Stefan Siegenthaler züchtet mit seiner Familie am Stadtrand von Freiburg Angusrinder. Seit dem Jahr 2013 werden die rund
80 Tiere im neuen Stall gehalten. Die Herde besteht aus 32 Mutterkühen mit ihren Jungtieren und weiteren Zuchttieren.
Von Anfang an setzte Stefan Siegenthaler im neuen Stall auf die Ballenfütterung. Er verzichtete auf die Einrichtung einer Krananlage für Heu oder den Bau von Silokapazitäten.
«Ballen von Hand auflösen ist ein Murks»
Pro Jahr werden rund 300 Silo- und Heuballen verfüttert, meist Rundballen. In diesem Jahr hat er nach Gerste erstmals Sorghum angebaut und eine reichhaltige Ernte eingefahren. Das Sorghum wurde gehäckselt und ebenfalls in Ballen siliert.
«Als wir mit den Ballen begonnen haben, meinte ich diese von Hand auflösen und den Tieren im Futtertenn verteilen zu müssen. Dabei ging jedoch ein Gabelstiel nach dem anderen kaputt, auch meiner Schulter wäre der Murks auf die Dauer nicht gut bekommen.»
Mischwagen war zu langsam
Anstelle neuer Gabelstiele, kaufte Stefan Siegenthaler einen kleinen Futtermischwagen um die Ballen aufzulösen.
Die Investition in den bereits älteren Mischwagen erfüllte die Erwartungen allerdings nicht. «Es dauerte lange, bis die Ballen aufgelöst waren. Das kostete mich viel Treibstoff und Zeit.» Stefan Siegenthaler füttert Heu- und Grassiloballen. Die Komponenten werden nacheinander vorgelegt und nicht gemischt. Es ist auch nicht notwendig, das Futter zu verkleinern und so schaute er sich für eine andere Technik um, welche die Ballen nur auflöst. Da zwischendurch auch Quaderballen verfüttert werden, war auch ein einfaches Abrollgerät für Rundballen keine Lösung.
Fräswalzen lösen Futterballen auf
Die Lösung für die Fütterung fand Stefan Siegenthaler im Rotofeed-Fütterungsgerät von Trumag. In der Schweiz werden die Geräte des österreichischen Herstellers durch die Wenger & Co AG in Melchnau BE vertrieben. Das Gerät ist auf einem Fahrwerk aufgebaut. Wie ein kleiner Ladewagen hat er einen Kratzboden. Dieser befördert den Ballen nach vorne. Dort sind zwei Rotoren am Werk, welche beide nach vorne drehen und die Futterhalme aus dem Ballen reissen.
Durch die gleiche Drehrichtung und mit einem Rechen am oberen Rotor wird verhindert, dass das Futter büschelweise auf das Austragband gelangt. Mit dem Austragband kann das Futter beidseitig abgelegt werden. Die Bandgeschwindigkeit lässt sich einstellen, damit das Futter mehr oder weniger weit seitlich geworfen wird und auch grosse Futtermassen auf einmal abgelegt werden können.
Der Vorschub des Ballens mit dem Kratzboden zu den Rotorwalzen kann stufenlos hydraulisch eingestellt werden.
Dabei wird ein Ventilblock über der Deichsel mit einem Öl-Dauerstrom versorgt. Die Hebel können von der Traktorkabine aus erreicht werden, um das Austragband und die Heckklappe zu bedienen. Der Antrieb der Rotoren erfolgt mechanisch mit der Zapfwelle.
Ballen hydraulisch aufnehmen
Der Trumag Rotofeed ist mit Messern und Mitnehmern an den Rotoren bestückt. Diese rupfen das Futter auseinander und fördern es auf das Querband. Dabei spielt es keine Rolle, ob ein Rundballen stehend oder liegend auf dem Kratzboden platziert wird.
Stefan Siegenthaler stellt die Ballen meistens mit einem Teleskoplader auf das Fütterungsgerät. Den Lader setzt er auch für das Stapeln der Ballen am Futterlager ein. Die Folie entfernt er, wenn der Ballen an der Ballenzange steckt.
Der Rotofeed kann auch ohne Hebefahrzeug beladen werden. Die Ladeklappe lässt sich hydraulisch flach auf den Boden aufsetzen. In dieser Position kann man mit dem Gefährt unter einen Ballen fahren, was jedoch einiges Geschick erfordert. Einfacher geht es, wenn der Ballen mit einem zusätzlichen Traktor auf die Klappe geschoben wird. Eine sichere Selbstbeladung ist jedoch auch möglich, wenn der Ballen mithilfe eines Gurts und des Kratzbodenvorschubs auf die Klappe gezogen wird (siehe Kasten).
