Die Wiesenwanze (Lygus-Arten) bevorzugt Brokkoli und Raps, an dem sie saugt, bis die Pflanzen verkorken und innerlich verfaulen. Die «Tagesschau» berichtete am 6. August 2019 von einem Brokkoli-Produzenten in Basadingen TG. Stefan Herren hat durch Wanzen etwa einen Drittel seines drei Hektaren grossen Feldes verloren.

Essbar, aber unverkäuflich

Dabei wäre der Schaden vor allem optisch, die Verkorkungen machen das Gemüse aber unverkäuflich. Stefan Herren rechnet laut der «Tagesschau» mit über 100'000 Franken Verlust. Im TV-Interview erklärt der Ostschweizer Gemüsebauer, bisher habe es nur punktuell Probleme mit der Wiesenwanze gegeben. In diesem Jahr sei das Ausmass aber grösser. 

Profiteur des Klimawandels 

Wie Walter Koch, Leiter Projekte bei Rathgeb Bio in Unterstammheim ZH gegenüber der «Tageschau», erzählt, hätten der warme Frühling und der heisse Sommer die Entwicklung der Wiesenwanze derart beschleunigt, dass eine zweite Generation innerhalb eines Jahres möglich sei. «Damit verdoppelt sich die Schadendauer», so der Fachmann.

Viele Produzenten hätten Lygus-Arten zu wenig Beachtung geschenkt und daher keine Massnahmen getroffen.

Kein zugelassenes Insektizid

In der gleichen Sendung kam auch Christof Gubler von der Fachstelle Gemüsebau am Strickhof zu Wort. Es gäbe kein bewilligtes Insektizid gegen die Wiesenwanze. Am effizientesten sei zwar das Einnetzen, was aber auch mit einem grossen Aufwand verbunden sei.

Auch im Gewächshaus

Lygus-Arten gibt es auch in Gewächshäusern, wo sie etwa bei Gurken Deformationen verursachen können. In einem Merkblatt zu Schädlingen in Gemüse-Treibhäusern rät der Strickhof zu Insektenschutzgittern an den Lüftungsklappen. Diese seien aber teuer (geschätzt 200'000 Franken Installationspeis für eine Hektare) und können die Leistung der Lüftung (Windgeschwindigkeit) um etwa 20 Prozent verringern.

Fallen und Nützlinge

Alternativ zu Netzen gibt es die Möglichkeit, Wiesenwanzen mit Pheromon- oder Blaulichtfallen einzufangen, wie der Strickhof in besagtem Merkblatt schreibt. Raubwanzen (Macrolophus) seien ebenfalls gegen Lygus-Arten wirksam.

Weiter kann man gemäss den Pflanzenschutzempfehlungen des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau FiBL Luzerne als Ablenkfutter ausserhalb des Gewächshauses anbauen. Diese dürften dann während der Gemüsekultur weder gemäht noch gemulcht werden, damit sie die Wanzen auch wirklich aus der Kultur locken können. 

Schweiz nicht flächendeckend betroffen 

Der letzten Ausgabe der «Gemüsebauinfo» von Agroscope vom 30. Juli war zu entnehmen, dass der Schädlingsdruck durch Wanzen (auch Lygus-Arten) vorhanden und in der Tendenz zunehmend sei.

Markus Waber vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten erklärt auf Anfrage der BauernZeitung, bisher sehe es eher nach einem regionalen Problem aus. «Flächendeckend scheint die Wiesenwanze derzeit nur in der Ostschweiz und im Kanton Zürich auf bestimmten Kulturen aufzutreten. Im Kanton Aargau war die Wiesenwanze in der Vergangenheit auch schon mit grossen Populationen auf einzelnen Parzellen aufgetreten», so Waber. Obwohl der Befall der Wiesenwanze aktuell kein schweizweites Problem zu sein scheint, sollte man den Schädling in jedem Fall im Auge behalten. Schliesslich profitiert er von den wärmeren Temperaturen.