Durch ein reichhaltiges Nahrungsangebot und weniger kalte Winter steigt die Wildschweinpopulation kontinuierlich an. Das Schwarzwild verursacht jährlich erhebliche Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Jäger und Landwirte sind deshalb in dieser Thematik stark gefordert. 

Rund 50 Landwirte und Jäger trafen sich am Mittwochabend vergangener Woche am Wallierhof zum Informationsaustausch über die Schwarzwildproblematik.

Schäden reduzieren

Die Veranstaltung, zu welcher der Bezirksverein Solothurn-Lebern eingeladen hatte, sollte das gegenseitige Verständnis verbessern und die Wildschäden in der Landwirtschaft reduzieren helfen. «Der Wildschweinbestand hat in den letzten Jahren stark zugenommen und die Schadengebiete haben sich ausgedehnt», sagte Landwirt Toni Marti. Die Auswirkungen auf die Landwirtschaft seien gross und der Leidensdruck der Bauern wachse. Die Schäden müssten auf ein erträgliches Mass reduziert werden, hielt er fest. Dass dieses Ziel nur mit gemeinsamen Anstrengungen erreicht werden kann, wurde bei der Diskussion deutlich. «Wir sitzen im selben Boot», sagte der Solothurner Kantonsrat und Landwirt Edgar Kupper. Obwohl Jäger und Landwirte grundsätzlich dasselbe Interesse hätten und grosse Leistungen erbrächten, um die Schwarzwildschäden zu verhindern, gebe es Konfliktpotenzial. Es sei deshalb wichtig, aufeinander zuzugehen und sich gegenseitig zu unterstützen. 

Viel Gratisarbeit

Die Jäger betonten mehrfach, einen grossen Beitrag zur Senkung des Wildschweinbestandes zu leisten. Die Bejagung der schlauen und sehr anpassungsfähigen Wildschweine sei jedoch schwierig, denn man wisse oft nicht genau, wo und wann diese auftauchten. Trotz gezielten Massnahmen und einem grossen personellen und zeitlichen Aufwand sei es nicht möglich, Schäden an landwirtschaftlich genutzten Flächen komplett zu verhindern. Um eine Wildsau zu erlegen brauche es nicht nur viel Zeit – nämlich 50 bis 80 Stunden – sondern auch Glück, so ein Jäger im Saal. Seitens der Landwirte würde ebenfalls viel unternommen, hielt Toni Marti fest. Das Einzäunen von Feldern und die Instandstellung verwüsteter Wiesen geschehe häufig auf freiwilliger Basis und ohne Entschädigung.

Die hohe Wildschweinpopulation sei schwierig zu regulieren und begründet in den veränderten Klimabedingungen, sagte Marcel Tschan, Jagd- und Fischereiverwalter. Milde Winter und ein grosses Futterangebot seien optimale Voraussetzungen für das Schwarzwild. Diesen Frühling rechne er erneut mit einer starken Vermehrung. Er informierte über die Schadenbewirtschaftung und die gesetzlichen Grundlagen. 

Felder einzäunen

So sind die Landwirte neu verpflichtet, in besonders wildschadengefährdeten Gebieten Kartoffel-, Mais- und Getreideäcker einzuzäunen, sofern diese näher als 50 m am Waldrand liegen. Nur dann würden Schäden vergütet. Marcel Tschan riet zudem, beim Auftreten von Wildschäden sofort zu reagieren, denn nur schnelles Handeln führe zum Erfolg. Deshalb sei die Kommunikation zwischen Landwirten und Jägern wichtig. Er betonte, dass die Anstrengungen zur Regulierung des Schwarzwilds erhöht worden seien. Zur effizienteren Bejagung seien vermehrt Nachtsichtzielgeräte und Wärmebildkameras im Einsatz. Ebenso würden Hunde speziell für die Schwarzwildjagd ausgebildet. Der Frust der betroffenen Landwirte schien gross, dennoch blieb Toni Marti realistisch: «Wir Bauern sind uns bewusst, dass wir mit den Wildschweinen leben müssen.»

Ruth Steffen