Konserven haben in den letzten Jahrzehnten tendenziell an Beliebtheit eingebüsst, z. T. zugunsten von Tiefkühlware. Noch 1995 war die Konservenindustrie, zu der man die Hersteller von Früchte- und Gemüsekonserven in Dosen, Gläsern und Beutel aber auch jene von Fertiggerichten, Fruchtsäften und (Tief-)Kühlprodukten zählte, mit 28 Fabriken in der Schweiz die grösste Subbranche der Nahrungsmittel- und Genussmittelbranche aus. So schildert es das Historische Lexikon der Schweiz (HLS).
Zu Hochzeiten von Dosen und Glas
1964 waren in Dosen oder Gläsern haltbar gemachte Gemüse und Früchte hierzulande gefragt. Die Sendung «Antenne» aus diesem Jahr im Archiv von SRF bestätigt das: Sie beschreibt den neu geschaffenen Beruf des Konservenfacharbeiters. Während drei Jahren Lehrzeit wurde man demnach in den Konservenfabriken darauf geschult, vom Früchte- und Gemüseanbau bis zur Prüfung der fertig verschlossenen Büchsen alle Produktionsschritte zu kennen. Dazu gehört auch die Herstellung der Büchsen und die Reparatur von Maschinen.
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Viel Handarbeit und eine ziemliche Sauerei
Die interessierte Schar Jugendlicher, die sich im Video durch die Fabrik führen lässt, trägt genau wie die Angestellten und der Lehrmeister keine Haube. Mit blossen Fingern (und Ehering) wird da abgefüllt, die Dosen treten ihre Reise durch die Produktionsstätte verklebt mit geriebenem Gemüse an und entsprechend sehen auch die Förderwege aus.
Die «Konfitürenküche» von 1964 ist ebenfalls ein Hingucker, wird doch mit übergrossen Schöpfkellen in Holzfässern und grossen Bottichen gerührt. Mit Gabeln fischen Angestellte Stückchen aus der Masse.
Besonders originell: Die vollen Gläser werden am Ende der «Klangprobe» unterzogen – da zeige sich, ob alles wohlgeraten sei. Welchen Ton das Hämmerchen auf dem Deckel erzeugen sollte, bleibt allerdings unklar.
Moderne Konfitüre-Portionen
Das folgende Video der Konfitüren-Herstellung bei der Bischofszell Nahrungsmittelindustrie ist zwar auch schon 13 Jahre alt, die Unterschiede zu 1964 sind aber schnell klar: Der Massstab ist anders und auch das Hygiene-Bewusstsein.
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Zahlen zum Schweizer Konservenmarkt
Nach Angaben des HLS fielen die Verkäufe von Gemüsekonserven von rund 62'500 Tonnen im Jahr 1986 auf 40'000 Tonnen im Jahr 1995. Heute (Stand 2021) sind es laut der Swiss Convenience Food Association (Scfa) knapp 78'000 Tonnen Konserve in Dosen, Gläsern und Beuteln. Es wird in diesem Bereich nur wenig importiert, zu erwähnen wären allenfalls Bohnenkonserven mit 2'700 Tonnen. Wichtiger sind eingedoste Früchte und Kompott (22'000 Tonnen Importmenge).
2020 erlebte Dosenfood einen corona-bedingten Aufschwung, nun habe sich das Niveau wieder auf normaler Höher eingependelt. Das wichtigste Verarbeitungsgemüse, das in der Schweiz auf insgesamt rund 3'000 ha im Vertragsanbau produtziert wird, sind Bohnen, Erbsen, Pariserkarotten (die kleinen runden) und Spinat. Zusätzlich zu den 30'000 Tonnen Inlandware verarbeiten Schweizer Firmen 2'500 Tonnen eingeführtes Gemüse, so die Scfa. Bekannter geworden sind in den letzten Jahren die Schweizer Essiggurken von Hugo Rietzel.