Wie bisher bleiben Bäuerinnen und Bauern für den Schutz ihrer Herden zuständig, der Bund bietet aber finanzielle Unterstützung und hat die Kompetenz für Eingriffe in Wolfsrudel. (Bild WFranz / Pixabay) jagdDie neue Jagdverordnung ist genehmigt und tritt am 15. Juli in Kraft – Das steht drinMittwoch, 30. Juni 2021Es sei wichtig, dass die Haltung der Naturschutzverbände nun wirklich bei Medien und Bevölkerung ankomme, schreiben Pro Natura, Bird Life, die Gruppe Wolf Schweiz (GWS) und der WWF in einer gemeinsamen Mitteilung. Man sei zu Kompromissen fähig und habe dies mit der Akzeptanz der revidierten Jagdverordnung bewiesen. Diese Anpassungen seien aber für eine Koexistenz mit dem Wolf in der Schweizer Kulturlandschaft noch nicht ausreichend, sind sie sich bewusst.

Gemeinsam aus dem Alpsommer lernen

Das Ziel müsse sein, ein «Lernumfeld zu schaffen», in dem alle Beteiligten ihr Wissen einbringen. Gemeinsam müsse der vergangene Alpsommer ausgewertet werden, um die nötigen Massnahmen für eine Koexistenz zu treffen. «Dafür werden sich die Naturschutzorganisationen praktisch und politisch einsetzen», so das Versprechen. Im Umgang mit den Grossraubtieren wird in der Mitteilung für Pragmatismus plädiert. Denn die Anzahl Risse pro Wolf und Jahr gehe zurück, weil Alppersonal, Bauern und Behörden laufend mit der zunehmenden Wolfspräsenz umzugehen lernen würden.

Neue Ausrottung ist kein Thema

Für die Verbände ist aber klar, dass Wölfe als einheimische Tiere ein Existenzrecht haben, das nicht verhandelbar ist. Die Wölfe hierzulande erneut auszurotten, komme daher nicht in Frage. Hingehen könnten Abschüsse von besonders schadensstiftenden Tieren und Eingriffe in Rudel mit problematischem Verhalten im Sinne einer Regulierung notwendig sein.

Als Kontrollinstanz in Sachen Abschüsse sehen sich Pro Natura, Bird Life, GWS und WWF nicht. Zwar überprüfe man «selbstverständlich» weiterhin allfällige Abschussverfügungen, wolle seine Kräfte aber lieber in die Förderung der Koexistenz stecken.

Was es für die Koexistent braucht

Es bestehe nämlich durchaus noch Handlungsbedarf. Nach Ansicht der Umweltverbände basiert eine konfliktarme Koexistenz auf folgenden Pfeilern:

  • Herdenschutz
  • Gute Entlöhnung von genügend Alppersonal
  • Finanzielle Unterstützung der Nutztierhaltenden
  • Wissenschaftliche Begleitung und Beratung für die Älplerinnen und Älpler
  • Dialog mit Älplern und Anerkennung für ihre Arbeit
  • Gezielte, ökologisch vertretbare Eingriffe in den Wolfsbestand

Es brauche gesunde und langfristig überlebensfähige Wolfsbestände im ganzen Alpenraum, heisst es weiter. «Jede Tierart schafft Mehrwerte für unser Ökosystem. So hilft der Wolf bei der Regulierung des Rotwilds, seiner Hauptbeute.» So würden angemessene Wolfsbestände dem Berg- und Schutzwald sowie dem Ziel von artenreichen, stabilen und klimaangepassten Wäldern dienen.

Die Umweltverbände sehen im Wolf einen ökologischen Nutzen, da er über die Regulierung des Rotwilds die Wälder vor Verbiss schützt.