Im Anbau von Pflanzkartoffeln gelten die geflügelten Blattläuse als sehr gefährliche Schädlinge. Sie können mit ihrem Speichel unerwünschte und für die Qualität des Pflanzgutes sehr gefährliche Viren übertragen. Dies kann zu einer Aberkennung des Pflanzgutes führen. Davon sind auch die Saatkartoffelproduzenten in der Vermehrungsorganisation (VO) Ost betroffen. So mussten 2022 knapp 6 Prozent oder 5,55 ha infolge eines Virusbefalls aberkannt werden. Dies wiederum hat grosse Kosteneinbussen für die entsprechenden Produzenten zur Folge. Doch nun wurde ihnen eine alternative, nachhaltige Bekämpfung der Blattläuse vorgestellt.  

Blattläuse mit Stroh überlisten

Eine direkte Bekämpfung der Blattläuse auf den Kartoffelstauden kann nur noch erfolgen, indem man die Stauden sofort vernichtet. Kürzlich zeigte Patrice de Werra von der Agroscope vor den Ostschweizer Pflanzkartoffelproduzenten eine mögliche Alternative für die natürliche Bekämpfung der Blattläuse auf, die im französischen Pflanzkartoffel­anbau bereits im breiten Ausmass im kombinierten Kampf gegen den Y-Virus eingesetzt wird. 

Bei diesem Verfahren werden die Blattläuse als Träger der Viren mit einer einfachen Kulturmassnahme überlistet: «Fliegen die Blattläuse in ein Kartoffelfeld ein, so können sie farblich die grünen Stauden vom offenen Boden optisch unterscheiden. Wird der offene Boden aber vor dem Auflaufen der Stauden mit Strohmulch bedeckt, können sie die Stauden vom Stroh nicht mehr unterscheiden», führt Patrice de Werra aus. Grundsätzlich werden einfach weniger geflügelte Blattläuse auf den Parzellen mit Stroh gefangen.

Auf mechanische Unkrautbekämpfung verzichten

Diese Begebenheit hat nun ein Teil der rund 210 französischen Saatgutproduzenten unter dem Dach des niederländischen Kartoffelzucht- und -vermarktungsunternehmens HZPC aufgenommen und setzt diese Abdeckung entsprechend ein. Dieser Einsatz von Strohmulch setzt aber voraus, dass man auf eine mechanische Unkrautbekämpfung verzichtet, da das Stroh nach dem Pflanzen erst nach der Unkrautbehandlung und vor dem Auflaufen der frisch gepflanzten Kartoffeln verteilt werden kann.  

Vielversprechende Erfolge

2020 startete man in Frankreich mit drei Feldern im Norden, im Osten und in der Normandie. Ein Jahr später wurde dieses Verfahren bereits auf 25 Betrieben testmässig auf einer Gesamtfläche von über 100 ha und mit Einzelflächen von 1,5 bis 25 ha angewendet. «Man verzeichnete 2022 aber auch in den Niederlanden und der Tschechischen Republik vielversprechende Tests», fügte de Werra an. Konkret werden 3,5 bis 5 t vom besten gehäckselten Stroh pro Hektare eingesetzt. Zum Einsatz kommen Quaderballen, weil dafür mit dem Einstreugerät für Hühnerställe die notwendige Technik bereits vorhanden ist. Bei der Ernte spielt das Stroh kaum noch eine Rolle, wobei es einen durchaus positiven Nebenwert zeigt, indem es die Feuchtigkeit zurückhält. Die dabei notwendige Low-Technik ist leicht mechanisierbar und nicht zulassungspflichtig. 

Ob nun einzelne Produzenten der VO Ost sich zu einem Versuch mit diesem Stroheinsatz verleiten lassen, muss sich zuerst noch zeigen. Gerade in der aktuellen Zeit, wo Ökologie und Nachhaltigkeit in aller Munde sind, könnte es ein Anstoss sein, da dafür bekanntlich keine staatliche Zulassung benötigt wird. Allfällige Resultate werden aber unter den Saatkartoffelproduzenten sicher diskutiert.