Mehr als 160 Delegierte und Gäste versammelten sich heute morgen in der Seelandhalle in Kerzers zur 35. Delegiertenversammlung des Schweizerischen Getreideproduzentenverbandes (SGPV). 

«Nach langen Phasen von Überschuss müssen wir dieses Jahr mit Engpässen umgehen können. Diese können wir jedoch mit Hilfe der Lagerbestände kompensieren», so Fritz Glauser, Präsident des SGPV. Nebst der schwierigen Ernte 2021 ging der Präsident in der Eröffnungsrede auf die Auswirkungen der Gesundheitskrise und die dadurch ausgelösten Verhaltensänderungen ein -  insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung der lokalen Produktion und des lokalen Konsums von Lebensmitteln. «Es wird Zeit, damit aufzuhören, die Schweizer Landwirtschaft für alles Übel verantwortlich zu machen», betonte Glauser. Vielmehr soll die Landwirtschaft als Teil der Lösung angesehen werden. Dies werde jedoch viel Zeit, Energie und Erklärungen brauchen, ist sich Fritz Glauser bewusst. 

Preis schoss im Sommer in die Höhe

Geschäftführer des SGPV, Pierre-Yves Perrin erklärte den Answesenden anhand des Beispiels Weizen, wie sich der Preis des Getreides über die Jahre entwickelte und im Sommer 2021 in die Höhe Schoss. Die Gründe dafür sind unter anderem:

  • Gleichbleibende Nachfrage
  • Limitiertes Angebot
  • Hohe Transportkosten

Pierre-Yves Perrin nutze die Gelegenheit an der DV, um das Programm Maisnet zu erwähnen (wir berichteten). Die Zusammenarbeit mit Agroscope, Bio Suisse, Melior, Landor, Swiss Beef und dem Forum Ackerbau liefen gut und seien wichtig, so Perrin. Das Projekt hat unter anderem zum Ziel, die Düngung zu optimieren. 

Aktualitäten aus dem Getreidemarkt:

  • Der Mehlpreis wird gemäss einer Mitteilung des Dachverbands der Schweizer Müller steigen
  • Importpreise bleiben zur Zeit hoch
  • Der SGPV erwartet korrekte Preise für die Ernte 2021, d.h. mindestens die in der Branchenorganisation Swissgranum ausgehandelten Richtpreise.
  • Die verfügbare Getreidemenge der Kampagne 21/22 beträgt 429000 Tonnen.
  • Der Bedarf der Müller beträgt 475000 Tonnen, das heisst es entsteht in der Erntebilanz 2021 ein Defizit von 46000 Tonnen. «Diese Menge dürfte allerdings noch variieren», so Pierre-Yves Perrin.
  • Weil der SGPV von einer geschätzten Lagermenge (vor der Ernte 2021) von 100000 Tonnen ausgeht und Swissgranum von 77000 Tonnen (vor der Ernte 2021), schätzt der SGPV eine Lagermenge (vor der Ernte) 2022 von ungefähr 42000 Tonnen.

Brotgetreide, Massnahmen zum Mengenmanagement

Gemäss dem SGPV wird es keine Erhöhung des Zollkontingents geben aber es steht eine Neuverteilung der Tranchen bevor:

Normale Tranchenverteilung:

  • Januar, März, Mai, Juli: je 10000 Tonnen
  • September und November: 15000 Tonnen

Neue Tranchenverteilung ab 2022:

  • Januar 30000 Tonnen
  • März   20000 Tonnen
  • Mai     10000 Tonnen
  • Juli      0 Tonnen
  • September 5000 Tonnen
  • November 5000 Tonnen

An der DV beschlossen wurde auch die Getreidezulage von 124.-/Hektaren. Pierre-Yves Perrin erwähnte, dass die Produzentenpreise die Richtpreise dieses Jahr überschreiten müssen.

Die Richtpreise 2021 betragen gemäss der Swissgranum (in Franken pro Dezitonne):

Weizen Top 52.00

Weizen I 50.00

Weizen II 49.00

Weizen III –

Weizen Biskuit 49.00

Roggen 40.00

Dinkel 58.00

Auch der Raps hat an der SGPV-DV Platz

  • Die zugeteilte Menge stieg von 75000 Tonnen im Jahr 2017 auf über 98000 Tonnen im aktuellen Jahr. Nächstes Jahr beträgt die zugeteilte Menge über 100000 Tonnen.
  • Das Lager schrumpfte seit dem Jahr 2017 auf Null.
  • Die Erntemenge blieb mehr oder weniger unverändert bei aktuell 77073 Tonnen.
  • Die Vertragsmenge der Ölwerke stieg von 80000 Tonnen (2017) auf 106000 Tonnen (2021).

Dazu äussert sich der SGPV wie folgt:

  • Nachfrage nach Schweizer Raps bleibt hoch.
  • Nachfrage nach Schweizer Sonnenblumenöl existiert
  • Die Verarbeitungskapazitäten der Ölwerke sind limitert (wir berichteten)
  • Überlegungen sind im Gang, um die Kapazität auszubauen
  • Die Vertragsmenge für Sonnenblumen steigt leicht an

Der Geschäftsführer ging auch auf die Lancierung der Marke «Pain Suisse» ein, die diesen Sommer gegründet wurde.Vor allem lokale Bäckereien reichten bereits ein Gesuch ein, um für die Marke zu produzieren.  

Die Marke ermögliche der Konsument(in) eine einfache Erkennung des Schweizer Produkts. Die Voraussetzungen für «Schweizer Brot» sind die folgenden:

  • 80 Prozent der Rohstoffe müssen aus der Schweiz sein.
  • Die Verarbeitung muss zu 100 % in der Schweiz erfolgen.
  • Suisse Garantie wird bis Ausgang Sammelstelle verwendet.

Fritz Glauser scheute sich nicht, die Haltung der SGPV gegenüber des Absenkpfades preiszugeben. Besonders die Pflicht von 3,5 % Biodiversitätsförderfläche im Ackerbau sowie die Reduktion des Selbstversorungsgrades sei abzulehnen, so der Präsident.

Die Delegierten nehmen die Jahresrechnung ab

Im Rahmen der DV genehmigten die Delegierten den Jahresbericht, die Rechnung, das Budget, die Mitgliederbeiträge und das Tätigkeitsprogramm. Das Vermögen per 30.6.2020 betrug 167092 Franken und dasjenige per 30.6.2021 24729 Franken. Somit verzeichnet der SGPV per 30.06.21 trotz den schwierigen Bedinungen ein Vermögen von 191821 Franken. Die «Beträge SGPV» sind in der Erfolgsrechnung 20/21 höher als budgetiert, weil die Ernte 2020 gut war. Diese könnten im nächsten Geschäftsjahr gemäss Budget 21/22 allerdings wieder auf 450000 Franken sinken.

Präsident Fritz Glauser vermeldete an der DV die abtretenden Vorstandsmitglieder Martin Iseli (TG), Martin Schellenberg (ZH), Laurent Schmid (VD) und auch die Kandidat(innen) Maja Grunder (TG), Benjamin Baltensperger (ZH) und Arnaud Bellon (VD). In der Maiskommission tritt ab: Jean-Paul Krattiger, den Diane François ersetzen wird (beide Verterter und Vertreterinnen der UFA-Samen).