Der Aargau ist der viertgrösste Pferdehaltungskanton der Schweiz. Auf jedem vierten Bauernbetrieb stehen im Durchschnitt sieben Pferde. Obwohl nach den Boom-Jahren der Bestand langsam stagniert, werde das Pferd seinen Platz behalten, prognostizierte Liebegg-Direktor Hansruedi Häfliger am Liebegger Pferdetag vor einer Woche. Der grosse Besucheraufmarsch am Weiterbildungsanlass in Gränichen zeigte den ­Bedarf an praxistauglichem Wissen. Nach Fachreferaten besichtigten die Teilnehmenden zwei unterschiedliche Betriebe.

Pferdetradition bei Brachers

Heiner Bracher und seine Partnerin Kathrin Wälty beherbergen Polopferde und trainieren ihre eigenen Traber und Galopper. Auf dem Betrieb in Mülligen hat die Pferdehaltung seit Generationen Tradition. Vor sechs Jahren stieg die Pferdehaltung zum wichtigsten Betriebszweig auf; im Munimaststall wurden Auslaufboxen für Polopferde eingebaut. Die Sportpferde erbringen während der Saison grosse körperliche Leistungen. Daneben entspannen sie sich das ganze Jahr durch täglich auf den grossen Weiden. Und Kathrin Wälty kümmert sich als energetische Tiertherapeutin um ihr Wohlbefinden. Sie präsentierte ihre «Equuisir-Box»: Mit dieser komplementärmedizinischen Behandlungsmethode bringt sie die Körperenergie der Pferde ins Gleichgewicht.

Leben im Offenstall

Auf dem Schryberhof in Villnachern leben mehrheitlich Freizeitpferde. Ihre Besitzerinnen und Besitzer wollen ausgeglichene Freizeitpartner. Der Gruppen-Offenstall soll den 14 bis 16 Pferden Bewegungsfreiheit, Sozialkontakte und Beschäftigungsanreize bieten.

Die Pferdehaltung hat sich auf dem Betrieb Mathys allmählich entwickelt, nun plant Michael Mathys einen Neubau mit optimalen Strukturen für Tiere und Menschen.

Auf dem Schryberhof zeigte Jeanne Brefin von der Firma Schauer die «Chill-Out-Box» für Gruppenhaltungssysteme: Das ist ein Rückzugsbereich für einzelne Pferde, den diese selbstständig aufsuchen und verlassen können.

 

Fachreferate am Pferdetag

Barbara Eichenberger, Ressortleiterin Forschung und Versuche bei der UFA, gab einen Überblick über die Funktionen von Mineralstoffen und Vitaminen. Eine gezielte Zufütterung ist für das Pferd überlebenswichtig, auch unter Berücksichtigung von Leistung und saisonalen Schwankungen. So fehlen nach dem Abschluss der Weidesaison die Wirkstoffe aus dem Grünfutter, im konservierten Raufutter sinkt zudem der Vitamingehalt mit zunehmender Lagerdauer.

Das Fluchttier Pferd geht von Natur aus sparsam mit seiner Energie um. Ein grosser Auslauf ist gut, aber allein noch kein ausreichender Bewegungsanreiz, machte die Pferdewissenschaftlerin Franziska Kägi klar. Sie zeigte, wie sich Ställe optimieren lassen durch die Anordnung von Funktionsbereichen und Strukturierung.

Augenverletzungen sind heikel – das machte das Referat von Veterinärmediziner Hansjakob Leuenberger deutlich. Sie können gravierend sein, ohne dass dem Auge viel anzusehen ist; eine schnelle Abklärung ist wichtig. Die falschen Augentropfen können die Situation gemäss Leuenberger verschlimmern, darum braucht es eine tierärztliche Diagnose. Auch von Hausmitteln riet er ab: Das Auswaschen des Pferdeauges könnte Schmutz in das empfindliche Organ bringen.