Ein Merkmal aller Familienbetriebe ist die Verflechtung von Unternehmen und Familie. In der Landwirtschaft wird sie dadurch begünstigt, dass am gleichen Ort gearbeitet und gelebt wird. Zudem verstärken administrative Vorgaben, wie die Abbildung des Privatverbrauchs in der landwirtschaftlichen Buchhaltung, diese Verflechtung. Oft werden Ressourcen zwischen der Familie und dem Betrieb ausgetauscht, beispielsweise um Liquiditätsengpässe zu überbrücken oder in Form von Gratisarbeit von Familienarbeitskräften.
Vor diesem Hintergrund untersuchten wir von der BFH-HAFL, wie landwirtschaftliche Paare ihr Geld zwischen Haus und Hof verteilen und welche Auswirkungen dies auf die involvierten Frauen hat.
Die rechtliche Stellung ist wichtig
Auf vielen Schweizer Familienbetrieben werden die betrieblichen und privaten Finanzen über ein einziges Konto getätigt, das Betriebskonto. Alles, was verdient wird, geht auf dieses Konto. Alles, was bezahlt wird, geht davon ab. Welche Auswirkungen diese Vermischung auf die Frauen hat, hängt von ihrer rechtlichen Stellung ab. Ist sie durch ihre landwirtschaftliche Ausbildung als Landwirtin oder Bäuerin mit Fachausweis Mitbewirtschafterin und als Selbständige bei der Ausgleichskasse angemeldet, besteht ein Anrecht auf einen Anteil des landwirtschaftlichen Gewinns. Durch die gleichberechtigte Betriebsführung und rechtliche Position werden Risiko und Gewinn des landwirtschaftlichen Betriebs gemeinsam getragen.
Fehlen die rechtliche Position und gleichberechtigte Betriebsführung, können sich einige Risiken ergeben. Dies vor allem dann, wenn die Frauen auf den Betrieben ihrer Ehemänner mitarbeiten und für ihre teils beträchtliche Pensen nicht entsprechend, gar nicht oder nur auf dem Papier entlöhnt werden.
Finanzielle Abhängigkeit und fehlende Transparenz
Das führt zu einer finanziellen Abhängigkeit der Frauen und sie erfahren keine finanzielle Wertschätzung ihrer Arbeit. Zudem bleibt in diesen Fällen das gesamte Einkommen im Betrieb, der im Kontext von Familienbetrieben meist priorisiert wird. Dies führt einerseits dazu, dass eher bei Haushaltsausgaben gespart wird. Da die Frauen aber meistens für den Haushalt zuständig sind, sind sie es, die mit beschränkten Ressourcen für die Familie sorgen und diese emotionale Bürde tragen müssen. Andererseits hat dieses «alles in einem Topf» zur Folge, dass aufgrund der fehlenden bzw. nicht fixen Lohnkosten der Familienarbeitskräfte, inklusive der Betriebsleitung, keine Transparenz über die Wirtschaftlichkeit des Betriebs besteht.
Um dieser Vermischung von Betrieb und Haushalt entgegenzuwirken, verfügen einige landwirtschaftliche Paare über ein gemeinsames Haushaltskonto. Darauf fliesst monatlich ein bestimmter Betrag, sei es nur vom Betriebskonto oder zusätzlich von einem Nebenerwerbskonto, um Haushaltsausgaben zu tätigen.
Coop oder Aldi?
Diese finanzielle Trennung von Hof und Haus macht transparent, wie viel der Haushalt kostet. Sie vermindert weiter den Buchhaltungsaufwand, da nicht jede Buchung als Privatverbrauch ausgewiesen werden muss. Zudem sorgt sie dafür, dass keine detaillierten Informationen darüber geteilt werden müssen, was, wo und zu welchem Betrag für private Zwecke eingekauft wird. Eine Bäuerin, die wir im Rahmen unserer Studie interviewen durften, sagte es so: «Aber mir ging es einfach darum, dass man nicht sieht, ob ich im Coop oder ich im Aldi war.»
Neben diesen beiden Systemen, die in der Schweizer Landwirtschaft häufig anzutreffen sind, gibt es weitere Systeme mit Vor- und Nachteilen. Grundsätzlich ist unabhängig des Systems relevant, dass das Paar über die Geldflüsse redet und sich ihren Auswirkungen bewusst ist. Wir empfehlen, diese Aspekte als Paar, aber auch in der landwirtschaftlichen Beratung stärker zu berücksichtigen.
Sandra Contzen ist Dozentin für Agrarsoziologie an der BFH-HAFL
Anna Kröplin ist Forschungsmitarbeiterin Agrarsoziologie an der BFH-HAFL