Ein Unkraut nach dem anderen ausrupfen. Dabei ganz schmutzige Hände bekommen. Und Zeit finden, um abzuschalten: Die Pflanzig zu jäten gehört zu Valentina Mottas Lieblingsbeschäftigungen. «Für mich ist das ein guter Ausgleich zur Arbeit», sagt die 23-Jährige.


Sie beendete diesen Sommer das Studium der Klinischen Heil- und Sozialpädagogik. Im Herbst beginnt sie dann mit dem Master des gleichen Gebiets, jedoch mit schulischem Schwerpunkt. «Ich mag es, mit Kindern zu arbeiten, die zwar in irgendeiner Weise eingeschränkt und etwas anders sind, als was wir als normal bezeichnen. Sie sind aber sehr dankbar und schnell zu begeistern. Einfach coole Persönlichkeiten», erzählt Motta aus ihrem Arbeitsalltag.


Erfahrungen sammeln


Unter der Woche pendelt sie zurzeit von Frauenkappelen BE nach Fribourg an die Universität. Die Wochenenden verbringt sie in Walterswil BE, auf dem Bauernhof ihres Freundes Daniel Hasler und dessen Familie. Hier, an bester Lage und mit wunderschöner Aussicht auf die Emmentaler Hügel, liegt auch der Gemüsegarten, den sie so gern jätet. Der sei übrigens ein Experiment, wie Motta erklärt. Das Paar ist dabei, die Gemüsepalette auszubauen. «Daniel und ich möchten Produkte direktvermarkten.»

Zwei Mal organisierten sie bereits einen Hofmärit. Neben Milch, Joghurt und selbst gebackenem Brot hatte es auch Rüebli, Bohnen, Salat oder Tomaten aus ihrem Garten im Angebot. Im August startet zudem eine Testphase, in der die beiden einen Aboservice anbieten. «Der Märit war ein grosser Erfolg. Wir waren überrascht, wie viele Kunden gleich beim ersten Mal kamen», sagt Motta. «Wahrscheinlich müssen wir die Pflanzig im nächsten Jahr grösser anlegen», meint sie.

Sie müssten Vieles zuerst ausprobieren und dann meist anpassen. Es seien eben die ersten Versuche mit einem eigenen Garten. «Zum Glück lässt uns Daniels Vater machen. Er weiss allerdings auch, dass es nicht viel bringen wird, wenn er uns Ratschläge erteilt oder uns von einer Idee abhalten will», sagt sie und lacht. Denn was Valentina Motta und Daniel Hasler an Erfahrung fehlt, machen sie mit Hartnäckigkeit, Ausdauer und viel Begeisterung für die Landwirtschaft wett. «Das Arbeiten in der Natur hat mir schon immer Spass gemacht», so Motta. Hasler habe sie zusätzlich für die Landwirtschaft begeistern können. «Seine Freude daran ist ansteckend», sagt sie.

Auf dem Samro kennengelernt


Daniel Hasler ist nicht nur auf dem Bauernhof aufgewachsen, er hat auch die Lehre zum Landwirt gemacht. Valentina Motta selbst kommt zwar aus einem ländlichen Dorf, hatte aber keinen grossen Kontakt zur Landwirtschaft. Bis sie sich entschloss, zwischen Gymnasium und Studium für zwei Wochen mit Agriviva in den Landdienst zu gehen.

Dort lernte sie Hasler kennen. Dieser absolvierte auf demselben Bauernhof sein drittes Lehrjahr. Damals war gerade Kartoffelerntezeit und sie verbrachten viele Stunden zusammen auf dem Samro. Dabei habe es gefunkt, wie Motta sagt. Aus ihren geplanten zwei wurden vier Wochen Landdienst und als sie nach Hause kam, erzählte sie der Mutter, sie habe den coolsten Bauern kennengelernt, den es gebe. Das ist nun drei Jahre her. Seither sind die beiden ein Paar.


Hobby und Ausgleich


Valentina Motta kann sich gut vorstellen, in Zukunft auf dem Bauernhof zu wohnen und mitanzupacken. «Daniel hat so viele Ideen, bei denen ich ihn unterstützen und mithelfen möchte», sagt sie. Ein gemeinsamer Traum sei ein mobiler Hofladen. «Dazu brauchen wir beispielsweise einen alten Zirkuswagen, den wir dann mit modernen Verkaufsautomaten ausstatten würden.» Den könnten sie bei schönem Wetter auch einmal am Badeplatz an der Aare aufstellen, so die Idee. Laufe der einmal gut, wäre ein Pasteur eine lohnende Anschaffung: «Heute kochen wir die Milch für Joghurt im 10-Liter-Kessi. Mit einer solchen Maschine könnten wir grössere Mengen pasteurisieren.»


Neben all den neuen Ideen soll aber auch das Tagesgeschäft nicht zu kurz kommen. Das wird zu einem grossen Teil durch die Milchkuhherde bestimmt. Wie die Arbeitsaufteilung künftig aussehen wird, ist noch nicht klar. Zurzeit erledigt Haslers Vater einen Grossteil der Arbeiten auf dem Hof, der noch über ihn läuft. So können sein Sohn und dessen Freundin in Ruhe ihre Ausbildungen beenden.

Motta und Hasler managten den Betrieb aber bereits alleine, etwa wenn seine Eltern für ein Wochenende weg waren. Durch die Milchkühe seien sie zwar an den Hof gebunden. Doch das nehme sie gerne in Kauf, neben all den anderen schönen Seiten des Bauernlebens, meint Motta. Trotzdem ist für sie klar: «Ich würde mir zusätzlich eine Stelle im Bereich Heilpädagogik suchen. Denn diese Arbeit mag ich ebenfalls. Buure möchte ich als Hobby und Ausgleich beibehalten.»

Deborah Rentsch