Man wolle den gestiegenen Anforderungen von Konsument(innen), Markt, Gesellschaft sowie der Politik gerecht werden und der Schweizer Obstbau (SOV) solle in der Nachhaltigkeit führend werden – diese Ziele haben sich der Schweizer Obstverband und Swisscofel gesetzt. Geeinigt haben sie sich nach mehreren Monaten Vorarbeit auf das Programm «Nachhaltigkeit Früchte», wie der SOV mitteilt. Damit sollen schweizweit und unabhängig vom Abnehmer die gleichen Anforderungen an die Produktion gestellt werden.

90 Massnahmen von Düngung bis Wirtschaftlichkeit

«Nachhaltigkeit Früchte» (NHF) umfasst einen Katalog mit 90 Massnahen in den Bereichen Pflanzenschutz, Bodenfruchtbarkeit und Düngung, Biodiversität, Wassernutzung, Klima, Qualität, Innovation und Bildung, Gesundheit und Arbeitsbedingungen sowie Wirtschaftlichkeit. Teilweise kann aus den verschiedenen Massnahmen ausgewählt werden, um eine vorgegebene Punktesumme zu erreichen. In den beiden letztgenannten Bereichen sind Dinge wie Arbeitsverträge, die periodische Aus- und Weiterbildung oder faire Produzentenpreise Pflicht.

Zu den Zielen des Programms gehört laut SOV unter anderem die Halbierung der Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die Verdoppelung der Artenvielfalt und eine Reduktion des CO2-Ausstosses.

Keine neuen Kontrollen

Die Kontrolle des NHF soll im Rahmen der Prüfung für die Suisse-Garantie- und die SwissGAP-Zertifizierung durchgeführt werden. Es werde somit keine zusätzlichen Kontrollbesuche und Doppelspurigkeiten geben. Was zusätzlich an Kosten für Verwaltung und Überprüfung anfällt, trägt der Obstverband.

6 Rappen mehr

Als einziges Programm werde NHF von einer Mehrheit aller Handelspartner anerkannt und gelte national für alle Produzent(innen), heisst es weiter. Zwar ist die Teilnahme freiwillig, ab der Saison 2022 wollen aber die meisten Detailhändler nur noch den Anforderungen von NHF entsprechend angebautes Kernobst akzeptieren. Wer sich nicht am Programm beteiligt, muss seine Äpfel und Birnen somit direktvermarkten oder über die Verarbeitung absetzen.

Um die Produzent(innen) für ihren Mehraufwand zu entschädigen, haben sich SOV und der Handel auf einen Mehrerlös von 6 Rappen pro Kilo Äpfel oder Birnen der Klasse I und II geeinigt.

Anpassungen und Ausweitung sind in Arbeit

Die Umsetzung des Nachhaltigkeitsprogramms wird von einer Arbeitsgruppe begleitet. Vertreter aus Produktion, Handel, Forschung, Berater und NGOs seien mit der Weiterentwicklung beschäftigt und erste Anpassungen sollen spätestens im ersten Quartal 2023 kommuniziert werden.

Ausserdem ist eine Ausweitung von NHF auf Steinobst und Beeren mit Lancierung 2023 geplant.

Anmelden und Information

Produzent(innen) müssen sich ab dem 15. März 2022 unter www.agrosolution.ch für das Programm «Nachhaltigkeit Früchte» anmelden.
Am 2. März 2022 gibt es eine Videokonferenz, an der das Programm für Produzenten im Detail vorgestellt wird. Weitere Informationen finden Sie hier.