Der Wolfsbestand muss reguliert werden. Darüber herrschte an der HV der Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern kein Zweifel. Von den 578 Einzelmitgliedern und 12 juristischen Personen waren am Dienstagabend in Thun 80 Stimmberechtigte anwesend. Grosses Thema war die von der Vereinigung initiierte kantonale Volksinitiative «Für einen Kanton Bern ohne Grossraubtiere.» Die benötigten 15'000 Unterschriften sind zusammengekommen, informierte der Präsident der Vereinigung, Thomas Knutti. Die Unterschriften werden am 27. April der Staatskanzlei übergeben. Wieviele es genau sind, wird dann bekanntgegeben, da die Beglaubigungen noch nicht abgeschlossen seien.

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Zusammenarbeit mit anderen Nutztierorganisationen ist gewünscht

Thomas Knutti zeigte sich überzeugt: «Es braucht einen gesetzlichen Auftrag der Regulierung auf Kantonsebene.» Daher müsse der Auftrag in die bernische Verfassung rein. Der Regierungsrat hat nach Annahme der Unterschriften ein Jahr Zeit und legt ein Abstimmungsdatum fest, erklärte Knutti das weitere Vorgehen. Die Vereinigung werde das Gespräch mit anderen Nutztierorganisationen suchen. Denn der Abstimmungskampf solle möglichst mit ihnen zusammen geführt werden. Kritik richtete Thomas Knutti an die Adresse des Berner Bauernverbands, von dem er sich mehr Unterstützung erhofft.

Die benötigten Unterschriften zusammenzukriegen, sei arbeitsintensiv gewesen. Zumal von Sammlungsbeginn am 1. Oktober bis im Januar erst 6500 Unterschriften beisammen waren. Riesige Arbeit hätten Beatrice Boehny und Kathrin Allenbach geleistet, betonte der Präsident.

Der Vorstand wird kurzerhand vergrössert

Thomas Knutti erklärte weiter, dass die Anzahl Vorstandsmitglieder nach oben nicht begrenzt sei. Die Helferinnen wurden daher angefragt im Vorstand der Vereinigung mitzuwirken. Beide Frauen stellten sich kurz vor. Beatrice Boehny betonte dabei: «Ich stehe mit Herzblut hinter der Initiative.» Kathrin Allenbach erklärte: «Mir ist es ein Anliegen, dass wir eine Lösung finden, um den Wolf zu regulieren.» Die Versammlung folgte dem Vorstand und wählte beide einstimmig.

Dem Kassier verschlägt es die Stimme

Für Kassier Jakob Rösti bescherte die Initiative ebenfalls viel Arbeit. Aber nicht nur: «Es verschlägt mir fast die Stimme angesichts dem Geld das für die Initiative noch reinkommen muss», erklärte er. Das Budget 2023 sieht für Arbeiten im Zusammenhang mit der Initiative 22'000 Franken vor und rechnet mit einem totalen Ausgabenüberschuss von 12'900 Franken. [IMG 5]

Gesucht sind: Spenden

Die Hoffnung bestehe aber, dass ein Teil noch mit Spenden abgedeckt werden könne. «Wir müssen schauen, dass noch Geld reinkommt. Denn das wird ein harter Kampf», betonte Rösti. Bislang hat die Vereinigung 12'000 Franken für die Initiativlancierung investiert, davon konnten 4000 Franken mittels Spenden gedeckt werden. Die Rechnung 2022 schliesst mit einem plus von 370 Franken und einem Eigenkapital von 32'033 Franken. Aus dem Plenum folgte zum Schluss das Votum eines Jägers, der betonte, dass nicht nur vom Wolf gesprochen werden dürfe. Auch der Luchsbestand steige stetig und werde zum Problem.

Werner Salzmann referiert

Im Anschluss sprach Ständerat Werner Salzmann zum Thema: Welche Zukunft hat die Landwirtschaft? Nach einem geschichtlichen Exkurs zur Agrarpolitik in der Schweiz erörterte er die Mengen der gesetzlichen Pflichtlager. Der 100-prozentige Füllgrad beim Düngerpflichtlager etwa reiche gerade für einen Drittel einer Vegetationsphase, bemängelte er.  Der Selbstversorsorgungsgrad könne aber nicht gesteigert werden, wenn die Politik den Wolf bei der landwirtschaftlichen Produktion vor die Nutztiere stelle. Die Unabhängigkeit gewinne immer mehr an Bedeutung. Die inländische Nahrungsmittelproduktion müsse gesichert werden. Schlussendlich zieht der Ständerat das Fazit, dass die Schweizer Landwirtschaft Zukunft hat. Denn gegessen werde immer. [IMG 2]

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