«Mit der Spritze fahre ich gar nicht gerne durch das Dorf, da wird man komisch angeschaut»: Dies sagte Landwirt Roland Hubler bereits vor zwei Jahren bei Dreharbeiten für einen Kurzfilm auf seinem Betrieb. Man frage sich immer, ob die Leute dächten, man gehe jetzt ihre Lebensmittel vergiften. Anlässlich des gehässigen Abstimmungskampfs kurz vor der Entscheidung über die Trinkwasser- und die Pestizidverbots-Initiative hat seine Aussage nichts an Aktualität eingebüsst. Kleine Notiz am Rande: Franziska Herren, Initiantin der Trinkwasser-Initiative, wohnt wie Hubler in Wiedlisbach.

Nicht immer nur Bio zeigen

Der Landwirt und sein Vater Robert Hubler sind die Protagonisten in der Kurzdoku «Integriert – Zwischen Umwelt und Preis» der jungen Regisseurin Nadine Widmer. Die Bauerntochter suchte für ihren Abschlussfilm im Studienfach Film an der Hochschule Luzern explizit nach konventionell produzierenden Bauern, unter anderem mit einem Aufruf auf der Website der BauernZeitung (wir berichteten). Mit Erfolg, 40 Betriebe meldeten sich bei ihr. Robert und Roland Hubler fand sie dann doch über eine Freundin. Kürzlich lief der Film erstmals beim Schweizer Fernsehen (SRF), ausserdem ist er online bei Play SRF zu sehen.

An der Ausfahrt der A1

Der Bauernhof von Vater und Sohn liegt an einer Ausfahrt der A1 und zudem direkt an einer grossen Hauptstrasse. «Ich wollte keinen idyllisch gelegenen Betrieb, der auch in einer Werbung gezeigt werden könnte», sagte die Regisseurin vor zwei Jahren zur BauernZeitung. Hublers würden die Bauernschaft vertreten, die sie kenne.

Gespielt wirkt im Film nichts, Vater und Sohn Hubler wirken in ihren gemeinsamen Szenen vertraut und authentisch. Etwa wenn der Sohn den Vater auffordert, den Hofhund einzufangen, der die umliegenden Gärten unsicher macht.

Ungeschönte Realität

Es sind Alltagsszenen, ungeschönte Realität, wie sie wohl tagtäglich auf vielen Höfen der Schweiz abspielt, aber auch persönliche Einblicke ins Familienleben. So ist die Scheidung der Eltern in dem siebzehnminütigen Film genauso Thema wie das Gemüse, das Vater und Sohn direkt vermarkten, die hohen Ansprüche der Konsumenten im Hofladen und der viele Abfall, den Roland Hubler auf der Weide seiner Mutterkühe findet.

«Wir denken grün und dann finde ich solches», sagt er und erzählt von Getränkeflaschen und Bierdosen, die seine Tiere gefährden. «Aber Hauptsache, die Leute haben Ordnung in ihrem Auto», sagt er etwas resigniert.

Salat macht «fast euphorisch»

Die Freude an seinem Beruf hat er doch nicht verloren: «Wenn ich diesen Salat sehe, werde ich fast etwas euphorisch», sinniert er im Treibhaus und erklärt gleich darauf, dass er die Blattläuse mit einem Netz fernhalte, um keine Chemie einsetzen zu müssen.

Einige Szenen hatte die Regisseurin bewusst gesucht: So kam zum Beispiel während des Drehs der Pflanzenschutzberater auf dem Betrieb vorbei. Vater und Sohn haben das Kamerateam allerdings rasch vergessen: «Sie sind uns immer hinterhergelaufen und wir haben normal gearbeitet», fasste Roland Hubler die Erfahrung vor zwei Jahren zusammen.

Bezug wiederherstellen

Vielleicht hilft der Kurzfilm ja dabei, kurz vor der Abstimmung dem einen oder der anderen ein etwas realistischeres Bild der Schweizer Landwirtschaft zu vermitteln und zu zeigen, dass die Bauern nicht zum blossen Spass Pflanzenschutzmittel einsetzen. Denn, wie Roland Hubler im Film feststellt, «wissen die Leute immer weniger, was hinter einem Lebensmittel steckt. Sie wissen nicht, dass wir mit der Natur arbeiten und es nicht immer so geht, wie wir es gerne hätten.»