Elsbeth war die erste Person, bei der ich mich in Schangnau wie zu Hause fühlte. Obwohl ich ein Fremder war in einem Ort, in dem jeder jeden kennt. Es war ihre Aufgabe, gastfreundlich zu sein, aber sie war immer mehr. In ihrem Gasthaus hat sich seit 1815 wenig verändert. Der Kaffee, das Jassen und der Austausch von Neuigkeiten sind durch diese holzgetäfelten Wände, durch die Gemeinschaft geflossen. Was sich geändert hat, ist Elsbeth, die den Betrieb vor einem Jahrzehnt übernommen hat.

Doch bevor sie Wirtin war, arbeitete Elsbeth 20 Jahre lang in der kardiologischen Notfallstation eines Spitals, in jener Grauzone zwischen Leben und Tod. Die Medizin war immer ihre Leidenschaft gewesen, und sie war fasziniert von den Prozessen, die einen Menschen gesund machen können. Aber es gab auch noch eine andere Zutat: ihren Sinn für Fürsorge und Service. Den hat sie von ihren Eltern geerbt, die ein Altersheim gegründet hatten. Für Elsbeth sind Heim, Krankenhaus und Gasthaus ein und dasselbe. «Ich denke», sagt sie, während sie sich mit mir an den Stammtisch setzt, «eine Voraussetzung für Gastronomie und Pflege ist Empathie.»