Auch bei Adrian Müller, Präsident der IG Direktvermarktung, wurde vor Jahren in den Hofladen eingebrochen. «Eines Nachts wurde mit einem Stemmeisen die Eingangstüre aufgedrückt, die Diebe nahmen eine leere Kasse mit, aber keine Waren, und hinterliessen jedoch Schäden im Ausmass von 2500 Franken», erzählte er.
Tipps von der Polizei
Stärkung der Sicherheit in Hofläden und Prävention war denn auch Thema an einem Weiterbildungsanlass der IG Direktvermarktung auf dem Betrieb Kernmatt in Kägiswil OW. Dass Diebstähle aus Hofläden und unbedienten Verkaufsständen häufig sind, zeigte eine spontane Umfrage bei den Anwesenden. Nur vier der rund 40 Teilnehmer hoben die Hand, sie hätten noch nie einen Diebstahl gehabt. Häufig fehle Geld in der Kasse. Aufgrund der Erfahrung müssten Direktvermarkter damit kalkulieren, dass im Schnitt rund 10 Prozent des Umsatzes wegen Diebstahls fehle, meinten Anwesende auf Anfrage.
Tamara Bösch von der Kriminalpolizei Obwalden bestätigte eine Häufung von Diebstählen. Anzeigen habe es im Kanton letztes Jahr zwar lediglich vier gegeben, aber die Dunkelziffer sei wohl viel höher. Dies, weil Diebstähle selten angezeigt würden, wenn Geld in der Kasse fehle. Massnahmen gegen Diebstähle von Bargeld seien eine massive und befestigte Kasse und dass diese regelmässig geleert wird. Hofläden seien nachts möglichst zu schliessen und die Kasse sichtbar offen zu lassen, damit Diebe merken, dass da nichts zu holen ist. Bösch riet zu bargeldlosen Zahlungsmitteln wie Twint, das über alle Generationen bereits sehr stark verbreitet sei.
Als Massnahmen gegen Diebstähle von Lebensmitteln riet sie zu bedienten Läden mit Öffnungszeiten, Lebensmittelautomaten und dass nur kleine Mengen von teuren Lebensmitteln wie Fleisch in die Auslagen gelegt werden.
Klar gebe es auch Interessenskonflikte zwischen Sicherheit und Charme in Hofläden oder auch zwischen Nutzen und Aufwand, in Anbetracht teurer Hofautomaten oder Kassensysteme.
Videokamera einsetzen
Grundsätzlich riet Bösch zu gut einsehbaren Standorten für Hofläden, Bewegungsmeldern und Licht. Auch ein akustisches Signal wie eine Glocke, die beim Eintritt in den Hofladen erklingt, sei dienlich. Und sehr empfehlenswert sei der Einsatz von Videoüberwachungsanlagen. «Die Polizei ist sehr froh um Bilder von verdächtigen Personen, da Diebe häufig Serientäter sind.»
Der Einsatz solcher Kameras sei auf Privatgrund im Übrigen legal, laut Gesetz müssen die Bilder von Personen aber nach einer gewissen Zeit gelöscht und dürfen nicht zweckentfremdet verwendet werden. Wichtig sei auch eine Kennzeichnung «videoüberwachter Raum».
Die Kriminalpolizistin rief dazu auf, jeden Verdacht der Polizei zu melden und dabei möglichst genaue Angaben zu Person, Fahrzeug, Fluchtrichtung und so weiter zu machen. Und nach einem Diebstahl dürfe nichts mehr angefasst werden, um Spuren sichern zu können. Darüber informierte Urban Ming von der Spurensicherung bei der Kripo Obwalden. «Lassen Sie alles so stehen, räumen Sie nicht auf und reinigen Sie nicht.» Häufig liessen sich Schuh- und Fingerabdrücke, aber auch DNA-Spuren sichern und in der Datenbank vergleichen.
Anzeigen seien im Übrigen auch bis drei Monate nach einem Verdachtsfall noch möglich. Solche seien wichtig, auch zur Sensibilisierung und für die Statistik. «Auf Anzeigen verzichten ist falsch, das führt zum Eindruck eines Freipasses für Täter.»
