Unweit von der Shoppingmeile liegt das Dorf Lyssach (Bern). Dementsprechend vielbefahren ist die Hauptstrasse die hindurch führt nach Burgdorf. Ein idealer Standort für die Direktvermarktung, das haben auch die dortigen Landwirte gemerkt. So gibt es im Dorf zwei Hofläden und noch zwei andere Höfe, die Produkte direkt verkaufen. Zu ihnen gehört auch Familie von Ballmoos mit dem vB-Hof.

In Anlage investiert

Angefangen hat es bei ihnen bereits vor 30 Jahren. Sie verkauften Kirschen, Äpfel, Birnen und Zwetschgen am Strassenrand. «Damals verkaufte fast jeder Betrieb etwas Kirschen und Früchte», erinnert sich Ursula von Ballmoos. Viele dieser Anbieter sind mittlerweile verschwunden.

Familie von Ballmoos hingegen investierte in eine Niederstammanlage, die intensiv geführt wird. Die Bäume sind mit Netzen und Regendach vor der Kirschessigfliege, Hagel und Regen geschützt. Die Obstanlage ist 30 a gross und umfasst heute noch vier Sorten Kirschen und drei Sorten Zwetschgen, die gestaffelt reif werden.

Alles direkt vermarkten können

«Wir möchten nur so gross sein, dass wir alles selber machen können mit eigenen Leuten und alles direkt vermarkten», erklärt Marcel von Ballmoos, der den Hof mit seinem Vater Bernhard in einer Generationengemeinschaft führt. Er arbeitet zu 75 Prozent auswärts als Geschäftsführer der KuL (Verein Kontrollkommission für umweltschonende und tierfreundliche Landwirtschaft).

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Darum sind die Kirschen besonders süss

In der Kirscherntesaison erntet die Familie jeden Tag die Früchte frisch, am besten am Morgen früh, wenn sie noch kühl sind. Qualität hat für die Familie oberste Priorität.

«Wir gehen jeden Tag durch die ganze Anlage und ernten nur die reifsten Kirschen», erklärt Bernhard von Ballmoos, der sich hauptsächlich um das Ablesen kümmert. «Dadurch sind unsere Kirschen besonders süss», sagt Ursula von Ballmoos, die die Kirschen für den Hofladen bereitmacht. «Dies hat sich herumgesprochen und die Kunden kommen von weit her für unsere Kirschen. Wir sind ein Geheimtipp.»

Verkauft werden die Kirschen in einem «Chirschihüttli» direkt am Strassenrand, in Selbstbedienung. Seit wir Selbstbedienung haben, verkaufen wir wider Erwarten viel mehr Kirschen als früher», sagt Bernhard von Ballmoos. Pro Tag verkauft die Familie 50 bis 70 kg Kirschen, das meiste in Kiloportionen. Die Saison dauert rund einen Monat, bis der Spuk vorbei ist.

Nachfrage nach Süsskartoffeln ist gut

Da der Kirschenverkauf auf dem Hof gut läuft, suchten Marcel von Ballmoos und seine Partnerin Hannah Hofer nach weiteren Produkten, die sie direktvermarkten könnten.

«Wir wollten nicht dasselbe anbieten, was schon die anderen Hofläden im Dorf haben und auch keine unnötige Konkurrenz schaffen.» 

Marcel von Ballmoos.

Sie haben nach Nischen gesucht und sind mit Quinoa und Süsskartoffeln fündig geworden. 2018 haben sie erste Anbauversuche mit Quinoa gemacht und jetzt bauen sie 50 Aren davon an. Der Ertrag sei sehr unterschiedlich, sagt Marcel, er schwanke zwischen 500 und 2000 kg pro Hektare.

Auch der Süsskartoffelanbau ist nur im kleinen Rahmen. Etwa 1000 Setzlinge baut die Familie an, was etwa eine Tonne Ertrag bringt. «Letztes Jahr haben wir in einem Monat alle Süsskartoffeln verkauft», sagt Marcel von Ballmoos, «wir könnten noch viel mehr.» Jedoch sei die längere Lagerung schwierig. Und auch der Anbau, vor allem die Ernte, sei sehr aufwendig.

Quinoa in Hofläden und Restaurants in Bern erhältlich

Quinoa ist hingegen gut lagerbar, weshalb man es bei ihnen auch ganzjährlich kaufen kann. Marcel von Ballmoos und Hannah Hofer kümmern sich um die Vermarktung der Produkte und suchen neue Absatzkanäle, wo sie das Quinoa verkaufen können.

Nebst dem Verkauf an andere Hofläden oder kleinere Lädeli liefern sie dieses auch an verschiedene Restaurants, bis in die Stadt Bern. «Süsskartoffeln und Quinoa sind richtige Trendprodukte, und man findet sie auf fast jeder Speisekarte in der Stadt», sagt Hannah Hofer.

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Auch auf Instagram und Facebook vertreten

Hannah Hofer arbeitet Vollzeit beim Schweizer Bauernverband und kümmert sich auf dem Hof leidenschaftlich um die Präsenz in den Sozialen Medien. So hat der vB-Hof auch ein Profil auf Instagram und Facebook. Dort postet Hannah fleissig, was auf dem Hof gerade passiert. Sie nutzt den Kanal auch, um Konsumenten grundsätzlich über die Landwirtschaft aufzuklären. «Der direkte Kundenkontakt ist ein grosser Vorteil bei der Direktvermarktung, und den muss man nutzen», findet sie.

Weitere Informationen: www.vb-hof.ch