Beim Betreten des alten Bauernhauses in Rorschacherberg steigt einem als Erstes der Duft von frisch gebackenem Zopf in die Nase. Immer am Samstag bäckt Sabrina Schmid 15 Kilo Zopf für ihren kleinen Hofladen, der die Grösse eines Kinderspielhauses für den Garten hat. Anfang 2018 hat sie ihn eröffnet und das Sortiment sukzessive erweitert, auch mit Bioprodukten von anderen Betrieben.

«Bio, weil es für uns stimmt»

Am Küchentisch sitzt auch Tochter Larissa (4). Ihre beiden Brüder, Jakob (7) und Michael (1,5), seien mit dem Papi zum Milchvieh nach Steinach gefahren, sagt sie. Ihre Mutter erklärt: "Auf den 1. Januar konnten wir einen zusätzlichen Landwirtschaftsbetrieb mit 30 Milchkühen und rund 15 Hektaren Land kaufen." Damit geht für Sabrina Schmid und ihren Mann Köbi ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung.

Von der Landwirtschaft alleine konnte das Ehepaar auf ihrem jetzigen Betrieb nicht leben, Köbi Schmid arbeitete auswärts bei einem Bauunternehmen. Der Hof ist ein Pachtbetrieb mit rund 15 ha Grünland, 220 Hochstammbäumen, Rinderaufzucht, einigen Ziegen und 30 Legehennen. Schmids sind seit 2011 Pächter und stellten den Betrieb auf biologischen Landbau um. "Weil diese Produktionsart für uns einfach stimmt", bemerkt Sabrina Schmid. Sie ist der Meinung, dass es Platz für alle Labels geben muss.

Eine Herkulesaufgabe

Den Betrieb in Steinach, rund acht Kilometer oder 15 Autominuten entfernt, haben sie auf den 1. Januar übernommen, wohnen tun sie aber nach wie vor in Rorschacherberg mitten in einem dicht besiedelten Wohngebiet. Die grosse Züglete steht zwar erst im Sommer an, aber der Umzug sei täglich ein Thema, sagt Sabrina Schmid. "Wir versuchen schon jetzt, uns möglichst gut darauf vorzubereiten. Das heisst, ich versuche, im Haus schon zu räumen und die ganze Züglerei schlank zu halten", führt sie auf die Frage nach ihrer Zügelstrategie aus. Am meisten graut ihr davor, dass sie gerade im Sommer zügeln, wenn Heuwetter und Schulabschluss ist. Daher ist sie froh, dass im Stall nicht auch noch umgezogen wird.

Den Betrieb in Rorschacherberg werden sie behalten und dort weiterhin das Aufzuchtvieh halten. Schmid fügt an, dass sie und ihr Mann grossen Respekt vor der neuen Aufgabe hätten: "Dadurch, dass wir den Betrieb in Steinach vor zweieinhalb Monaten übernehmen konnten, haben wir jetzt genügend Zeit, um uns arbeitstechnisch einzuleben."

Auch die Kinder freuen sich

Die Vorfreude überwiegt ganz klar, das spürt man beim Gespräch heraus. Auch die Kinder freuen sich riesig. "Für Jakob geht mit dem neuen Betrieb und dem Melken ein Traum in Erfüllung. Da ist der Schulwechsel gar kein Thema", sagt Sabrina Schmid. Auch Larissa freut sich, denn sie bekommt ein neues Zimmer. "Sie hat nur eine Angst, nämlich, dass sie nicht weiss, wo sie neu in den Kindergarten gehen muss", meint die 34-Jährige lächelnd und fügt an: "Natürlich werde ich sie am ersten Tag begleiten."

Backen aus Leidenschaft

Ihren jetzigen Hofladen will Sabrina Schmid nach dem Umzug weiterhin in Betrieb halten. "Wir haben eine treue Stammkundschaft und die Lage direkt an der Hauptstrasse zwischen Rorschach und Thal ist ideal." Auf dem Heimbetrieb wird die Biobäuerin einen zweiten, grösseren Hofladen aufbauen. Das momentane Sortiment ist überschaubar: Most von den eigenen Hochstammbäumen, Eier, Konfi, Sirup, "Pantli" (eine regionale Rohwurstspezialität, ursprünglich aus dem Appenzellerland) und Trockenfleisch, zweimal im Jahr Mischpakete vom Jungrind sowie Guetzli und eben am Samstag jeweils Zöpfe.

"Mit dem Backen kann ich meine Leidenschaft ausleben", verrät Schmid. Sie ist gelernte Konditorin/Confiseurin. Im liebevoll eingerichteten Hofladen können die Kunden auch Gemüse und Aroniaprodukte von anderen Betrieben kaufen – natürlich alles in Bioqualität. "Wer weiss, vielleicht werde ich das Sortiment am neuen Ort weiter ausbauen", kündigt Schmid an. Darüber zerbricht sie sich allerdings noch nicht den Kopf. Priorität hat erst einmal der Umzug.

Stefanie Giger