Äpfel werden nach der Ernte über Monate hinweg gelagert, um für die Verbraucher auch noch im Winter und Frühjahr zur Verfügung zu stehen. Schon vor der Ernte können sie jedoch mit Fruchtfäule-Pilze infiziert werden. So können sich sogar bei der Lagerung unter kontrollierter Atmosphäre mit reduziertem Sauerstoff- und erhöhtem Kohlendioxidgehalt Faulschäden breitmachen. Diese ziehen erhebliche Gewinneinbussen nach sich.

Ein kurzes Bad in heissem Wasser kann den Fruchtfäuleerregern weitgehend den Garaus machen. Der "Hitzeschock" durch die Heisswasserbehandlung (HWT, Hot Water Treatment) bei 53 Grad Celsius dürfte die natürlichen Abwehrmechanismen des Apfels anregen, erklärte Birgit Wassermann vom Institut für Umweltbiotechnologie an der TU Graz auf Anfrage der Nachrichtenagentur APA.

Mikrobiom zum Schutz

Dennoch kommt es immer wieder zum Ausbruch von Krankheitserregern und Äpfel verderben, anstatt auch noch im Frühjahr knackig zu sein. Mikroorganismen sind potenzielle Krankheitserreger bei Menschen und Pflanzen, das sogenannte Mikrobiom trägt aber auch wesentlich zu deren Gesundheit bei. Dabei handelt es sich um die Gesamtheit der Mikroorganismen die auf oder in einem Lebewesen natürlicherweise vorkommen.

Um die Lagerfähigkeit von Obst und Gemüse zu erhöhen, nützen die Grazer Forscher seit Jahren gerade das Potenzial des Mikrobioms und haben jüngst Erfolge bei Bio-Äpfeln erzielt. Gabriele Berg, die Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie, und ihre beiden Doktoranden Birgit Wassermann und Peter Kusstatscher haben den kombinierten Einsatz von HWT und sogenannten Biokontrollorganismen getestet.

Diese Mikroorganismen haben von Natur aus eine hemmende Wirkung auf Pilze. Es zeigte sich, dass damit die Lagerfähigkeit von Bio-Äpfeln signifikant verbessert werden konnte. Das Grazer Team hat Bio-Äpfel mit zwei der zentralen Fäulniserreger infiziert, anschliessend mit Heisswasser und mit einem in Graz entwickeltem Biokontrollmittel behandelt. Es wurde aus dem Apfelmikrobiom einheimischer Bio-Äpfel gewonnen, wie Wassermann schilderte.

Weniger Lagerfäule

"Durch diesen kombinierten Ansatz konnten wir bei rund 60 Prozent der so behandelten Äpfel die Nacherntepathogene entweder gänzlich abtöten oder den Fäulnisdurchmesser maximal eindämmen", berichtete Wassermann. Im direkten Vergleich mit Äpfeln, die nur per HWT behandelt wurden, seien mit der Kombi-Methode um 20 Prozent bessere Ergebnisse in der Resistenz der Äpfel gegen Lagerfäule erzielt worden.

"Dieser kombinierte Ansatz ist eine nachhaltige und ökologisch sinnvolle Möglichkeit, um die Apfelfäule einzudämmen. Auf Basis dieser Methode können wir gemeinsam mit industriellen Projektpartnern die Apfellagerung optimieren", zeigte sich Institutsleiterin Gabriele Berg optimistisch.

Zugleich haben die Wissenschaftler auch den Einfluss der Heisswasserbehandlung auf das Apfelmikrobiom untersucht: Obwohl der "Hitzeschock" die Krankheitshäufigkeit stark senkt, sei das natürliche Mikrobiom des Apfels unverändert geblieben, obwohl die Schadpilze eingedämmt wurden, fasste Wassermann zusammen.