Mit Daniela Dill über die grosszügigen Flächen zwischen den Gebäuden des Lenzhof BL zu wandeln, erinnert an Alice im Wunderland. Mit dem Unterschied, dass ihre Welten keine fiktiven sind. Jede Ecke gestaltet sie stilvoll mit Blumen, Pflanzen, Hölzern, alten Kleinmöbeln, Haushaltsgegenständen sowie Eigenkreationen aus Eisen und Beton. Überall ist aufgeräumt; aber es wirkt nicht gepützelt. Betrachter können ihre eigenen Empfindungen in die Schauplätze hineinbringen. Daniela Dill dreht eine Eisenkugel, die aussieht wie eine Scherenschnittarbeit und setzt das Einhorn an einen anderen Platz. Die Bilder sind nicht starr, sie leben. Heute sehen sie anders aus als gestern – und morgen werden sie sich wieder verändert haben. Die Bäuerin sagt zu Recht: «Bei mir ist es nie langweilig!»

Unter einem Hut

Angesichts ihrer vielen Aufgaben kann es Daniela Dill gar nicht langweilig sein: Sie ist Ehefrau, Mutter, Betreuerin von einem Dutzend eigenen und Pensionspferden, Hühnerhalterin, Künstlerin, Kursleiterin und Teilzeitberufsfrau als Augenoptikerin. In den Spitzenzeiten der Kirschen- und Zwetschgenernten logieren acht Helfer und Helferinnen auf dem Hof. Am Esstisch sitzen dann 15 Personen. Sie ist ein grosser Katzenfan; zurzeit leben acht Tiere bei ihr, alle mit Namen von Hollywoodgrössen. Sie lacht: «Ich hatte schon ein Dutzend Katzen. Da fand mein Mann, ein paar weniger wären genug.» 

Das alles unter einen Hut zu bringen, sei kein Problem, sagt sie, ihr Mann Heini und die Kinder unterstützten sie. Ihr Mann ist zuständig für den Obstbau und die Mutterkühe, deren Fleisch an eine Stammkundschaft von rund 60 Haushalten geliefert wird. Seine Eltern stellten bereits 1978, als einer der ersten Höfe im Baselbiet, auf Mutterkuhhaltung um. Deshalb können sie auf diesen treuen Kundenkreis zählen. Im Stall und beim Ackerbau werden Dills von einem Angestellten unterstützt.

Testphase bestanden

Wie kam Daniela Dill dazu, einen Bauern zu heiraten? Ihre Augen leuchten: «Die Pferde haben uns zusammengebracht.» Sie stellte fest, dass Heini Dill nicht dem Bild entsprach, das sich junge nichtbäuerliche Frauen von einem Landwirt machen. Sie zog für vier Jahre «probeweise» zu ihm und seinen Eltern auf den Hof – 1999 heirateten sie. Die Eltern zügelten ins Stöckli, 2000 wurde Tobias geboren und 2003 Melina. «Ich habe es noch keinen Moment bereut, auf den Lenzhof gekommen zu sein», sagt sie überzeugt. Sie arbeitet weiterhin einen halben Tag pro Woche in ihrem angestammten Beruf. 

Von klein auf habe Tobias gesagt, er wolle Bauer werden. Die Eltern verlangten jedoch, dass er auch in andere Berufe hineinsehe. Aber nein, der junge Mann blieb bei seinem Wunsch und absolviert nun die landwirtschaftliche Ausbildung. Melina habe stets gesagt, sie wolle Coiffeuse werden. Sie weiss, dass es ein kreativer Beruf ist und sie eines Tages selbstständig sein kann. Momentan sucht sie noch eine Lehrstelle.

Unerschöpfliche Ideen

«Zu meinem 40. Geburtstag schenkte mir meine Familie einen Malkurs», blickt Daniela Dill zurück, «weil alle wussten, dass ich gerne zeichne. Wir verbrachten zusammen ein Wochenende im Wallis, wo ich drei Bilder malte. Das war der Einstieg in mein Künstlerleben.»Dort fasste sie Vertrauen in ihre Begabungen. Sie fing an, daheim zu malen, Collagen zu kreieren, mit Metall und Beton zu arbeitenSie besuchte Weiterbildungskurse bei bekannten Künstlerinnen. Als Bekannte sie fragten, ob sie Kurse erteilen würde, wagte sie sich auch an dieses Experiment.

Inzwischen schreibt sie in der weniger arbeitsintensiven Zeit «Kreativkurse auf dem Bauernhof» aus, die sie im gut eingerichteten Hofatelier im ersten Stock des Kuhstalls erteilt. Zurzeit bringt sie sich weitere Feinheiten bei, fürs Kinderschminken mit dem «Zauberpinsel» und Bodypainting-Farben. «Kinder haben unerschöpflich Ideen, was oder wen sie darstellen möchten», sagt sie. «Da bin ich recht gefordert bei der Ausführung.»

Benildis Bentolila

Weitere Informationen: www.hofatelier.ch

Das Porträt lesen Sie in der Printausgabe der BauernZeitung vom 24. August 2018. Lernen Sie die BauernZeitung jetzt 4 Wochen kostenlos kennen.