Wenn in einigen Wochen in den Bergen die Heuernte losgeht, dann kommen sie wieder zum Einsatz: Heubläser. Von immer mehr Bauern werden sie eingesetzt.

Das verwundert wenig. Landwirte sind wirtschaftlich unter Druck, bewirtschaften immer mehr Land, was zur Rationalisierung zwingt. Statt das Heu am Berg nach unten zu rechen – eine schweisstreibende und zeitintensive Arbeit –, holen Bauern das Heu immer öfter mit einem Heubläser ein. Das geht schnell und effizient.


Sechsjähriger Versuch

Doch wie wirkt sich diese neue Methode auf die Wiesen aus, zumal diese auf die Art ihrer Bewirtschaftung sensibel reagieren? Verändert sich die Artenvielfalt, wenn Luft mit rund 180 km/h über die Vegetation strömt und der Boden nicht mehr stellenweise geöffnet wird wie beim Rechen? Die Forschungsanstalt Agroscope und Pro Natura Unterwalden starteten deshalb im 2010 einen auf sechs Jahre angelegten Versuch in Stansstad NW (siehe Kasten).

Ein Jahr später wurde der erste Zwischenbericht veröffentlicht. Fazit: Heubläser wirken sich negativ auf die Artenvielfalt aus. So zählten die Forscher auf Flächen, wo Heubläser eingesetzt wurden, weniger Pflanzenarten als auf solchen, wo der Rechen zum Einsatz kam. Die Unterschiede waren statistisch signifikant. Allerdings mahnten die Forscher damals zu Zurückhaltung mit voreiligen Schlüssen.

Heubläser gefährden Artenvielfalt doch nicht

Die Analyse der Daten aus dem Jahr 2013 kommt nun zu einem ganz anderen Schluss: "Der Unterschied zwischen Rechen und Heubläser, den wir im ersten Jahr festgestellt haben, hat sich nicht weiter bestätigt", erklärt Thomas Walter, stellvertretender Leiter der Gruppe Agrarlandschaft und Biodiversität bei Agroscope. Es sei aber noch Vorsicht geboten, mahnt der Forscher wiederum, das Projekt dauere noch zwei Jahre, erst dann werde ein abschliessendes Fazit gezogen.


Überraschend sind die Resultate für die Umweltschutzorganisation Pro Natura, die den Einsatz von Heubläsern skeptisch sieht. "Wir haben eigentlich erwartet, dass die Artenvielfalt in den gerechten Flächen etwas höher ist", sagt Hanspeter Rohrer, Geschäftsführer von Pro Natura Unterwalden.

Von der Vegetation her bestünden keine Alarmzeichen, was den Gebrauch von Heubläsern anbelange. Ein Verbot liesse sich aufgrund der aktuellen Resultate nicht rechtfertigen, auch auf Naturschutzflächen nicht.

Offen sei hingegen noch immer die Frage, welchen Einfluss Heubläser auf Kleinlebewesen haben, gibt Rohrer zu bedenken.


Unterschiede bei der Artenvielfalt haben die Wissenschaftler gleichwohl gefunden. Diese war im unteren Bereich der untersuchten Parzelle am grössten. Verantwortlich dafür waren aber weder Heubläser noch Rechen, sondern das Gefälle.

Heubläser kommen unter Druck

Auch wenn die Forscher vorerst Entwarnung geben, was Heubläser und deren Einfluss auf die Artenvielfalt betrifft, so bleiben diese nach wie vor umstritten. "Wir bekommen immer wieder Klagen von Leuten zu hören, die sich am Lärm der Heubläser stören", erklärt Felix Omlin, Leiter Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz des Kantons Nidwalden.

Um den Goodwill bei der Bevölkerung nicht zu verspielen, rät Omlin den Bauern, dringend den Lärmpegel der Heubläser zu senken. Technisch sei das möglich und werde bei ähnlichen Geräten bereits gemacht. "Das würde die Negativ-Wahrnehmung von Heubläsern stark vermindern", so Omlin.


In Zürich wird Verbot gefordert

In städtischen Gebieten gehen die Wogen wegen der Lärmbelästigung derweil hoch. Politiker der Grünen Partei haben in der Stadt Zürich letzten Herbst eine Motion eingereicht, in der sie fordern, dass Laubbläser nur noch in den Monaten Oktober und November zum Einsatz kommen dürfen.

Begründung: Laubbläser würden heute nicht mehr nur fürs Entfernen von Laub im Herbst, sondern das ganze Jahr über für diverse Arbeiten eingesetzt. Vorbild ist die Stadt Genf: Dort ist der Einsatz von Laubbläsern seit Jahren zeitlich eingeschränkt.

Michael Wahl, LID