Andreas Wittenwilers Alltag steht ganz im Zeichen der Viehzucht. Der Landwirt ist Präsident des Viehzuchtvereins Nesslau, Präsident des St. Galler Braunviehzuchtverbandes und Präsident der Milchviehauktionen in Wattwil SG. Ausserdem führt Wittenwiler einen Milchviehbetrieb mit 35 bis 40 Kühen und rund 60 Stück Jungvieh.

Schauen und Auktionen sind wichtig

AboDorflebenNesslau ist das Dorf der Bauern und KönigeMontag, 29. August 2022 Als sich die BauernZeitung mit Andreas Wittenwiler zum Gespräch trifft, macht er einen entspannten Eindruck. Seine Tiere sind auf der Alp, also hat er Zeit, um Gäste zu empfangen. «Die letzten beiden Jahre waren schwierig, Corona hat viele Viehschauen und Auktionen verunmöglicht», sagt er, als das Thema aufkommt. Wittenwiler muss es wissen, denn er hat im Rahmen seiner Tätigkeit viele Auktionen durchgeführt. Dass diese nun wieder im gewohnten Rahmen stattfinden können, sei für die Bauern sehr wichtig, sagt er: «Auktionen sind ein Gradmesser, an dem die Bauern den Wert des Nutzviehs erkennen.»

Auch die Bedeutung der Gemeindeviehschauen sei sehr gross, fährt er fort. «Gemeindeviehschauen sind eine gelebte Tradition. Wenn viel Publikum erscheint, gibt es fast keine bessere Form der Öffentlichkeitsarbeit», ist er überzeugt. Dass es in den letzten Jahren wieder spürbar mehr Teilnehmer gebe, sei deshalb sehr erfreulich.

Landwirtschaftlicher Nachwuchs ist kein Problem

Der Strukturwandel ist ein Thema, das auch im Toggenburg beschäftigt. In Nesslau sei von einem Rückgang der Betriebszahlen im Vergleich zu anderen Gemeinden allerdings wenig zu spüren, berichtet Andreas Wittenwiler. Auch wenn einzelne kleinere Betriebe verschwinden und manche Landwirte auf Mutterkuhhaltung umstellen würden, sei das Interesse an der Viehzucht auch beim Nachwuchs gross.

In der Gemeinde Nesslau gibt es vier Viehzuchtvereine, die noch aus der Zeit vor der Gemeindezusammenschliessung stammen. So haben Ennetbühl, Chrummenau, Stein und Nesslau jeweils einen eigenen Verein. Keiner kämpft mit Nachwuchsproblemen, im Gegenteil: «Viele Junge wollen einen Betrieb übernehmen und sich in der Zucht engagieren», weiss Wittenwiler. Im Allgemeinen stellt er der Jugend ein gutes Zeugnis aus: «Als ich jung war, waren unsere Traditionen eher ein bisschen verpönt, man wollte keinesfalls als Hinterwäldler gesehen werden. Heute haben die Jungen ein viel entspannteres Verhältnis dazu und haben Freude daran. Man sieht das bei den Jodelchören, aber auch bei den Viehzuchtvereinen.»