Bei Bilderbuchwetter hat der Schweizer Bauernverband (SBV) am Donnerstag in Hergiswil am Napf LU zur Jahresmedienkonferenz eingeladen. Traditionellerweise greift der Dachverband dabei ein Thema auf, das die Branche etwas losgelöst von der Tagesaktualität beschäftigt.

Landgemeinden profitieren

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Heuer ging es um die tiefe Wertschöpfung der Landwirtschaft. Die knapp ein Prozent Anteil am Bruttoinlandprodukt (BIP) werden dem Agrarsektor immer wieder um die Ohren geschlagen. Dabei geht laut der SBV-Spitze gerne vergessen, dass der gesamtwirtschaftliche Nutzen und der effektive Wert damit nur ungenügend dokumentiert würden.

Die Wahl des Veranstaltungsorts war kein Zufall. Hergiswil am Napf ist eine der zahlreichen Landgemeinden, deren Gedeihen stark abhängig ist von demjenigen der Landwirtschaft. Laut Gemeindepräsident Urs Kiener sichert sie in Hergiswil direkt und indirekt mehr als 40 Prozent der Stellen, schweizweit sind es 8%.

Dass die Wirtschaftsleistung der Bauern oft unterschätzt wird, hat mehrere Gründe. Zum einen haben sie hohe Kosten: Sie gäben jährlich rund 6,3 Mrd Fr. aus, die fast 1:1 im örtlichen Gewerbe landeten, so SBV-Politexperte Francis Egger in seinem Referat.

Die Marge holen andere

Auf der anderen Seite produzierten die Bauern Lebensmittel(-rohstoffe) im Wert von 10 Mrd Fr. Daraus entstehe  auf Stufe Verarbeitung und Handel ein Gesamtmarkt von 60 Mrd Fr. Damit sei auch klar, wo die Wertschöpfung im Ernährungssektor hängen bleibt, so Egger.

Direktor Jacques Bourgeois wies darauf hin, dass die Landwirtschaft neben den Lebensmitteln auch zahlreiche öffentliche Güter produziere, so etwa Versorgungssicherheit und Landschaftspflege. Bourgeios hat ein bisschen gerechnet: Alleine das Mähen der 1,5 Mio ha Landwirtschaftsfläche würde 6,2 Mrd Fr. kosten, wenn man diese Arbeit an Landschaftsgärtner übertragen würde. Für diese Rechnung hat Bourgeois die 8200 Fr. halbiert, die es den Bund kostet, eine Hektare Autobahnrabatten zu mähen und diesen Betrag mit der LN der Schweiz multipliziert.

Verlust der Ernährungssouveränität droht

Präsident Markus Ritter erklärte abschliessend, dass die Aufgabe der heimischen Produktion in vielen ländlichen Gebieten zu massivem Arbeitsplatzverlust führen würde. Die gesamte Bevölkerung würde ohne eigene Landwirtschaft nicht nur ihren Einfluss auf die Ernährungssicherheit, sondern auch die Ernährungssouveränität verlieren, sagte Ritter.

Als wichtigsgte Handlungsfelder für 2019 bezeichnete er die Weiterentwicklung der Agrarpolitik, der Kampf gegen die aktuelle Version in der RPG-Revision und den Grenzschutz im Zusammenhang mit den Freihandelsabkommen.

akr