«Da sind Sie bei uns besser aufgehoben», sagte ein gut gelaunter Hanspeter Kern in seiner Eröffnungsrede zu den SMP-Delegierten. Mit diesem Seitenhieb begrüsste er die zwei anwesenden Nationalräte, deren Kolleg(innen) derzeit über das CS-Debakel diskutieren, ohne dass sie irgendwann eine Entscheidungsbefugnis hätten.
Miba-Präsident und Mitte-Politiker
An der gut besuchten DV der Schweizer Milchproduzenten war die Lage tatsächlich anders. Die 176 Stimmberechtigten hatten alle Hände bzw. Arme voll zu tun. Im Mittelpunkt standen die Vorstandswahlen. Wichtigster zu bestellender Posten war derjenige des Präsidenten.
Gewählt wurde wie erwartet der Jurassier Boris Beuret. Er ist der erste Westschweizer an der Spitze des Verbands. Der 46-jährige ETH-Agronom aus Corban bewirtschaftet mit seiner Frau Floriane einen 40 ha-Biobetrieb mit 60 Montbéliarde-Kühen in der voralpinen Hügelzone. Er ist Präsident der Miba und politisiert in der Kantonalpartei als Vertreter der Mitte.
Beuret setzte sich gegen den SMP-Vizepräsidenten Christophe Noël aus dem freiburgischen Vuissens und den VMMO-Vizepräsidenten Urs Werder aus dem sanktgallischen Ganterschwil durch. Beuret holte bereits im ersten Wahlgang 94 Stimmen, Urs Werder erhielt deren 50, Christophe Noël erhielt 30 Stimmen.
«Drei hübsche Herren»
Hanspeter Egli, der die Nominationskommission präsidiert hatte, präsentierte die Kandidaten vor der Wahl als «drei hübsche Herren». Als erster von diesen trat Boris Beuret ans Mikrophon. Er erklärte, sein oberstes Ziel sei es, «den Wert der Milch ins Zentrum zu stellen». Er sagte auch, dass das innerlandwirtschaftliche Image der Milch verbessert werden müsse. «Machen wir den Jungen Lust, weiterzumachen», sagte Beuret, «ich kenne auch glückliche Milchproduzenten». Die Kandidaten wurden jeweils von einem «Götti» vorgestellt. Für Beuret sprach Swissherdbook-Präsident Markus Gerber. Er rühmte die breite Führungserfahrung und die fundierte Ausbildung des Jurassiers.
Christophe Noël erklärte, es werde oft mit dem Finger auf die Milchproduktion gezeigt, er werde alles daransetzen, gegen diese Vorurteile anzutreten. Gleichzeitig wolle er sich dafür einsetzen, dass die Haltung der Tiere weiter verbessert wird. Er sei für Schweizer Milch zu Schweizer Preisen. «Ich stehe seit 40 Jahren auf für meine Kühe», sagte er zum Abschluss. Als Unterstützer hatte er seinen ehemaligen Lehrling Lukas Löpfe aus dem sanktgallischen Häggenschwil zur Seite. Dieser präsentierte Noël als guten Lehrmeister, praxisbezogenen Lehrer und passionierten Züchter.
Urs Werder war als letzter an der Reihe. Er betonte seine tiefe Verankerung in der Käsebranche. Den Schwerpunkt in seinen Ausführungen setzte er auf die mangelhafte Einkommenssituation der Milchbauern. «Im Grasland Schweiz ist das eine Zumutung für die Produzenten». Die Direktzahlungen dürften nicht weiter zu Lasten der Milchproduzenten umgelagert werden. Sein «Götti» Marcel Dettling lobte den gebürtigen Schwyzer Produzenten als gut vernetzten Glücksfall, der auch genügend Zeit hätte, um das Amt auszuüben.
Neuwahlen und Abschiede im Vorstand
Die Wahl von Beuret hatte auch Auswirkungen auf das Vizepräsidium, hier tauschten Christophe Noël und Hanspeter Egli die Rollen. Der Grund: Ist ein Romand Präsident, muss der 1. Vize ein Deutschschweizer sein. Jürg Dummermuth von Mittelland Milch, Daniel Siegenthaler von der VBMC, Simon Thomann von Aaremilch und Marc Zeller von den Laiteries Réunies Genf wurden einstimmig in den Vorstand gewählt.
Verabschiedungen für Vorstandsmitglieder und den Präsidenten
Verabschiedet wurden anschliessend die Vorstandsmitglieder Olivier Beerlie, Thomas Hirsbrunner, Karl Häcki, Jürg Iseli, Didier Roch sowie der scheidende Präsident Hanspeter Kern. Die Laudatio für Kern wurde von Hanspeter Egli angeführt. Der Vorstand sei unter seiner Führung zu einem gut harmonierenden Gremium herangewachsen. «Dir war kein Aufwand zu gross», so Egli, «dein Arbeitstempo war hoch, aber trotzdem gab es Raum für Diskussionen». Auch der gemütliche Teil sei Kern sehr wichtig gewesen, man wisse ja, dass die wichtigsten Entscheidungen meist im informellen Rahmen gefällt würden, sagte Egli. Kern habe unter anderem auch dafür gesorgt, dass auf dem Rasen der Schweizer Botschaft in Berlin eine Kuh stehe. Christophe Noël würdigte den abtretenden Kern mit einigen Bildern aus dem Privatleben. Auch seine Ehefrau Edith wurde anlässlich der DV verdankt.
Neuer Mitgliederverband aus dem Kanton Bern
Damit hatten die Wählenden aber noch nicht fertig gearbeitet. Sie hatten in weiteren traktandarischen Geschäften mehrfach abzustimmen. So wurde die Aufnahme der Vereinigung der Berner Milchproduzenten Cremo (VBMC, mit 99,2 Mio kg Milch und 916 Produzenten) einstimmig (mit drei Einhaltungen) genehmigt. «Die Mitgliedschaft enthält auch Pflichten», sagte Hanspeter Kern, «ab sofort wird bezahlt». Damit machte er einen kleinen Seitenhieb auf die bisher nicht im vollen Umfang zahlende VBMC. Man werde nach der Aufnahme nun verhandeln, ob die entgangenen Beiträge der letzten beiden Jahre noch nachbezahlt werden müssten.
Einstimmig gutgeheissen wurde in mehreren Schritten auch die Jahresrechnung. Sie schloss mit einem Minus von 655'000 Franken. Als Gründe nannte Finanzchef Stephan Schneider einen Rückgang bei den Produzentenbeiträgen um 282'000 Franken. Die Eigenkapitalquote beträgt 79,2 % (Vorjahr 79,9 %).
Einleitend hatten sowohl der scheidende Präsident Hanspeter Kern wie auch Direktor Stephan Hagenbuch einige politische Duftmarken gesetzt. Sie störten sich primär an der Umlagerung der Direktzahlungen zu ungunsten der Milchproduzenten, an der Direktauszahlung der Verkäsungszulage und den zu tiefen Preisen im Vergleich zu den Produktionskosten.