Seit Jahresbeginn ist das Töten männlicher Küken von Legehennen in Deutschland verboten – was stattdessen mit den Tieren passiert, ist nach Angaben von Konsumentenschützern jedoch völlig unklar. «Fast neun Millionen männliche Küken sind in den ersten neun Monaten des Jahres in Deutschland geschlüpft – und niemand weiss oder will wissen, was mit den Tieren passiert», erklärte der Geschäftsführer des Organisation Foodwatch, Chris Methmann, am 30. Dezember 2022.

Möglicherweise im Ausland getötet

AboViele der Bruderhähne werden in Polen gemästet. Deutsche Mastbetriebe haben keinen Platz für sie.DeutschlandDas Kükentöten-Verbot gilt seit Jahresbeginn und hat bereits negative Folgen – Droht das auch der Schweiz?Samstag, 29. Januar 2022 «Selbst der Zentralverband der Geflügelindustrie kann über den Verbleib der Tiere nur spekulieren», führte Methmann aus. «Auch die zuständigen Behörden wissen es nicht, entsprechende Kontrollen finden bisher offenbar nicht statt.» Foodwatch habe Anhaltspunkte dafür gefunden, dass viele Betriebe männliche Küken ins Ausland transportieren – wo sie dann unter Umständen doch getötet werden.

Branche wollte einheitliche Regeln 

Seit Januar dürfen die männlichen Küken in Deutschland nicht mehr geschreddert oder vergast werden, sondern werden entweder als so genannte Bruderhähne aufgezogen oder durch Geschlechtsbestimmungsverfahren noch vor dem Schlüpfen aussortiert. Auf die Möglichkeit, dass die Bruderhähne zur Tötung ins Ausland transportiert werden könnten, hatte auch die Geflügelindustrie selbst hingewiesen und eine einheitliche europäische Regel gefordert.

 

Schweizer Branchenlösung in Umsetzung
Hierzulande hat Gallo Suisse, der Verband Schweizer Eierproduzenten, für den Ausstieg aus dem Kükentöten eine Branchenlösung ausgearbeitet. Diese wurde im Frühling 2022 von allen Marktakteuren angenommen und konzentriert sich auf die Geschlechtsbestimmung im Ei. Dank dieser Methode sollen künftig männliche Küken von Legelinien gar nicht mehr schlüpfen, womit das Problem der nicht wirtschaftlichen Aufzucht von Bruderhähnen oder einer ethisch problematischen Tötung entfällt. Noch sind zwar nicht alle Fragen geklärt, man strebt aber eine Umsetzung der Branchenlösung bis 2024 an.
Für den Bio-Sektor haben die Delegierten von Bio Suisse 2021 beschlossen, dass ab 2026 keine Küken mehr getötet werden dürfen. Stattdessen sieht man Zweinutzungsrassen als zukunftsträchtig an, während die Geschlechtsbestimmung im Ei abgelehnt wird.