Unterhalb der Ruine Bischofstein liegt eine Bushaltestelle mitten in den Rebbergen. Dort ausgestiegen, geht man ein von Kirsch- und Zwetschgenbäumen gesäumtes Strässlein hinunter, und es eröffnet sich der Blick auf den Betrieb Letten.

Da tritt er aus dem Schatten, der «Graf von der Letten». Freundlich, aber mit einem kritischen Blick, begrüsst der bärtige Bauer mit runzliger Stirn, dunklen Augen und tiefer Stimme im Baselbieterdialekt die Redaktorin der BauernZeitung. Beim Händedruck verschwindet ihre Hand beinahe in der seinen. Auf einem Stuhl vor dem Wohnhaus liegt eine Katze und beobachtet die Szene. Peter Graf erklärt: «Die gehört auch zu meiner Familie.» 

An einer Hochzeit entdeckt

Die urchige und bodenständige Erscheinung, das Charaktergesicht sowie die natürlich gute Figur sind wohl der Grund, weshalb Firmen wie die SBB, Biokosma, Villiger und Mercedes Graf für ihre Produkte Werbung machen lassen. Entdeckt hat ihn der Fotograf an der Hochzeit seines Neffen 2010. Damals war er schon 50 Jahre alt. Der Fotograf bot dem Bauern ein Fotoshooting an. «Ich hatte zunächst Bedenken, dass alles nur ein Traum sein könnte», erzählt Peter Graf.

Seither ist Peter Graf zugleich Bauer und Model. Aufgewachsen mit einer Schwester und einem Bruder hier auf dem Hof «Letten», hat er den Betrieb 1991 übernommen. Dieser umfasst rund 15 Hektaren. Peter Graf und seine Frau Monica bauen auf dieser Fläche Weintrauben, Kirschen, Zwetschgen und Mirabellen an. Früher hätten sie auch noch gemolken. Aber als der Preis immer schlechter wurde, hörte er damit auf. Er fand, seine Kühe hätten in ihrem Leben schon genug geleistet. Nun können sie ihren Lebtag auf der Weide geniessen, erklärt der Modelbauer. 

Kein Zuckerschlecken

Die aussergewöhnliche Karriere von Peter Graf blieb auch dem Schweizer Fernsehen nicht verborgen. Moderator Kurt Aeschbacher lud den Landwirt in seine gleichnamige Sendung ein. Denn Bauer und Model, und dann noch in dem Alter, das ist schon eine spezielle Kombination. «Entweder sind die Models als Junge dabei und in meinem Alter nicht mehr zu gebrauchen, oder sie sehen nicht mehr bis zu den Schuhen», erklärt Peter Graf mit einem Schmunzeln. Ist er denn jetzt abgehoben? Nein, im Gegenteil, bestätigt seine Frau. Peter sei auf dem Boden geblieben. Er geniesse die beiden Welten und habe enorm vieles gelernt. Das Schlüpfen in eine andere Rolle hat Peter Graf schon immer gefallen, in den Theaterspielen, wo er mitgewirkt hatte. 

Das Modeln sei aber kein Zuckerschlecken, erklärt der Bauer. Oft werde er von einer Agentur angefragt und müsse dann schnellstmöglich ein passendes Foto oder ein Video senden.

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jba

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