Dieser Tage wird an vielen Orten die Grenze von täglich 100kg TS/ha Graszuwachs überschritten. Das tatsächliche Graswachstum einer bestimmten Parzelle hängt aber auch massgeblich von der vorhandenen Blattmasse ab: gerade erst tief abgeweidete Wiesen assimilieren langsamer, was das Wachstum etwas glättet. Dies ist momentan bei den sehr intensiv geführten Weiden in Muri (Kanton Aargau) und Gampelen (Kanton Bern) zu beobachten.
Überständige Weideflächen jetzt mähen
Dort wo die Pflanzen jetzt ins generative Wachstum übergehen und sich in die Höhe strecken, kann der Zuwachs deutlich höher sein und wird beim Messen der Höhe auch eher überschätzt. Einige überständige Weideflächen sind jetzt zu mähen, damit die Futterqualität durchgehend aufrechterhalten werden kann.
Innert wenigen Tagen zum Stadium 4
Wenn der Löwenzahn in Vollblüte steht, erreichen die Wiesen innert wenigen Tagen das Stadium 4. Für eine genauere Bestimmung des Stadiums müssen auch die Leitgräser einbezogen werden (siehe AGFF-Merkblatt 3). Bei angestrebter intensiver Nutzung ist das nächste Erntefenster unbedingt auszunützen. Bei intensiven Naturwiesen mit Horstgräsern (Knaulgras, Wiesenfuchschwanz, Italienisches Raigras) soll alle zwei bis drei Jahre ein späterer Schnitt eingeplant werden, damit die Horstgräser versamen können.
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Ballen auf Platz wickeln in Betracht ziehen
Wer dieser Tage Silage schneidet, hat je nach örtlichen Bodenverhältnissen besonders auf die schonende und minimale Befahrung der Wiesen geachtet. Um langanhaltende Strukturschäden zu vermeiden, gehören schwere Maschinen auf keinen Fall auf die Wiesen, solange der Boden knetbar ist – dabei ist auch der Unterboden in die Überlegungen einzubeziehen. Bei besonders verdichtungsgefährdeten Böden bietet sich allenfalls eine speziell schonende Silageernte mit leichteren Maschinen an. Auch können Ballen auf Platz gewickelt werden, um die schweren Überfahrten zu reduzieren.
Weideflächen vormähen statt silieren
Mehrere Rückmeldungen aus der Praxis zeigen, dass das sogenannte Vormähen von etwas zu alten Weidebeständen in der Schweiz vor allem auf Vollweidebetrieben Zuspruch findet. Dabei wird Gras, das noch nicht voll in den Rispen ist, portionsweise gemäht und die Kühe fressen es dann ab dem Boden. Die Kühe müssen somit die ganzen Pflanzen fressen und der Folgeaufwuchs bringt wieder Gras von bester Qualität. Auf folgende Erfolgsfaktoren wurde unter anderem hingewiesen:
- Beim 3. oder 4. Weideumtrieb mähen (nicht zu viel alte Stellen)
- trocken mähen (abends)
- für maximal 24 Stunden auf einmal mähen
- möglichst tief mähen (4 cm)
- bei nassem Boden Motormäher vorziehen.
Weitere Informationen zum Vormähen:
https://www.bauernzeitung.ch/artikel/tiere/weidetiere-fressen-besser-wenn-vorgaengig-gemaeht-wird-352396
https://www.weidemilch.ch/2022/06/24/weidepflege/
Mehr Informationen zur Abschätzung der Futterqualität: eAGFF (www.eagff.ch > Stichwort «Entwicklungsstadien der Gräser» bzw. AGFF-Merkblatt 3 «Bewertung von Wiesenfutter»