Jeder Mensch ist anders und längst nicht alle interessieren sich für Zahlen und Einkommensberechnungen. Doch das Bewirtschaften von Land hat mehr mit Zahlen zu tun als manchem lieb ist. So trägt das Wort Landwirtschaft «Wirtschaft» in sich – oder fachdeutsch «Ökonomie» - wörtlich übersetzt «die Aufgabe, einen Haushalt zu führen». Es geht also um die Führung eines Unternehmens, das Einkommen aus der Landnutzung generiert. Hierzu braucht es Unternehmergeist und dieser äussert sich in drei Daueraufgaben:
- Transparenz schaffen
- Kosten einsparen
- Strategie verfolgen und anpassen
Das hört sich erst mal nach langweiligen «Floskeln» an. Doch was steckt dahinter?
Transparenz: Wie viele wissen wirklich über ihre wirtschaftliche Situation Bescheid? Eine Buchhaltung ist schnell mal durchgeblättert und wieder in der Schublade verstaut. Doch wer hat schon eine Betriebszweiganalyse gemacht und weiss, wie viel er in diesem oder jenem Betriebszweig pro Stunde verdient? Und wer weiss, wie er wirtschaftlich im Vergleich zu ähnlichen Betrieben steht? Fakt ist: Agroscope sucht laufend Betriebe,die Daten für die zentrale Auswertung liefern. Nur einer von zehn neu angefragten Betrieben macht mit, obwohl sie eine aufschlussreiche Betriebsauswertung erhalten und erst noch gut entschädigt würden. Auch die Teilnahmerate an diversen Betriebszweig-Studien mit betriebsindividueller Vollkostenauswertung ist tief, obwohl auch hier ein unternehmerisch wertvoller Gegenwert geboten wird. Agroscope bietet auch ein Gratis-Tool an, zum selber rechnen. Genutzt wird es meist von Betrieben, die bereits zu den Besten gehören.
Kosten einsparen: Ist weniger freudvoll als Kosten verursachen wie z.B. neue Maschinen kaufen oder ein vielversprechendes Futtermittel XY ausprobieren. Ein guter Unternehmer handelt in der Gewissheit, dass jeder eingesparte Franken zusätzliches Einkommen bedeutet. Einkommen ist das, was zählt und nicht der Erlös. Denn Preise kann er nicht beeinflussen, wohl aber seine Kosten. Geiz und eine Portion Faulheit gehören zu den Tugenden eines guten Unternehmers: Er kümmert sich weniger um Vertreter und Verkäufer, als vielmehr um die Familie – und er organisiert die Arbeit effizient oder investiert in Techniken, die mühsame Arbeit einsparen.
Strategie verfolgen: Es braucht Mut, aus der Reihe zu tanzen und den eigenen Weg zu gehen - nachdem Aufgabe 1 und 2 erfüllt ist. Welche Strategie passt zu meinem Standort, welche zu meinen Fähigkeiten? Wofür kann ich eine Leidenschaft entwickeln, um auf dem Weg bleiben, auch wenn’s mal Leidensphasen gibt? Leiden gehört zur Landwirtschaft und (fast) niemand verdient sich damit eine goldene Nase. Ständiges Monitoring ist aber ein Muss. Bin ich auf dem richtigen Weg, verbessern sich meine Zahlen? Und wenn nicht, warum? Dann heisst es flexibel sein und anpassen. Denn wie sagte schon Charles Darwin: «Nur die Best-Angepassten überleben».
Christian Gazzarin ist ETH-Agronom und arbeitet bei Agroscope im Berich der Unternehmensführung und Wertschöpfung