Der planmässige und erfolgreiche Start der Zuckerrübenverarbeitung wurde von Problemen mit der Bahnlogistik überschattet. Grund ist der Unterbruch der Bahnstrecke im baden-württembergischen Rastatt, welcher zu einer Verspätung der Biorübenanlieferung in den Schweizer Zuckerfabriken führte.


Verlegung auf Strasse


Die Schweizer Zucker AG musste schnell handeln. Sie verlagerte grosse Mengen der Biorüben auf den Strassentransport und die Bahntransporte auf Umleitungsstrecken. Dennoch sind nur wenige Züge termingerecht in den Zuckerfabriken angekommen. Auch lange nach der Streckenfreigabe im deutschen Rastatt. Diese Verspätungen führten zu einer Verlängerung der Biokampagne, welche erst am 6. Oktober abgeschlossen werden konnte. Bahnwagen, die noch für die Biorübe im Einsatz waren, fehlten und der Mangel an Leerwagen beeinflusste auch die Anfuhr der konventionellen Rüben. Zusätzlich wurde noch die angespannte Situation durch Krankheitsausfälle bei den Lokführern verschärft. Bis jetzt hat sich die Lage nicht vollständig normalisiert, da noch immer Leerwagen fehlen. Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG (SZU), geht jedoch davon aus, dass diese im Verlauf der Woche zurückkommen und in den normalen Wagenumlauf integriert werden können. «Für die drei Züge mit den verspäteten Biorüben konnte zumindest eine alternative Verwertung zu Biozucker bei einer Partner Zuckerfabrik gefunden werden, jedoch verursachte dies der SZU höhere Transportkosten.»

Rübenpflanzer betroffen


Nicht nur der SZU, sondern auch dem Rübenpflanzer setzt die angespannte Situation zu: Muss der Pflanzer auf das Verladen seiner Rüben warten, können diese bei der Lagerung an Gewicht und eventuell auch an Zuckergehalt verlieren. Die momentan eher warmen Temperaturen würden diesen Prozess zusätzlich begünstigen. «Was ganz anders wäre, wenn die Rüben noch im Boden verweilen würden», so Josef Meyer, Präsident des Schweizer Verbands der Zuckerrübenpflanzer. Einnahmeausfälle wie auch gegebenenfalls der Wegfall der Frühablieferungsprämie würden die Situation der Pflanzer dazu noch erschweren.

«Der Verantwortliche soll für entstandene Schäden aufkommen», fordert Meyer. Trotzdem ist ihm bewusst, dass die ganze Organisation der Rübenverarbeitung nicht ohne Probleme und Schwierigkeiten bewältigt werden kann, zumal überall gespart werden muss. Finanzielle Mittel und Reserven sind daher knapp berechnet: «Wir brauchen täglich 20 00 Tonnen Rüben für beide Werke, das heisst 400 Bahnwagen oder zirka 1000 landwirtschaftliche Anhängerzüge. Darum erfordert es auch von uns Pflanzern etwas Nachsicht und Verständnis.»


Entschädigung durch Bahn


Die direkt verursachten Kosten sollen nun die Bahnunternehmen SBB und Deutsche Bahn übernehmen, ginge es nach Guido Stäger: «Wir gehen jedoch von einer langwierigen Geschichte aus. Da die Bahn kaum direkt verantwortlich ist und sich an andere Stellen wenden muss.»


Generell erwartet die SZU von allen Beteiligten eine gewisse Flexibilität, da Probleme immer wieder auftreten können und laufend Anpassungen im Anfuhrplan erfolgen müssen: «Übersteigen diese jedoch ein «normales» Ausmass, entscheidet eine Kommission zwischen Pflanzern und Fabrik über geeignete Kompensationsmassnahmen», so Stäger. Josef Meyer fordert die benachteiligten Rübenpflanzer auf, ihre Forderungen einzureichen. Dabei ist ein entscheidendes Kriterium, in welchem Moment sie von den Zuckerfabriken informiert wurden und ob überhaupt noch Zeit blieb, darauf mit einem Verschieben des Erntedatums zu reagieren, als Beispiel.


Wie geht es weiter?

Die SZU wird nach Abschluss der Kampagne die Situation analysieren und Verbesserungsmöglichkeiten prüfen, um derartige Probleme bei der Rübenlogistik künftig zu vermeiden. Josef 
Meyer glaubt an die Zukunft der Rübe: «Der Rübenanbau in der Schweiz ist in Gefahr und wird vielleicht schon morgen nicht mehr existieren. Um dies zu verhindern, braucht es eine perfekte Zusammenarbeit der Pflanzer, Transporteure, der Industrie, aber auch der Politik.»


Katrin Erfurt