Der Mai 2020 war schweizweit ein Grad milder als die Norm von 1981 bis 2010. Damit ist der jüngste Mai Teil einer «markanten Maierwärmung», die sich Ende der 1980er Jahre sprungartig eingestellt hat, schreibt das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz

Regen blieb Mangelware

Zwar gab es Anfang Mai dank einer Niederschlagsperiode eine gewisse Entspannung der Apriltrockenheit, insgesamt fielen aber in den meisten Gebieten die Regenmengen unterdurchschnittlich aus.

Dafür war der Mai 2020 geprägt von überdurchschnittlich viel Sonne. Dieser Monat beendete den drittwärmsten Frühling seit Messbeginn in der Schweiz.

 

Der Mai als Wonnemonat

Der Monat Mai hat als Wonnemonaten mit aufblühender Vegetation einen guten Ruf – wenn das Wetter stimmt:

  • Mairegen auf die Saaten, dann regnet es Dukaten.
  • Im Mai setz Bohnen, es wird sich lohnen.
  • Der Mai bringt Blumen dem Gesichte, aber dem Magen keine Früchte.

Regen gab es in diesem Mai eindeutig wenig. Ein regenreicher Mai kann aber noch nicht für einen gute Ernte garantierten. So waren 2018 die Regenmengen im Wonnemonat gut, es konnte ein Defizit vom Vormonat aufgebessert werden. Mit den folgenden Monaten ging 2018 aber als Trockenjahr in die Geschichte ein – mit entsprechenden Folgen auf die Ernte. So war beispielsweise die Getreideernte 2018 unterdurchschnittlich

Was aus den im Mai gesetzten Bohnen wird, lässt sich daher noch nicht so recht abschätzen. Und wie die dritte Bauernregel sagt, bringt der Mai zwar schöne Blumen zum Anschauen, aber noch wenig Essbares. Ein Lichtblick sind aber z. B. Salat wie Catalogna  – und natürlich Erdbeeren!

Keine Angst vor Käfern

Über fliegende Maikäfer kann man sich anscheinend freuen:

  • Der Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge.
  • Maikäferjahr bringt Gutes dar.
  • Je mehr die Maikäfer verzehren, je mehr wird’s die Ernte beschweren.

Dass die Bauernregeln oben Maikäfer scheinbar als eine Art Boten für eine gute Ernte sehen, könnte man mit dem dreijährigen Zyklus dieses Insekts begründen. Denn grosse Schäden gibt es typischerweise nicht im Flugjahr, sondern ein Jahr danach, wenn die Engerlinge sich massenhaft über Pflanzenwurzeln her machen. 

2018 war das letzte Flugjahr, und die Schäden 2019 in den betroffenen Gebieten gross. Aber auch in diesem Frühling zeigten sich teils grossflächig Probleme mit Engerlingen, etwa im Kanton Bern und Uri.

Der Klimawandel mit seinen erhöhten Temperaturen kommt nicht nur dem Borkenkäfer, sondern auch der Entwicklung von Maikäfern entgegen. 

Erst die Eisheiligen beenden den Winter

Mitte Mai sind angeblich Temperaturstürze wahrscheinlich:

  • Erst Mitte Mai ist der Winter vorbei.
  • Der Mai in der Mitte, hat für den Winter stets noch eine Hütte.
  • Ists im Mai auch noch so kühl, wird’s dem Bauer doch oft schwül.

Vom 11. bis zum 15. Mai soll es besonders oft frostige Temperaturen geben, so heisst es. Die Eisheiligen sind aber über eine lange Zeitreihe gesehen wenig zuverlässig

2020 wurden die Eisheiligen ihrem Namen aber gerecht und brachten verbreitet auch im Flachland tiefe Temperaturen. Wolken in der Nacht und die Bise verhinderten aber grössere Schäden. 

Und wie die letzte Bauernregel sagt, kann es im Mai auch noch so kühl sein, es gibt für Bäuerinnen und Bauern so viel zu tun, dass ihnen trotzdem «oft schwül» wird. 

 

Bauernregeln sind den meisten Leuten ein Begriff. Dass die gereimten alten Weisheiten (noch) stimmen, daran gibt es immer wieder Zweifel. Die BauernZeitung blickt gegen Ende des Monats zurück und prophezeit anhand von Bauernregeln die Zukunft.

Quelle der Bauernregeln ist das Buch «Bauernregeln im Jahreslauf» von Hans Haberstich (Appenzeller Verlag, 1997). Hintergrundinformationen zu den alten bäuerlichen Weisheiten finden Sie hier.