«Älplerinnen können mit einfachsten Mitteln Käsen», begründet Projektleiterin Martina Schlapbach die Auswahl von Schweizerinnen mit Alpsommer-Erfahrung für den Cheese Exchange (siehe Kasten). Im Rahmen der UN Women, die sich für Geschlechtergleichstellung einsetzt, hilft auch Michela Esposto aus Glarus mit, den Austausch von Milchproduktionstechniken mit Tadschikinnen möglich zu machen.


Sie waren im Dezember letzten Jahres zwei Wochen in Tadschikistan. Was hat Sie dort besonders beeindruckt?


Michela Esposto: Das Selbstbewusstsein der Frauen. Ich hatte erwartet, perspektivenlose Frauen anzutreffen. Doch das Gegenteil war der Fall. Die beteiligten Tadschikinnen arbeiten nicht, weil sie von ihrem Mann verlassen wurden, sondern weil sie sich ein eigenständiges Leben aufbauen wollen. Sie sind überzeugt von ihrem Können und wollen Vorwärts kommen. Darum lancieren sie ja auch Käse als innovatives inländisches Produkt.


Wo tauchten die grössten Schwierigkeiten auf?


Naja, in Tadschikistan gibt es vielerorts nur wenig  unterhaltene Strassen. Da sind mal 200 Meter asphaltiert, dann wieder 300 Meter Naturstrassen. Auch die Stromversorgung ist nicht gesichert. Als während dem Käsen der Kühler ausstieg, mussten wir uns mit fliessendem Wasser aushelfen.

Was hat Sie persönlich dazu bewogen, nach Tadschikistan zu reisen?

Als ich angefragt wurde für das Projekt Cheese Exchange, empfand ich das als grosses Glück. Ich bin von Natur aus reisefreudig. Ich liebe die Berge, welche es in Tadschikistan en masse gibt, 90 Prozent des Landes sind Berggebiet. Und ich teile mein Wissen, das ich in 13 Sommern auf der Alp erworben habe, gerne mit anderen.


Sie werden diesen November ein zweites Mal zu den vier Molkereifachfrauen in Tadschikistan reisen, dieses Mal zusammen mit einer Milchtechnologin. Was ist das Ziel?


Die Tadschikinnen haben nun fast ein Jahr Erfahrung im Käsen. Wir werden ihre Produkte anschauen, Probleme und Erfolge anhören, Fragen beantworten und mit ihnen an der 
Verbesserung des Resultats arbeiten. Dabei ist uns wichtig, dass wir nicht allzu kritisch sind.


Warum wäre das problematisch?


Sie haben vielleicht die Rezeptur angepasst, an ihre Möglichkeiten und Bedürfnisse. Das ist gut, denn es soll kein Schweizer Käse in Tadschikistan werden, sondern Tadschikischer Käse. Eingreifen werden wir nur, wo es hygienetechnisch heikel wird.


Nadine Baumgartner