A wie ASP

Die Afrikanische Schweinepest hängt wie ein Damoklesschwert über der Branche. Auf der Landkarte lässt sich verfolgen, wie sich die verheerende Seuche langsam Westeuropa annähert. Vor allem die grossen Exporteure wie Dänemark, Deutschland und die Niederlande zittern vor einer möglichen Einwanderung. Gleichzeitig ist sie ein Segen für die Schweineproduzenten in diesen Ländern: Sie profitieren zurzeit vom Ausbruch in China, wo die Bestände um rund die Hälfte dezimiert wurden, was zu massiv erhöhtem Importbedarf im Reich der Mitte führt. Für die Übertragung reicht ein achtlos weggeworfenes Sandwich mit infiziertem Fleisch. Ein Beispiel, das zeigt, wie verletzlich die moderne Landwirtschaft geworden ist.

B wie Bauern-Bashing und Butter

Die Beschimpfung der Bauern als Brunnenvergifter und Tierquäler durch Publikumsmedien, Umweltorganisationen und gewisse Politiker und Politikerinnen hat dieses Jahr bisher ungeahnte Ausmasse angenommen. Der neue Volkssport ist oft kombiniert mit bescheidenem Fachwissen der Berichterstattenden. Das alleine reicht als Erklärung aber nicht aus. Vielmehr sucht die Gesellschaft nach Schuldigen an Umweltproblemen, die meist gesamt-gesellschaftlich verursacht sind und die Bauern bieten sich an als Sündenböcke, da ihre Arbeit sehr präsent und weil man mit den Kosten für den Steuerzahler in sparsamen Zeiten leicht Emotionen schüren kann.  Bashing gabs aber auch in der umgekehrten Richtung. Die Migros musste unlängst Prügel einstecken für auf der Packung gross vermeldete Importe von Butter. Hier staunt man manchmal, wie wenig Sensibilität bei den Grossverteilern trotz gut besetzten Kommunikationsabteilungen für einheimisches Schaffen vorhanden ist. Dasselbe gilt für Coop, die im Advent unbedarft eine Aktion für südamerikanisches Rindfleisch ins Programm aufnahm. Beste Werbung gegen den Mercosur-Freihandel, der 2019 weiter vorangetrieben wurde.

C wie Chlorothalonil

Der Fungizid-Wirkstoff hat das Glyphosat als bösester unter den bösen Wirkstoffen abgelöst. Innert Kürze schaffte es der chemische Zungenbrecher in die Boulevardmedien. Mit einiger Verzögerung zur EU hat nun auch die Schweiz dessen Einsatz verboten. Für die Landwirtschaft ist der Verzicht verkraftbar. Unfairerweise kamen im Vorfeld zum Verbot vor allem die Bauern und nicht die zuständigen Behörden an die Kasse, obwohl der Wirkstoff amtlich bewilligt war.

D wie Demonstrationen

Zum ersten Mal seit Längerem kam es zu mehreren grossen Bauerndemonstrationen in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Die Proteste richten sich gegen ähnlich undifferenzierte Kritik, wie sie auch in der Schweiz gang und gäbe geworden ist. Diese ist immer verbunden mit verschärften Umweltvorschriften, welche die Bauern, wie etwa beim Erwerb von Phosphat-Rechten für Milchkühe in Holland, an den Rand der Rentabilität treiben. Die Rentabilität wird aber auch durch Diebe in Hofläden gefährdet. Die Dreistheit der Langfinger ist teilweise fast nicht zu übertreffen. Die im Direktverkauf tätigen Bauernfamilien reagieren mit allerhand Massnahmen wie Videoüberwachung oder massiven Kassen.

E wie Einkommen und Engerlinge

Zum zweiten Mal in Folge meldeten die Statistiker gestiegene Einkommen für die Landwirtschaft. Auch 2019 dürfte unter dem Strich eine gute Bilanz bringen. Nach wie vor sind die Einkommensunterschiede zwischen Berg und Tal sehr gross. Das gilt auch für den Unterschied im Vergleich zu ähnlich anspruchsvollen Berufen in der Privatwirtschaft und beim Bund. Gross waren auch die Schäden, welche die Engerlinge angerichtet haben. Namentlich die klassischen Maikäfer-Regionen im Urnerland und in Graubünden hatten grosse Schäden zu verzeichnen. Viele Hänge waren diesen Sommer braun und leergefressen und die Ertragseinbussen waren markant. Die Übersaaten scheiterten oft an der Trockenheit. Ein Lichtblick bildet die Ausbringung von Pilzgerste. Die Pilzsporen infizieren die Engerlinge und schützen so den Boden. Alleine im Kanton Uri wurden 120 Hektaren mit diesem Verfahren behandelt. 

Die nächste Folge des Rückblick-Alphabets erscheint morgen.