Vielfältiger Betrieb Kernmatt
Adrian und Margrit Müller bewirtschaften die Kernmatt in Kägiswil. 16 Hektaren gross ist der Betrieb, gehalten werden 26 Mutterkühe und 2000 Legehennen. Ein Schnittblumenfeld ist 40 Aren gross, wobei in Tunnels auf dem Hof alle Setzlinge selbst gezogen werden. Für den Wochenmarkt werden Blumensträusse produziert. Weiterer Betriebszweig ist eine Gästebewirtung im 48 Personen fassenden Raum. Im bedienten Hofladen gibt es Fleisch und Eier vom Hof sowie Früchte, Most, Honig, Konfitüre, Schnäpse und Weine, aber auch Wellness-Produkte, Geschenkkörbe und EM-Produkte. «Das ist die Idee der IG Direktvermarktung, dass unter den Anbietern auch Produkte ausgetauscht und so das Sortiment in den Hofläden erweitert werden kann», erklärte Adrian Müller.
Potenzial Direktvermarktung
In der IG Direktvermarktung, welche Müller präsidiert, sind 72 Mitglieder aus der Deutschschweiz zusammengeschlossen. Tendenz steigend. Gemeinsam werden Verpackungsmaterialien gekauft, es gibt Weiterbildungen und zweimal jährlich Betriebsbesuche. Und per Mail würden Erfahrungen ausgetauscht.
Das Potenzial für Direktvermarktung stuft der Präsident als nach wie vor wachsend ein. «Das ist aber kein Selbstläufer, der Aufwand ist nicht zu unterschätzen.» Direktvermarktung und eine Stammkundschaft müssten über Jahre aufgebaut werden. Auch wer auf Verkaufsautomaten setze, müsse immer dran bleiben. «Der Kunde kommt kaum zurück, wenn ein Automat mal nicht aufgefüllt ist.»
Automaten sind im Trend
Mehr Sicherheit bieten auch Verkaufsautomaten oder Kassensysteme. Dazu stellten Daniel Spinnler, Geschäftsführer von CardEdge, Schlieren ZH, und Jörg Bill von der gleichnamigen Firma aus Worb BE ihre Produkte vor. Spinnler vermarktet unter der Plattform Hoflädeli24.ch Verkaufsautomaten und eine dazuzugehörige App für Kundenkontakte oder auch zur Kontrolle der Füllstände in den Automaten.
Baugesuch klären
Angeboten werden drei Produktlinien an Verkaufsautomaten, wobei die High-End-Geräte für die Aussenaufstellung je nach Grösse und Ausstattung 24 000 bis 36 000 Franken kosten, solche für Innenaufstellung sind für rund 10 000 Franken zu haben. Erstere sind ausgerüstet mit Softausgabe per Förderband, Panzerglas, Heizung und Kühlung und Software-Anbindung für die Datenauswertung. Wegen der hohen Anschaffungskosten wird ein Aussengerät Pickbox24 ab Mitte Jahr auch vermietet, beispielsweise für Betriebe, welche Automaten nur saisonal einsetzen wollen. Spinnler wies darauf hin, dass solche Automaten sinnvollerweise ohne Bargeld betrieben werden sollten, um Einbrüche zu verhindern. Und der passende Standort wie auch ein allfälliges Baugesuch müssten geklärt werden.
Bargeld bleibt bedeutend
Jörg Bill stellte Konzepte für intelligent vernetzte Hofläden vor. Herzstück ist eine zentrale Datenbank als Basis für Module wie Zahlautomaten für Bargeld oder mit Kartenleser, Kundenkarten, Zugangskontrollen, Videoüberwachung, Verkaufs-App, Onlineshop, Scanner, Monitoring auch für Lagerverwaltung. Bei aller Digitalisierung und Zunahme des bargeldlosen Handels bleibe Bargeld bedeutend. Das bestätigten in der Diskussion auch die Direktvermarkter.