Es ist kein schönes Bild, das sich den Bikern zeigt, die sich im Urnerland bei Gurtnellen Anfang Woche in Richtung Arnisee hinaufquälen. Viele Hänge sind komplett braun, wie umgepflügt. «Hätte ich bei jeder Frage eine Balle Heu bekommen, wäre das Ganze kein Problem», sagt Landwirt Christian Walker lakonisch. Es ist nicht wegen der Trockenheit, zumindest nicht direkt, und auch nicht wegen Erdverschiebungen, muss er dann erklären. Es sind Engerlinge, die Larven der Maikäfer, die hier in der Region viele exponierte Flächen kahl gefressen haben.

120 Hektaren behandelt

Sie seien längst nicht die einzigen Betroffenen, stellen die drei Landwirte Paul Dittli, Sepp Zgraggen und Christian Walker beim Augenschein vor Ort klar. Gejammert wird nicht hier oben auf 1000 m ü. M. Die meisten Landwirte haben vergleichsweise kleine Betriebe und einen Zuerwerb. Viel Arbeit macht das durch Felsblöcke, Hecken, Terrassen und Wege durchzogene Land in Hang- und Steillagen trotzdem. Die Bauern in Gurtnellen haben nicht nur mehr Aufwand und zwischen einem und drei Viertel weniger Dürrfutter auf dem Heustock, sie werden ihre Tierbestände für den kommenden Winter reduzieren müssen. «Frustrierend» für die betroffenen Landwirte. Gerade hier, wo noch jeder Quadratmeter Land genutzt und geschätzt wird.

Die grossen Schäden sind nicht ganz unerwartet

Die Schäden seien 2019 im Urnerland besonders hoch, bestätigt Daniel Furrer vom Urner Amt für Landwirtschaft, der die Begehung organisierte. Der Entwicklungszyklus des Käfers umfasst drei Jahre, das letzte sogenannte Flugjahr war 2018. Die Schäden sind vor allem im Jahr nach dem Flug besonders ausgeprägt. Neu ist, dass sich der Käfer auch in höheren Lagen wohlzufühlen scheint. Im Kanton Uri wurden 2019 auf einer Fläche vor rund 120 ha Pilzgerste ausgebracht. Die Pilzsporen infizieren die Engerlinge und schützen damit den Boden. Dieses Jahr kam es zu Verzögerungen beim Ausbringen und auch sonst scheinen die Bedingungen seit der Eiablage im Frühjahr 2018 für die Engerlinge besonders vorteilhaft gewesen zu sein, bilanziert Futterbaufachmann Furrer. Auf eine normale Bewirtschaftung ist auf den befallenen Flächen in Gurtnellen nicht zu denken. «Der erste Schnitt war noch einigermassen gut», sagt Christian Walker, danach kam höchstens etwas «Chrut». Einige haben es dann mit Übersaaten probiert. Der Sommer war aber trocken und noch immer sind zu viele Engerlinge im Boden. Rund 400 pro m2 hat man hier bei Probegrabungen im Frühjahr gezählt. Die Kosten für die Kampagne (spezielles Saatgut, Organisation und die Qualitätskontrolle) übernimmt der Kanton. Aufwände für das Einbringen des Saatguts, Ein- und Übersaaten und der Ertragsausfall bleiben bei den Landwirten hängen.

Im Bündnerland ähnlich

Uri ist besonders stark betroffen, aber nicht der einzige Hotspot schweizweit. Daniel Furrer zählt insbesondere Graubünden, auch Obwalden, Nidwalden, Glarus, Thurgau oder das Berner Oberland auf. In Graubünden beteiligt sich das Amt für Landwirtschaft und Geoinformation mit 500 Franken pro Hektare an der Bekämpfung. Die Restkosten für den Landwirt belaufen sich gemäss Plantahof-Beratungsleiter Batist Spinatsch auf rund 610 Franken. Graubünden sei ähnlich wie Uri dieses Jahr stark betroffen. Rund 60 Hektaren seien im Frühling mit dem Beauveria-Pilz behandelt worden. «Im Sommer sind aber auf viel mehr Flächen Schäden zum Vorschein gekommen», sagt Spinatsch. Zu funktionieren scheint dafür die Bekämpfungsmethode: Dort wo der Pilz in den letzten Jahren eingebracht wurde, sind 2019 keine Schäden aufgetreten.

 

Hinweis für Urner Bauern

Infoabend Maikäferbekämpfung, Donnerstag, 10. Oktober 2019, 20 Uhr, Rest. Schützenhaus, Altdorf.