Der Frühling kommt. Das merke ich an unseren Güggeln. In den vergangenen Wochen war es am Morgen noch still, wenn ich meine Überhosen überzog. Jetzt schreit es schon kräftig rum. Und wenn es eben zwei sind, halt entsprechend lauter. Der eine lebt artgerecht bei den Hühnern. Der andere bei den Ziegen. Ich weiss gar nicht, ob das tierschutztechnisch erlaubt wäre. Der Kontrolleur würde mir sicher attestieren, dass der Güggel immerhin Sichtkontakt hat zu den Hühnern, aber ob das seiner Würde dann vollumfänglich entspricht, wenn er sie nur beobachten darf, weiss ich auch nicht.
Frauen stressen Männer - auch in der Tierwelt
Die Ziegen mögen ihn. Meist gibt es erst, wenn es um den Mais geht. Dann zanggen sie. Ich glaube, der Hahn kommt aber nicht wirklich unter die Räder, oder eben Klauen. Er ist jedenfalls fetter, als jener, der artgerecht bei seinen Frauen lebt. Wie im richtigen Leben! Frauen stressen Männer zuweilen einfach. Dann nehmen diese ab. In jungen Jahren hat das andere Gründe als im fortgeschrittenen Alter. Dann ist da aber wohl noch die dritte Gruppe, das sind die Gewohnten. An was sie sich wirklich gewöhnen, ist wiederum eine beziehungsinterne Angelegenheit. Wir lassen das hier so stehen, sie nehmen einfach zu.
Der Büetzer friert beim Arbeiten und auch beim Essen
Zurück zum Güggel. Ob das jetzt artgerecht ist, oder ob ein Huhn trotzdem einfach zum Alltag eines Hahns gehört, werden wir hier nicht abschliessend klären können. Da dürften sich die Geister schliesslich elend scheiden. Wir haben ja schon für uns selbst mehr als genug zu tun, wenn wir uns überlegen, was zum täglichen Bedarf gehört. Ich möchte jedenfalls jetzt nicht entscheiden, was das ist. Der Bauarbeiter, der sich bei der Büez die Finger abfriert und nachher im Coop ein kaltes Sandwich aus dem Gestell nimmt, um es irgendwo in einer kalten Baracke zu verspeisen, findet wohl, dass die warme Mahlzeit zu seinem täglichen Bedarf gehören würde. Der Bundesrat hat dazu jedoch eine andere Meinung. Mein Arbeitskollege Peter motzt auch jeden Tag rum, er habe diesen Migros-Frass jetzt dann gesehen. Der Listerien-Salat ist in der Tat langsam etwas abgelutscht. Man würde da ein feines Kalbs-Piccata vom Italiener um die Ecke schon vorziehen, aber der hat eben zu. Und vielleicht bleibt er das auch, weil er Konkurs geht.
Der Kantönligeist herrscht auch beim täglichen Bedarf
Im letzten Frühling war der tägliche Bedarf ja noch weitaus bescheidener. Da haben wir Blumen und Setzlinge an die Haufen gestossen und Staubsaugen war auch nur solange möglich, bis die Säcke ausgingen. Ein Jahr später scheint man bisschen anspruchsvoller geworden zu sein. Der Frühlingsputz kann also kommen. Putzen gehört wieder zum täglichen Bedarf. Auch eine Küchenmaschine könnte ich wieder im Laden kaufen. Vielleicht nicht in jedem. Weil die Ständerlampe, die ist Luxus, aber die Deckenlampe gehört zum täglichen Bedarf und das ist glaub nicht überall gleich. In Kantonen, wo mehr gelesen wird, als in anderen, kriegt man vielleicht auch eine einfache Lampe zum Lesen, statt nur zum über den Küchentisch hängen. Aber eben, die Küchenmaschine … Logo ist Ende März vergangenen Jahres meine Küchenmaschine ausgestiegen. Bestellen ging. Also habe ich das gemacht, sogar bei einem hiesigen Detailhändler. Bei der Farbe war ich dann etwas wählerisch. Und das war auch mein Fehler. «Liebe Frau Barth! Besten Dank für Ihre Bestellung. Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir Ihre Küchenmaschine ab dem 26. Juli liefern können.» Tja, so einfach verschwindet etwas aus dem täglichen Bedarf!