Wenn Dario sich auch nur leicht erkältet, befällt ihn spätestens am zweiten Tag ein mehr oder weniger starkes Asthma. Seit er etwa zwei Jahre alt ist, gab es mehrere solche Vorfälle. Um nicht ständig zum Arzt rennen zu müssen, baute ich mir mit der Zeit mit den nötigen Medikamenten eine Behandlungsstategie auf.

Am vorletzten Wochenende, welches wir ausnahmsweise in Managua verbrachten, konnte ich aber seine pfeifende und keuchende Atmung nicht unter Kontrolle bringen. Wir fuhren am Sonntagmorgen mit dem Taxi zum öffentlichen Kinderkrankenhaus. Meine Schwägerin, die ganz in der Nähe wohnt, begleitete uns dabei.

Das öffentliche Kinderspital in Managua hat einen sehr guten Ruf. Es ist medizinisch auf dem neusten Stand. Die Organisation und die Pflege der Patienten ist ähnlich wie in allen öffentlichen Spitälern in Nicaragua. Die Konsultation, das Krankenbett und die Medikamente sind gratis. Ein Segen für die meisten Leute, denn nur wenige besitzen eine Kranken- oder Unfallversicherung.

Nur diejenigen, welche einer offiziellen Arbeit in einer Firma oder an einer Schule nachgehen, wie zum Beispiel ich, müssen vom Arbeitgeber versichert werden. Diese Versicherung, es gibt nur diese eine staatliche Kranken- und Unfallversicherung, macht einen Vertrag mit der vom Arbeitnehmer gewünschten Privatklinik. Dabei sind auch alle Kinder bis zu einem gewissen Alter mitversichert. Jeder versicherte zahlt 6.5% seines Lohnes an die Kranken- und Unfallversicherung. Darin enthalten ist aber auch eine Rente, die gemäss der einbezahlten Wochen zum Zeitpunkt der Pensionierung berechnet wird.

Weil ich bis jetzt noch nie Gebrauch von der Krankenversicherung machen musste, noch kein Vertrag vorhanden ist und die Versicherungsbeamten am Sonntag nicht arbeiten, mussten wir an diesem Sonntag ins öffentliche Krankenhaus.

Wir warteten etwas lange, bis wir endlich an der Reihe waren, aber als der Arzt Darios Zustand erfasste, wurde schnell gehandelt. Dario bekam sofort eine Maske, um Ventolin zu inhalieren und wurde danach an die Sauerstoffflasche angeschlossen. Es wurde entschieden, dass er stationär im Spital bleiben musste. Dazu hatten wir viel Papierkram zu erledigen. Anschliessend führte man uns in das Gebäude der Atmungskrankheiten und sie fanden für uns in einem der engen Räume ein freies Bett.

Wie es uns an diesem Tag und in der folgenden Nacht erging, berichte ich in zwei Wochen. Nur soviel im Voraus: Ich war unendlich froh, dass meine Schwägerin uns zur Hand ging. Alleine mit Dario hätte ich das gar nicht schaffen können.

Mirka Lötscher