Er sei ein leidenschaftlicher Ziegenzüchter, sagt Damian Matter von sich. Und wenn der 19-Jährige aus dem bernischen Rubigen von seinen Geissen, ihrer Beziehung zu ihm und seiner Pflege erzählt, glaubt man das sofort: In das Wohlergehen seiner Tiere investiert er viel Zeit und Geld. Schliesslich handelt es sich auch um eine besondere Rasse.

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«Etwas ganz Edles»

Matter hält eine Herde von derzeit 14 Kupferhalsziegen, «im Frühling sind es dann wieder deutlich mehr, wenn die Gitzi dazukommen». In der Literatur sei bei dieser Rasse die Rede vom «Phönix der Ziegen». Natürlich finde jeder Züchter «seine» Tiere besonders schön, Kupferhalsziegen aber wüssten selbst um ihre Erscheinung. «Sie sind etwas ganz Edles und zeigen ihren Stolz in ihrem Gang», meint der Berner schwärmerisch. Ausserdem seien die Tiere gute Mütter und dank des Wollfetts Lanolin in ihrem Fell, das Regentropfen abperlen lässt, allwettertauglich.

Im Vergleich zu Schafen, mit denen der Junglandwirt auch schon gearbeitet hat, seien Ziegen von Natur aus eigensinnig, neugierig und aufgestellt. «Mit ihnen ist immer etwas los, egal ob beim Füttern oder Zäunen», schildert Matter. Ein Schaf bleibe auf seiner Weide. Wenn es aber den Ziegen nicht mehr passt, suchen – und finden – sie einen Weg durch den Zaun zum saftigeren Gras. Charakterlich seien ihm seine Geissen sehr ähnlich, bemerkt der Berner.

Die richtige Dosis Farbe im Fell

[IMG 2]Die Kupferhalsziege ist eine alte Rasse, die vom Aussterben bedroht ist und von Pro Specie Rara gefördert wird. Etwas Seltenes und Schönes zu bewahren ist ein Ansporn für Damian Matter. Für seine Erhaltungszucht kontrolliert er die Herkunft der Elterntiere, um Inzucht zu vermeiden und achtet darauf, welche Merkmale jeweils die Mutter und der Bock vererben. So ist es ihm gelungen, über die Jahre hinweg aus den ersten beiden Ziegen, die er von einem Walliser Züchter übernahm, Ausstellungstiere zu züchten. Diese haben die vom Rassenstandard vorgegebene kupferfarbene Kopf- und Halspartie – und zwar in genau der richtigen Länge bis Mitte Rücken.

Winterliche «Schwangerschafts-Gymnastik»

Während er die jungen Böcke mit 10 Tagen kastriert und nach einem Sommer bei der Mutter metzgen lässt, um ihr Fleisch im Hofladen zu verkaufen, bleiben die weiblichen Gitzi zur Herdenverjüngung bei Damian Matter. Zu den Mutterziegen – seinen «Mitarbeiterinnen» –hat er eine enge Beziehung. Im Sommer grast die Herde in der Hostet auf dem Betrieb seines Onkels im Dorf Bantigen. Den Winter verbringen sie in einem Laufstall mit Aussenhof, um Klauenschäden durch den aufgeweichten Boden zu vermeiden. «Sie möchten aber gerne ab und zu ganz raus», hat Damian Matter beobachtet. Daher geht er meistens am Sonntag mit seiner Herde zwei bis drei Stunden spazieren, hoch auf den Bantiger. Das sei eine Art «Schwangerschaftsgymnastik» und verbessere das Gitzeln.

Matter führt diesen Effekt auch auf die vielfältige Verpflegung unterwegs zurück: «Ziegen haben ein viel breiteres Nahrungsspektrum als Kühe», gibt er zu bedenken, «auf dem Weg fressen Sie z. B. Tannennadeln oder Rinde und ergänzen damit ihren Speiseplan».

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Alle drei Monate ein Vollbad

Damian Matters Ziegen folgen ihm beim Spazieren trotz ihrer Eigensinnigkeit. Wenn er zum Weitergehen pfeife, gebe es keine Diskussionen. «Die Geissen sind Gewohnheitstiere und fixieren sich auf eine vertraute Person», erklärt er.

Gebadet zu werden ist auch etwas, woran sich Matters Ziegen gewohnt haben dürften. Denn alle drei Monate bekommt die ganze Herde ein Vollbad, mit Shampoo, Conditioner und Gliss Kur – alles von der Marke Schwarzkopf. Anschliessend wird das Fell geföhnt und gebürstet, «Waschen, Legen, Föhnen», fasst der Berner zusammen. Das machten auch einige Walliser Züchter, aber nicht alle, gibt er zu, «das ist pure Leidenschaft».[IMG 5]

Via Instagram vermarktet

Trotz der emotionalen Nähe bleiben seine Kupferhalsziegen für Damian Matter Nutztiere. Auf seinem Instagram-Kanal («Kupferhals-Zucht am Bantiger») zeigt er Bilder und Videos von ihnen und organisiert so die Vermarktung. Mit seinem Auftritt auf Social Media wolle er nicht nur verkaufen, sondern auch die Rasse bekannter machen sowie seinen Umgang mit den Tieren zeigen. Aktuell setzen ihm zwar die Platzverhältnisse Grenzen, in Zukunft möchte er aber gerne seine Herde weiter ausbauen und damit auch den Genpool der Kupferhalsziegen in der Schweiz erweitern.

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Nächsten Sommer geht es z’bärg

Vor 12 Jahren hat der Berner mit der Ziegenhaltung begonnen. Damals hatte er gämsfarbene Gebirgsziegen und melkte sie. «In der Oberstufe hatte ich dann weniger Zeit und habe mich nach einer Rasse umgesehen, die bei jedem Wetter draussen sein kann», erinnert sich Damian Matter. An einer Ausstellung sah er Kupferhalsziegen und kaufte später seine ersten, damals noch fehlgefärbten Tiere.

Im Moment arbeitet der 19-Jährige als Betriebshelfer, den nächsten Sommer aber wird er als Senn auf der Alp Chessi im Gantrischgebiet verbringen. Ein Teil seiner Ziegenherde wird ihn begleiten und Matter will sie wieder melken: Sein Ziel ist ein Bio-Alpziegenkäse Jahrgang 2022.