Die Cremo AG schliesst ihren Standort Steffisburg nahe Thun bis Ende August 2021. Dieser Entscheid sei Teil der Bestrebungen des Unternehmens, seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, heisst es in der Mitteilung des Unternehmens zum Beschluss.

Ohne Folgen für die Produzenten

Für die Milchproduzenten aus der Region werde die Schliessung ohne Folgen bleiben, betont Cremo-Generalsekretär Thomas Zwald. Die Abnahme ihrer Milch zu unveränderten Lieferbedingungen sei gesichert. Cremo hat im Kanton Bern rund 800 Direktlieferanten, deren Milch allerdings schon bisher nur zum kleineren Teil nach Steffisburg geliefert wurde.

Cremo wolle die Milchabnahme gleich hoch halten wie bisher, sagt Zwald. Er räumt aber ein, dass der Markt für Industriemilch derzeit eng sei und die Beschaffung nicht immer einfach.

Ein Sozialplan für die rund 50 direktbetroffenen Angestellten sei unter Einbezug der Sozialpartner in Ausarbeitung. Entlassungen würden sich nicht vermeiden lassen, man wolle die Mitarbeitenden aber unterstützen auf der Suche nach neuen Stellen. 

Die Geschäftstätigkeit der unternehmenseigenen Distributionsplattform «Petit Crémier» für den Hotels-Restaurants-Kantinen-Kanal (Horeka) in der Region Bern- Berner Oberland werde fortgesetzt, heisst es in der Mitteilung. Die Angestellten dieser Plattform seien deshalb von der Schliessung nicht betroffen.

Einsparungen im einstelligen Millionenbereich

Insgesamt erhofft sich Cremo von der Schliessung im Berner Oberland laut Zwald eine wiederkehrende Verbesserung des Geschäftsergebnisses im einstelligen Millionenbereich.

In Steffisburg wurde bisher neben Milchpulver ein Berner Bio-Mutschli und Edamer hergestellt. Die Produktion des Mutschlis werde eingestellt und die Edamerproduktion wird teilweise an einen der anderen Standorte verlegt, ebenso die Pulverproduktion, die am Standort Villars-sur-Glâne konzentriert werden soll.  

Den Standort Thun hatte die Cremo 2002 aus der Konkursmasse von Swiss Dairy Food übernommen. Dasselbe gilt für die Standorte Mont-sur-Lausanne und Lucens.

Nach dem Wegfall von Steffisburg wird Cremo noch fünf Standorte betreiben:

  • Villars-sur-Glâne: Herstellung von Milchpulver, Käse und Butter
  • Mont-sur-Lausanne: Abfüllung von Milch, Rahm, Proteindrinks und Joghurt
  • Lucens: Herstellung von Pulver und Raclette
  • Sierre:  Herstellung von Käsespezialitäten, Affinage und Vorverpackung
  • Lyss: Herstellung und Abfüllung von Bioprodukten

Gefragt nach weiteren Wackelkandidaten im Standort-Portefeuille erklärt Zwald, es gebe im Moment keinen Entscheid in der Pipeline. Die Optimierung werde aber weitergeführt.

Areal in Steffisburg wird verkauft

Das Areal in Steffisburg, welches laut Cremo-Generalsekretär Thomas Zwald 23'000 Quadratmeter (2,3 ha) umfasst, werde man veräussern. Dabei wolle man Spekulation vermeiden und eng mit der Gemeinde zusammenarbeiten, die ohnehin damit befasst sei, die Ortsplanung zu revidieren. «Die Schliessung des Standortes bietet die Möglichkeit, das Areal einer Nutzung zuzuführen, welche im Einklang mit den Zielen des Projekts Zukunftsraum Steffisburg steht», so die Mitteilung.