Einige Vorzüge, die es auf einem Bauernhof gibt, sind für Denise Heiniger-Graber klar: Zeit für die Familie und das Wichtige im Leben zu haben, ist eine besondere Qualität. Zudem schätzt die gelernte Pflegefachfrau, dass ihr Ehepartner und Vater der gemeinsamen Söhne, Stefan Heiniger, auf dem Betrieb in der Nähe ist. Dabei wurde ihr diese Lebensform gar nicht in die Wiege gelegt. Es war nämlich die grosse Liebe, die die junge Bäuerin in die Landgemeinde Wyssachen BE im südlichen Oberaargau führte. 

Reise als Hauptprobe

Als Jüngste von drei Geschwistern wuchs Denise Heiniger in Koppigen BE auf. Nach der obligatorischen Schulzeit besuchte sie die Berufs-, Fach- und Fortbildungsschule Bern, als Vorbereitung für ihren Beruf in der Pflege. Es gab in der Klasse einige junge Frauen, mit denen sie auch die Freizeit zusammen gestaltete. Durch die Kollegin Therese Zehnder schnupperte Denise Heiniger erstmals Wyssacher Luft. Während der Lehrzeit als Pflegefachfrau und als Mitarbeiterin im Spital Region Oberaargau Langenthal, zog sie feste Bande nach Wyssachen.

Dennoch war für Denise Heiniger klar, dass sie auf Reisen etwas von der Welt entdecken wollte. «Ich bin weit herumgekommen.» So bereiste sie mit einer Kollegin Asien und entdeckte ihre Faszination für Thailand. «Es war dann fast wie eine Hauptprobe für unser zukünftiges Zusammenleben, als Stefan und ich für knapp ein halbes Jahr nach Australien reisten», stellt die Bäuerin mit einem feinen Lächeln fest. Sie haben dabei im Land des Kängurus unter anderem die ganze Westküste, das Outback und die Great Ocean Road kennengelernt; dazu ebenfalls die Highlights in Neuseeland. Es funktionierte bestens mit der gemeinsamen Nähe. So wurde dann für Denise Heiniger der Bauernhof «Hinders Rysch» in Wyssachen zur neuen Heimat. 

Mit der Geburt der drei Söhne Fabian (2007), Pascal (2010) und Dominik (2012) wurde aus Denise Heiniger eine «dreifache Bubenmutter». Um allen Ansprüchen in Familie, Haus und auf dem Betrieb gerecht zu werden, war es für die junge Frau klar, für einige Jahre die Berufstätigkeit aufzugeben. Mit Haushalt und Kinderbetreuung war die Auslastung beträchtlich.

Kontakte fehlten

«Auf unserem Landwirtschaftsbetrieb ist es wunderschön: keine Durchgangsstrasse. Für die Kinder ein kleines Paradies, hier auf dem Einzelhof aufzuwachsen», erzählt Denise Heiniger. Der Bäuerin fehlten aber mit der Zeit die Kontakte. Sie engagierte sich im Vorstand der Spielgruppe, doch das Amt füllte sie nicht ganz aus. «Ich merkte, es gibt noch anderes, und ich habe genug Energie für einen beruflichen Wiedereinstieg. Das Glück stand dann auch noch auf meiner Seite und ich fand eine Vierzig-Prozent-Anstellung bei der Spitex Oberes Langetenthal», meint Denise Heiniger dankbar. Nun teilt sie ihre Zeit bewusst zwischen Pflegeberuf, Familie und Landwirtschaft ein. 

Milchwirtschaft und Futterbau sind auf dem 16 Hektar grossen Betrieb die Hauptzweige. Auch die Schwiegereltern von Denise Heiniger arbeiten noch tatkräftig mit, so ist es möglich, dass ebenfalls ihr Partner Stefan Heiniger in Teilzeit einer ausserbetrieblichen Tätigkeit nachgeht. «Wenn nötig helfe ich mit. Und mit der Milch in die Käserei gehe ich sehr gerne», hält sie fest. 

Die Zeit jetzt nutzen

Ganz klar Priorität haben für Denise Heiniger aber ihre Kinder und ihr soziales Umfeld. «Ich sehe und erlebe berufsbedingt viel. Für mich wird darum immer klarer, die Zeit jetzt zu nutzen und nicht zu denken ‹dies oder das machen wir dann einmal›. Die Buben werden schnell grösser und die gemeinsamen Momente nehmen mit Schule und ihren anderen Aktivitäten langsam ab. Es gilt das Hier und Jetzt zu geniessen», sagt Denise Heiniger überzeugt. 

Es müssen keine gewaltigen Projekte sein, ist sich die junge Bäuerin sicher. Sie hat sich mit einigen jungen Müttern für die Neustrukturierung und den Erhalt vom Ferienpass in der Gemeinde Wyssachen eingesetzt. In diesem aktiven Team werden viele geniale Angebote für die Kinder in der Ferienzeit realisiert. «Es ist spannend zu sehen, wie die einfachen Dinge am meisten begeistern. In den Wald zu gehen und über dem Feuer Würste zu braten, ist ein Hit. Wir haben festgestellt, dass das Greifbare die Kinder fasziniert. Darüber sind wir glücklich», erläutert Denise Heiniger. 

Das Wichtigste ist aber immer wieder, zusammen mit der Familie etwas zu erleben. Die junge Bäuerin kann mit ihrem Mann und Kindern jedoch auch Träumen und Pläne für die Zukunft schmieden. «Nach Australien gehen wir hoffentlich nochmals, ob zu zweit oder mit den Buben wird sich weisen», hält Denise Heiniger mit strahlenden Augen fest.

Barbara Heiniger