«KlimaStaR Milch» ziele darauf ab, eine gemeinsame Grundlage für eine nachhaltigere, ressourcenschonende und standortgerechte Schweizer Milchwirtschaft zu schaffen und diese so auch langfristig erfolgreich zu positionieren. So formulieren Emmi, Nestlé, ZMP und Aaremilch in einer gemeinsamen Mitteilung das Ziel ihres Ressourcenprojekts. Auch das Bundesamt für Landwirtschaft ist als finanzielle Unterstützung beteiligt. Ansetzen wolle man unter anderem bei den Milchproduzenten, und zwar mit 300 Betrieben.

Vier Ansatzpunkte für 20 Prozent Reduktion

Als Zielmarke gilt eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen der Milchproduktion um 20 Prozent. Dazu setzt «KlimaStaR Milch» in vier Bereichen an, wobei jeder Betrieb nach einer fachlichen Beratung eigene Massnahmen definiere und einen Umsetzungsplan erstelle:

  • Fütterung: U.a. Futterration optimieren und Milchharnstoff senken
  • Herdenmanagement: Z. B. Spermasexing einsetzen, Zuchtwert verbessern, vorzeitige Abgänge verhindern
  • Hofdünger: Methanreduktion in der Biogasanlage und Gülleansäuerung
  • Energie: Ökostrom beziehen oder eigenen Solarstrom nutzen

Keine potentiellen Ackerflächen für Kühe nutzen

Für «Vertiefungsbetriebe», die sich neben Emissionsminderung und reduzierter Nahrungsmittelkonkurrenz (feed no food) auch zur Senkung der Flächenkonkurrenz verpflichten, gibt es weitere Massnahmen. Diese zielen darauf ab, dass nur Parzellen futterbaulich genutzt werden, die nicht für den Ackerbau geeignet sind. Vorgesehen ist etwa die Ausscheidung von Ackerflächen und der Zukauf von Wiesenfutter oder die Auslagerung der Remontierung auf nicht-ackerbaulich nutzbare Flächen. Gesucht seien mindestens 96 solcher Vertiefungsbetriebe, die auch eine gesamtbetriebliche Nachhaltigkeitsanalyse bekommen. Insgesamt wolle man die Flächenkonkurrenz durch die Milchproduktion ebenfalls um 20 Prozent senken.

Prämien bis zu 5 Rp./kg Milch

Das Projekt soll sechs Jahre laufen, mit einer Startphase 2022/23 und einer Umsetzungsphase 2024 bis 2027. Für ihre Aufwände in der Startphase – Datenerhebung, Planung und Umsetzung von mindestens acht Massnahmen – werden Betriebe nach Angaben der Verantwortlichen mit 6'000 Franken entschädigt. In der folgenden Umsetzungsphase hingegen gibt es eine wirkungsorientierte Milchprämie: von 0 Rp./kg (Ziele verfehlt) bis 3 Rp./kg (bei vollständiger Zielerreichung) bis höchtens 5 Rp./kg (wenn die Ziele übertroffen werden). Als maximale Betriebsprämie werden 30'000 Franken pro Jahr genannt, die Prämie sei budgetorientiert und kann somit bei unerwartet hohen Zahlungsansprüchen (im Mittel der Betriebe mehr als 3 Rp.) oder Milchmengen angepasst werden.

Zur Überprüfung der Zielerreichung kommt das KLIR-Modell der HAFL zum Einsatz und die Prämie wird rückwirkend ausbezahlt. Milchpreisabzüge werde es keine geben. Mindestens einmal im Jahr werden die teilnehmenden Betriebe durch die für den ÖLN anerkannten Stellen kontrolliert, heisst es weiter.

Auch attraktiv für «fortschrittliche Betriebe»

«Ein Betrieb, der bereits in der Ausgangslage klimafreundlich und standortangepasster produziert, muss entsprechend weniger einsparen, um die wirkungsorientierten Prämien zu erhalten» wird auf der Website des Projekts erläutert. Grundsätzlich könnten auch Bio- und Wiesenmilchbetriebe mitmachen, die Kriterien für die Aufnahme würden allerdings im Detail von den Erstmilchkäufern definiert. Die Mindestanforderungen umfassen unter anderem den ÖLN und Swissmilk green.

Standard für alle nach 2027?

Die Verantwortlichen erhoffen sich dank dem «KlimaStarR Milch» «partnerschaftliche Erkenntnisse, die über das Projekt hinausgehen und die Umsetzung zielführender Massnahmen erlauben». So wolle man mithelfen, die im internationalen Vergleich moderaten Treibhausgas-Emissionen der Schweizer Milchwirtschaft zu senken. In welcher Form das neu gewonnene Wissen nach der Laufzeit bis 2027 etwa für Direktzahlungen oder Marktprämien eingesetzte werden kann oder soll, sei noch offen. Abschliessend heisst es aber: «Ein Betrieb, der jetzt schon mitmacht, rüstet sich für die Zukunft».