Personalmanagement gehört mit zu den anspruchsvollsten Aufgaben, die auf einem Familienbetrieb anfallen. Gerade in der Milchwirtschaft ist es schwierig, gutes Personal zu finden und zu halten. Das zeigt ein Besuch im Norden Deutschlands und Dänemark.
Grosse Lohnspanne
Eines vorneweg: Die Strukturen sind nicht vergleichbar. Milchproduzenten in Schleswig-Holstein (D) halten 102 Tiere pro Betrieb – viermal mehr, als in der Schweiz. Deshalb müssen die Betriebe etwas anders organisiert werden. Einerseits müssen die Betriebsabläufe aufrechterhalten werden, andererseits stehen die Betriebsleiter unter konstantem Kostendruck. Und das wiederum hat erhebliche Auswirkungen auf die ausbezahlten Löhne (siehe Tabelle): Für Marcel und Wilma van den Hengel in Skaerbaek (Dänemark) gehört eine gute Vergütung zur Betriebsstrategie, weshalb sie deutlich höhere Löhne zahlen. Anders ist das bei Familie Kock-Rohwer in Bönebüttel (D). Dem Hilfspersonal wird lediglich der Mindestlohn von 9 Euro und
18 Eurocents pro Stunde ausbezahlt (zehn Franken).
Anders sind die Anstellungsbedingungen in den Lehr- und Versuchszentren wie dem Futterkamp in Blekendorf (D). Die Löhne richten sich nach den Anstellungsbedingungen des Öffentlichen Dienstes – ebenso Ansprüche an Ferien und Überzeit.
Qualifikationen entscheiden
Wie viele Mitarbeitende notwendig sind, hängt von der Ausrichtung des Betriebes und der Wochenarbeitszeit ab. Insbesondere für kleinere Betriebe wie jener der Familie Kock-Rohwer ist die Personalsuche schwieriger, da sie nicht die notwendige Grösse haben, um die Auslastung zu gewährleisten. Die Folge davon ist, dass der Betriebsleiter Arbeitsspitzen mit Automatisierung brechen will. Die Ablösung des alten Melkstandes durch einen Melkroboter ist bereits geplant.
Auch das Alter ist wichtig
Ähnliche Erfahrungen macht Bernd Thordsen vom Koloniehof des Landesvereins für innere Mission in Rickling (D). Thordsen verliert einen langjährigen Mitarbeiter, der jede einzelne der 359 Holstein-Kühe kennt und für die Brunstbeobachtung zuständig ist. Einem Nachfolger könne diese Arbeit nicht mehr zugemutet werden, deshalb soll das Kuhmonitoring-System «Senstime» das Besamungsmanagement unterstützen.
Nicht nur das Alter der Angestellten ist entscheidend, sondern auch jenes der Betriebsleiter. Wie Thordsen sagt, müsse er mit dem Älterwerden darauf achten, dass er Arbeiten delegiert. Er hat mit der Anstellung einer Herdenmanagerin bereits begonnen, seine Stellvertretung aufzubauen.
Arbeitsbedingungen in der Übersicht
Betrieb | Tierbestand | Milchleistung | Landw. | Betriebs- | Arbeitskräfte | Arbeitszeiten |
Marcel und Skaerbaek, | 380 Holstein- | 11 000 kg | 380 ha, Grünland, | Milchwirtschaft | Betriebsleiter-Ehepaar, | Zwei-Schicht-Betrieb |
Detlef Fargau, | 390 Holstein- | 10 500 kg | 370 ha, davon je | Milchwirtschaft Biogasanlage | Betriebsleiter, | Zwei-Schicht-Betrieb |
Familie Diek Kock-Rohwer, Höllnhof, | 80 Holstein- | 6500 kg | 230 ha, davon | Milchwirtschaft | Betriebsleiter, eine Hilfsperson für Melk- und Haushaltsarbeiten | k.A. 5 Wochen Ferien, |
Lehr und Blekendorf, Deutschland | 204 Holstein- 382 Sauen, | 11 060 kg | 230 ha, davon | Milchwirtschaft | 5,5 Mit- | k. A. |
Bernd | 359 Holstein- 900 Schweinemastplätze | 10 662 kg | 484 ha, davon | Milchwirtschaft, Schweinemast | Betriebsleiter-Ehepaar, neun Mitarbeitende, zwei Auszubildende | Melkzeiten von 4 Uhr |
* Vom Bruttolohn müssen 30% für Steuern, Krankenkasse und Sozialleistungen abgezogen werden.Quelle: eigene Erhebung