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Hoch über Walchwil ZG auf rund 1000 m ü. M. liegt der Betrieb Unterstaffel von Markus und Sandra Hürlimann an idyllischer Lage. Die Kulisse mit Alpenpanorama und Aussicht auf den Zugersee ist malerisch, der Blick dafür jedoch keine Selbstverständlichkeit: Arbeit haben Hürlimanns auf ihrem 25 ha grossen Betrieb in der Bergzone I und II
genug. Entlastung in Form von technischen Hilfsmitteln ist hier absolut erwünscht. Die Heuschublade ist ein solches Hilfsmittel. Sie musste allerdings zuerst erfunden werden – die Konstruktion ebenso wie der Name.

Öffnen per Knopfdruck

Mitten im Heustock von Hürlimanns befand sich seit einer anderen Raumaufteilung ein mit Brettern verschlossenes Loch, welches nicht mehr für den Heuabwurf benutzt wurde. Stattdessen musste ausserhalb des Stocks eine grosse Klappe von Hand geöffnet werden, ehe Hürlimann das Futter mit dem Kran abwerfen konnte. Dann musste er den Deckel wieder von Hand schliessen und das Heu im Stall entlang der Fressachse verteilen. 

Mit der Heuschublade geht das alles einfacher: Hürlimann sitzt auf den Heukran, öffnet per Knopfdruck die Heuschublade, wirft das Heu ab, schliesst die Schublade per Knopfdruck und kann bei Bedarf sogar noch etwas Heu oben auf der Schublade deponieren. «Wenn ich dann später noch etwas mehr Dürrfutter brauche, kann ich einfach vom Stall aus die Schublade per Knopfdruck öffnen, und das zuvor deponierte Heu fällt mitten ins Futtertenn», erklärt der gelernte Landwirt und Zimmermann. So entfällt ein zusätzlicher Gang in den Heustock. Hürlimann hat ausgerechnet, dass er dank der Heuschublade bis zu einer Viertelstunde Arbeitszeit einsparen kann – und das jeden Tag. 

Effizienz ist wichtig

«Früher arbeitete ich noch auswärts als Zimmermann. Da war ich besonders auf eine effiziente Stallarbeit angewiesen», erinnert sich Betriebsleiter Markus Hürlimann. Zudem war das Öffnen und Schliessen des Deckels für seine Frau stets etwas «ein Murks». Heute könne jede Stellvertretung die Heuschublade ganz einfach per Knopfdruck öffnen. Möglich macht das eine Eigenkonstruktion des Tüftlers: Um die Schublade automatisch öffnen zu können, hat Hürlimann den alten Antrieb eines Garagentors eingebaut. Wird dieser mit der Fernbedienung ausgelöst, so öffnet sich der Deckel, welcher auf Rollen in einem Rahmen befestigt ist, automatisch und ohne weiteres Zutun. Der Rahmen der Heuschublade ist direkt unter die Decke montiert.

Den Antrieb hat Hürlimann auf Ricardo ersteigert. Ansonsten brauchte er nur noch Holz und einige Rollen für den Deckel. «Die Materialkosten sind mit 200 Franken sehr tief», so Hürlimann. Er mahnt alle, die sich für den Nachbau interessieren: «Wichtig ist eine Gebrauchsanweisung zum Antrieb. Ohne eine solche hätte ich mich beim exakten Programmieren grün und blau geärgert.»

Gebaut hat Hürlimann die Heuschublade im Winter 2015. Er konnte seine Erfindung also bereits ausgiebig testen und auf Schwachstellen überprüfen. Würde er alles nochmals genau gleich anfertigen? «Nein», sagt der Landwirt. Beim Rahmen sieht er noch ein Verbesserungspotenzial: Dieser sei etwas zu tief gebaut, so dass die Gefahr bestehe, mit dem Deckel des Ladewagens anzuhängen. «Den Rahmen hätte ich auch 5 cm flacher bauen können.»

Kein Stalldampf im Heustock

Ansonsten ist Hürlimann sehr zufrieden mit seiner Erfindung. Durch die automatische Bedienung ist das Loch immer gleich nach Gebrauch wieder geschlossen und es entweicht kein Dampf aus dem Stall in den Heustock. Ein weiterer Vorteil liegt in der Arbeitssicherheit, welche für Hürlimann als Vater von drei Kindern zunehmend wichtiger geworden ist: «Dank der Heuschublade habe ich kein offenes Loch mehr, in welches die Kinder im dümmsten Fall abstürzen könnten.» 

Doch wie kam der Tüftler überhaupt auf diese Idee mit der Heuschublade? «Vielleicht bin ich ja einfach zu faul zum Arbeiten», scherzt der Landwirt. Und fügt seriös an: «Durch meine Tätigkeit als Zimmermann bei der GLB Walchwil hatte ich das Privileg, viele Bauernhöfe anschauen zu dürfen. Auf diesen Baustellen sieht man manches, was auch für den eigenen Betrieb nützlich sein kann.» 

Es gilt aber: Vieles sehen allein reicht natürlich nicht. Wichtig sei auch, ab und zu einen ruhigen Moment zu haben, damit überhaupt Raum und Zeit besteht, um etwas Neues auszuprobieren. Und das hat Hürlimann schon immer gerne gemacht. Ihm macht es Freude, auch Reparaturen selber durchführen zu können. «In unserem Weiler ist zudem nicht immer gleich ein Handwerker zur Stelle», weiss der Landwirt. Der Name für seine Erfindung ist Hürlimann plötzlich eingefallen. «Es ist ein eingängiger Name. Mit ‹Deckel zum Heustock, der sich automatisch öffnen lässt und die Arbeit erleichtert› wäre es eher kompliziert geworden», lacht Hürlimann.

Vom Wettbewerb profitiert

Markus Hürlimann ist dem Innovationswettbewerb der Schweizer Agrarmedien bereits schon früher begegnet. Ein ehemaliges Siegerprojekt zeigte, wie Zäune per Akkubohrmaschine elegant und effizient aufgerollt werden können. «Diese Idee habe ich für unseren Betrieb sehr gerne übernommen», so Hürlimann. Er freut sich auch über das Interesse von Berufskollegen an seiner Heuschublade. «Es ist doch schön, wenn auch andere einen Vorteil davon haben und ihnen die tägliche Arbeit etwas leichter fällt», so der Familienvater.

Als weiteres Projekt plant er, den alten Abwurfschacht ebenfalls mit einer Heuschublade auszustatten. Was mit der Siegerprämie von 1000 Franken passieren soll, weiss Hürlimann noch nicht genau. «Auf Ricardo gäbe es noch viele interessante Angebote, welche man zum Tüfteln ersteigern könnte», lacht er. Und fügt an: «Aber vielleicht fliesst das Geld dann auch in einen schönen Ausflug mit der
Familie.»