Am vergangenen Samstag lud die Umweltkommission der Gemeinde Kappel SO zur naturkundlichen Exkursion ein. Etwa 60 interessierte Einwohnerinnen und Einwohner von Kappel und Umgebung kamen bei Sonnenschein, um mehr über den Schutz des Grundwassers und laufende Forschungsarbeiten zu erfahren.

Projekte vorgestellt

Zur Begrüssung erklärte Rainer Hug vom Amt für Umwelt (AfU) Solothurn und Präsident der Nitratkommission Gäu-Olten den Unterschied zwischen zwei aktuell laufenden Projekten in der Region, dem Nitratprojekt und dem Forschungsprojekt NitroGäu. Im Nitratprojekt Gäu-Olten arbeiten seit dem Jahr 2000 Landwirte, Wasserversorger und Kanton zusammen, um Nitrateinträge ins Grundwasser zu verringern. Die Landwirte verpflichten sich dabei zu einer angepassten Bewirtschaftung, wofür sie finanziell entschädigt werden. Neben der Stilllegung von Flächen als extensive Wiesen betreffen die Massnahmen vor allem die Fruchtfolge. Ein weiterer Anstieg der Nitratkonzentrationen in den Pumpwerken in der Region konnte so verhindert werden. Da die mittlere Verweildauer im Grundwasser aber 20 Jahre beträgt, lässt sich die Wirksamkeit einzelner Massnahmen schwer beurteilen.

Messung der Auswaschung

Daher überprüft das Forschungsprojekt Nitro-Gäu seit 2017 die Massnahmen des Nitratprojekts durch direkte Messung der Nitratauswaschung unter Feldern im Gäu. Projektleiterin Else Bünemann vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) gab einen kurzen Überblick über das Projekt, das Untersuchungen im Ackerbau und Gemüsebau durchführt und auch neue Massnahmen im Bereich Düngung prüft. Danach zeigten die zwei Doktorandinnen Hannah Wey von der ­Universität Neuenburg und Hanna Frick vom FiBL die Messinstrumente und Forschungsansätze im Feld. Auch wurden erste vorläufige Ergebnisse zu Nitratauswaschung unter Mais, Kunstwiese und Getreide präsentiert. Für Schlussfolgerungen ist es noch zu früh, da die Witterung einen grossen Einfluss hat. Daher sei es wichtig, mehrere Jahre lang zu messen. Das Publikum erhielt am Samstag einen guten Eindruck davon, wie viel Arbeit hinter den Ergebnissen steckt.

Ernteresten im Gemüsebau

Auch erste Erkenntnisse aus dem Gemüsebau wurden präsentiert. Dort scheint neben der Düngung auch der Stickstoff in den Ernteresten ein wichtiger Ansatzpunkt für Verbesserungen zu sein. So können beispielsweise überhöhte Qualitätsansprüche der Verbraucher dazu führen, dass die Ware nicht marktfähig ist und untergepflügt wird. Bei ausbleibender Ernte bleibt aber viel Stickstoff auf den Feldern, der nachher ausgewaschen werden kann.

News zu Chlorothalonil

Bei der Abschlussdiskussion ging es dann auch um Rückstände von Pflanzenschutzmitteln wie Chlorothalonil, die im Grundwasser gefunden werden. Lena Gisiger vom Amt für Umwelt erklärte den interessierten Zuhörern die aktuelle Situation, die durch verfeinerte Messmethoden sowie neue Erkenntnisse betreffend möglicher Gesundheitsrisiken entstanden ist. Die Wasserversorger in der ganzen Schweiz haben jetzt zwei Jahre Zeit, um Massnahmen zu ergreifen, damit die Konzentration von Chlorothalonil-Abbauprodukten im Trinkwasser unter den gesetzlichen Höchstwert gebracht werden kann. Die Exkursion endete bei Wurst und Brot, wobei noch intensiv weiterdiskutiert wurde. Die Bewohner von Kappel wissen nun Bescheid, wenn sie zukünftig die Forscherinnen und Forscher bei Probenahmen auf den Feldern sehen.

Weitere Informationen: www.fibl.org