent dieser Importfuttermittel aus Europa.

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Beschränkte Ressourcen

Fleisch, Milch und Eier, die in der Schweiz über den Ladentisch gehen, stammen mehrheitlich auch aus Schweizer Produktion. Das widerspiegelt sich entsprechend im Brutto-Selbstversorgungsgrad: Aktuell kann sich die Schweiz zu 60 Prozent selber versorgen – bei Milch und Milchprodukten liegt der Selbstversorgungsgrad mit über 110 Prozent sogar über der benötigten Menge und ein Teil der Produktion wird entsprechend exportiert. Bei Fleisch beträgt der Selbstversorgungsgrad gut 80 Prozent, wobei der Selbstversorgungsgrad bei Schweine- und Rindfleisch bei rund 90 Prozent liegt, bei Geflügelfleisch allerdings nur bei knapp 60 Prozent. Auch bei den Eiern liegt der Selbstversorgungsgrad bei rund 63 Prozent. Die hiesige Landwirtschaft kann die Nachfrage nach in der Schweiz produzierten Produkten also nicht in allen Belangen decken und eine vollständige Versorgung mit inländischen Lebensmitteln ist unmöglich. Bei einigen Produkten – beispielsweise Eiern oder Pouletfleisch – wäre der Selbstversorgungsgrad ohne den Einsatz von importierten Futtermitteln sogar weitaus tiefer als aktuell. 

Die Ressourcen in der Schweiz sind begrenzt – besonders die nur beschränkt zur Verfügung stehende wertvolle Ressource Boden. Aufgrund der Topographie und der Höhenlage können nur gut 400’000 Hektaren Land in der Schweiz für den Anbau genutzt werden. Und diese Fläche wird noch aufgeteilt in Futtermittelanbau und Nahrungsmittelanbau. Heisst, wenn mehr Futtermittel angebaut würde, um beispielsweise den Auslandanteil von Futtermittel für die Geflügelfütterung zu vermindern, ginge das allenfalls auf Kosten des Gemüse- oder Obstbaus und würde dort den Selbstversorgungsgrad verringern. Dieser liegt bei den hundert bedeutendsten Gemüsen in der Schweiz aktuell bei 52 Prozent.

Futtermittel sind für die Landwirtschaft bei der Produktion von tierischen Nahrungsmitteln ein wichtiges Mittel und mitunter auch ein Kostenfaktor. Die regionale Futterproduktion hat deshalb auch grosse Bedeutung, allerdings sind einige Produktionsbereiche trotzdem von ausländischen Futtermitteln abhängig. Die Erhöhung des Inlandanteils von Futtermittel ist aber nicht ganz einfach. In Zukunft muss sich die Schweizer Landwirtschaft deshalb auch Gedanken über alternative Futtermittel machen. Im Bereich Insektenproteine als Ergänzung im Futtermittelkreislauf wird laut Bericht beispielsweise bereits geforscht, auch wenn die Forschung noch am Anfang steht.