K wie Körnerleguminosen: Diese pflanzlichen Proteinträger sind derzeit zwar noch nicht in aller Munde, aber sehr gefragt. Wir nahmen den Boom, der sich auf dem Feld erst teilweise widerspiegelt zum Anlass für eine Serie zum Thema. Für Erhitzung sorgte 2022 das Klima: Vor zunehmender Trockenheit ist auch das Wasserschloss Schweiz nicht gefeit, diese Erkenntnis dürfte sich unterdessen auch bei den grössten Klimawandelskeptikern eingenistet haben, nicht zuletzt aufgrund des vergangenen Sommers. Doch wie volatil das Klima unterdessen ist, zeigte sich in der zweiten Jahreshälfte. Während im Frühsommer vielerorts kaum noch Gras wuchs und früh Dürrfutter verabreicht werden musste, konnte dank Niederschlägen und guten Witterungsbedingungen teilweise bis Ende November noch Grünfutter verabreicht werden. Nicht sonderlich erfolgreich war das Jahr für den Schweizer Käse. Während der Pandemie hatten Produktion und Ausfuhren geradezu geboomt. Profitiert hat man hier vor allem vom hohen Konsum zu Hause. Nun haben der schwache Euro und die zurückgekehrten Konsumgewohnheiten zu einem Abwärtstrend geführt. Optimisten in der Branche sprechen hier auch von einer Rückkehr zur Normalität.

 

L wie Lehrjahre: Die Reform der landwirtschaftlichen Grundbildung nimmt langsam, aber sicher Form an. Die gefundene Lösung für die angestrebten Verbesserungen wird mit der Kurzformel «drei plus eins» zusammengefasst. Als Ergänzung zu den obligatorischen drei Jahren Grundausbildung soll neu ein viertes Jahr zur fakultativen Vertiefung der Fähigkeiten eingeführt werden. Auch hier steht nun eine Vernehmlassung an.

 

M wie Massentierhaltungs-Initiative: Das Volksbegehren hatte wie schon die beiden Agrar-Initiativen im Jahr zuvor keine Chance an der Urne. Wie im Juni 2021 votierte im September 2022 mit Basel-Stadt nur ein einziger Stand für die Initiative. Mit 62,9 Prozent Nein wurde praktisch eine Zweidrittelmehrheit erreicht. Die Intensität des Abstimmungskampfs war aber deutlich geringer als im Falle von Trinkwasser- und Pestizidverbots-Initiative. Das lag auch daran, dass die Initianten moderater unterwegs waren als diejenigen ein Jahr zuvor. Nach der Abstimmung schien die Meinung vorzuherrschen, dass es nun an der Zeit sei, die Landwirtschaft ein bisschen aus der Schusslinie zu nehmen und eine breiter abgestützte Ernährungspolitik anzustreben. Diese soll sich stärker am vorherrschenden Konsum orientieren und den Detailhandel stärker in die Pflicht nehmen. Ob das nur ein Strohfeuer war, muss sich noch zeigen. Der angesprochene Detailhandel blieb jedenfalls nach der Abstimmung etwa gleich stumm wie vorher. Umso aktiver waren die Grossunternehmen auf den Märkten. Für Aufsehen sorgte die faktische Übernahme des Milchhändlers und -verarbeiters Aaremilch durch die Migros. Diese ist vor allem an der Naturparkkäserei im Diemtigtal interessiert, welche die Aaremilch unter Einsatz aller Mittel in den Jahren zuvor aufgebaut hatte, aber nicht im Alleingang zum Erfolg führen konnte. Wenig Sympathiepunkte verdienten sich die Grossverteiler auch im Jahr 2022 mit ihren Margen. Diesen Sommer gelang es welschen Medien, anhand von Milchprodukten der Laiteries Réunies die exorbitanten Margen von Migros und Coop aufzudecken. Diese reagierten wie üblich, die Zahlen seien entweder falsch oder falsch interpretiert worden. 

 

N wie Nutzungsdauer: Das Durchschnittsalter der Schweizer Kühe soll zwecks Entlastung des Klimas steigen. Dieses Wegstück des Absenkpfads beschäftigte die Produzenten auch heuer regelmässig. Statt über die Lebtagleistung, so wie sich das die Viehzuchtverbände gewünscht hätten, wird nun die Anzahl Laktationen abgegolten. Eine weitere Baustelle ist, dass mit höherem Alter auch der Antibiotika-Einsatz steigen könnte. Ein klassischer Zielkonflikt.

 

O wie Ohrmarke: Sei es der Preis, die nötige Anzahl pro Tier oder deren Verfügbarkeit, die Plaketten im Ohr sind ein Dauerbrenner in diesem ABC. Wenn nicht alles täuscht, dürften sie in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Die Suisag testet derzeit mit weiteren Partnern elek­tronische Ohrmarken. Diese Digitalisierung dürfte auch im Kuhstall dereinst Einzug halten. So könnte unter anderem das Weidejournal aufgrund der Ohrmarken kontrolliert werden. Big Brother im Stall oder Arbeitserleichterung? Die Meinungen sind geteilt.