Ein gesunder und gut strukturierter Schutzwald gewährleistet Sicherheit. Ein solcher Wald ist gleichzeitig aber auch Lebensraum vieler Wildtiere, die darin Spuren hinterlassen. Sobald diese zu übermässigen Schäden führen, erstellen die zuständigen kantonalen Stellen regionale Wald-Wild-Berichte.

59 % der Flächen sind Problemflächen

Der Wald-Wild-Bericht Herrschaft/Prättigau besteht aus drei Teilen: Wald, Wild und festgelegte Massnahmen. Sein Hauptziel ist es, den Wald zu verjüngen.

 

Ein wichtiges Instrument

Der Wald-Wild-Bericht ist das wichtigste kantonale Instrument, um die anspruchsvolle Wald-Wild-Thematik regional zu beurteilen, notwendige Massnahmen festzulegen und zu kommunizieren. Mit dem neuen Wald-Wild-Bericht Herrschaft/Prättigau wird der Bericht aus dem Jahr 2006 revidiert. 

Die Unterlagen dazu kann man hier einsehen.

 

Der Teilbericht Wild erläutert die Populationsentwicklungen der Schalenwildarten. Im Teilbericht Wald ist die Entwicklungen des Wald und der wichtigsten Baumarten beschrieben. Basierend auf der Beurteilung des Wildeinflusses werden die Flächen bezeichnet, auf denen der aktuelle Einfluss des Schalenwilds so hoch ist, dass eine natürliche Verjüngung des Waldes nicht gesichert ist. Die Waldfunktion ist hier infrage gestellt oder zumindest stark eingeschränkt. Diese Flächen werden als Problemflächen bezeichnet.

Der Anteil der Problemflächen im Gebiet Herrschaft/Prättigau beträgt 59 %. Dies entspricht einer Verdopplung gegenüber 2006. Auf etwas weniger als der Hälfte dieser Flächen sind die Probleme sehr dringlich. Deshalb sind dort prioritäre Massnahmen notwendig. Diese Flächen werden als Handlungsflächen bezeichnet. Auf den restlichen 41 % der Waldfläche bestehen aufgrund des Schalenwilds keine Probleme in Bezug der Waldfunktion.

Ein Katalog von Massnahmen

Der Wald-Wild-Bericht wurde im Herbst 2020 den Waldeigentümer(innen) zur Vernehmlassung unterbreitet. Aufgrund der eingegangenen Stellungnahmen wurde er um das Kapitel «Wirkungskontrolle» ergänzt. Im Zeithorizont von acht Jahren wird eine Reduktion der Handlungsflächen um 50 % als übergeordnetes Ziel festgelegt. Weiter enthält der Bericht quantitativ fassbare Ziele auf verschiedenen Ebenen:

  • Erhalt von verbissempfindlichen Baumarten wie Weisstanne, Trauben- und Stieleiche, Bergahorn oder Linde.
  • Anpassung der Schalenwildbestände auf die Lebensraumkapazität im Wald.
  • Reduktion des Hirsch- und Rehbestands durch Festlegen hoher Abschusspläne.
  • Reduktion des Gämsebestandes im Waldgebiet, wo dies erforderlich ist.

Damit die jagdlichen Ziele erreicht werden, nehmen die Wildschutzgebiete eine entscheidende Rolle ein. Wildruhezonen helfen, den Stress bei den Wildtieren zu reduzieren und dadurch auch die Wildschäden im Wald zu reduzieren. Die Jagdorgane und der Forstdienst arbeiten eng zusammen. Falls trotz Regulierung des Wildbestands die Baumarten nicht genügend aufwachsen können, sind zudem weitere Massnahmen zur Wildschadenverhütung geplant.

Ansprüche von Forst und Jagd sind unterschiedlich

Mithilfe von Holzschlägen oder Massnahmen im Programm Waldbiodiversität werden Wälder verjüngt und gepflegt sowie besondere Arten und Lebensräume erhalten und gefördert. Zusammen mit dem Einsatz der Jägerschaft im Rahmen von Hegekonzepten kann die Lebensraumqualität für das Wild erhalten und zusätzlich verbessert werden, beispielsweise durch das jährliche Pflegen von Freihalteflächen.

Obwohl sich die Ansprüche von Forst und Jagd mancherorts unterscheiden können, ist eine konstruktive und respektvolle Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten unerlässlich. Dabei ist wichtig, dass die Waldeigentümer(innen) die Arbeit der Jägerinnen und Jäger unterstützen, auch bei schwierigen Bedingungen. Nur so können die gemeinsamen Ziele erreicht werden. Ein gesunder Wald mit angepassten Wildbeständen ist ein solches Ziel.