Futter ohne zusätzliche Fahrzeuge beladen
Um die Beladung mit der Heckklappe zu optimieren, kann der Ballen zusätzlich mit einem Gurt auf die Ladeklappe herangezogen werden. Der Gurt wird um den Ballen gelegt und mit den Enden an einer Kratzbodenschiene befestigt. Mit der Aussenbedienung des Kratzbodenvorschubs seitlich hinten am Fütterungsgerät, kann der Ballen sicher herangezogen werden. Wenn Futterkomponenten gleichzeitig ausgetragen werden, sorgt der Rotofeed dank der Rotorfräsen für eine Vermischung. Der Futterwagen kann auch als Verteilwagen in der Hochsilo- und der Heufütterung eingesetzt werden. Der Kraftbedarf liegt ab 40 PS.
Trumag bietet auch die Baureihe Silobull an. Dieser Futterverteiler ist mit einer Silofräse ausgerüstet und kann Futter aus Fahrsilos entnehmen.
Fremdkörper werden nicht mit dem Futter vermust
Den Vorschub des Ballens regelt Stefan Siegenthaler fortlaufend, damit immer etwa die gleiche Futtermenge ausgetragen wird. Wenn der Ballen zylindrisch auf dem Kratzboden steht, kommt zu Beginn weniger Futter, als wenn der Ballen in der Mitte in seiner ganzen Breite aufgelöst wird.
Weil das Futter nicht intensiv zerkleinert und gemischt wird, werden Fremdkörper weniger verkleinert und die Gefahr für die Tiere, sich daran zu verletzen ist geringer. «Unsere Parzellen sind mitten in einem Naherholungsgebiet, dadurch gelangt immer wieder Abfall dorthin wo er nicht hingehört und landet letztlich auf dem Futtertisch. Die Tiere können dann besser auslesen, wenn das Futtergerät nicht zu viel verkleinert und den Abfall mit dem Futter vermust.»
Nur Abladen ohne Mischen
Die Arbeitsgeschwindigkeit des Rotofeed ist erstaunlich hoch. Das Querband liefert eine volle Ladung die vergleichbar mit der Austragmenge eines Mischwagens ist. Stefan Siegenthaler ist damit zufrieden, weil der Aufwand für das Mischen entfällt und gleich mit dem Verteilen begonnen werden kann.
Für das Füttern eines Ballens berechnet er einen Zeitaufwand von rund 15 Minuten. Dabei ist auch das Beladen des Ballens enthalten. Die Ballen und der Lader sind im Stall stationiert, wodurch nicht zusätzlich zu Siloanlagen gefahren werden muss. Ein weiterer Vorteil des Systems sei, dass der Futterverteiler auch vorgeladen werden kann. So müsse man, wenn es einmal pressieren sollte, nur noch den Traktor starten und mit dem Füttern beginnen. Je nach Futterbedarf können auch zwei Grossballen auf einmal geladen werden.
Entnehmen und mischen mit der Futtermischschaufel
Die Futtermischschaufel des belgischen Herstellers VDW basiert auf einem sehr robusten Stahlbehälter, welcher in ausgekippter Position wie eine Schaufel ans Fahrsilo oder an einen Futterballen gefahren werden kann. In dieser Position kann das optionale Schneidschild den Mischbehälter selbstständig beladen.
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Die VDW-Futtermischschaufel wird in der Schweiz durch die Agrar Technik AG in Dintikon AG und die LBF Maschinen AG in Mamishaus BE und Flamatt FR vertrieben.
Gemäss Domenic Widmer von der Agrar Technik AG kommen Futtermischschaufeln vor allem dort zum Einsatz, wo während des Winters für die tägliche Fütterung nicht mehr als ein Fahrzeug eingesetzt werden soll. Durch die Kombination der Arbeitsschritte von Entnehmen und dem Mischen mit einem Gerät, reduziert sich der Zeitaufwand für die Futterbereitung. Zudem muss nur ein Fahrzeug wintertauglich ausgerüstet werden, zum Beispiel mit Schneeketten.
Das Futter wird mit zwei Schnecken gemischt. Der Futteraustrag ist serienmässig auf beiden Seiten möglich.
Die Futtermischschaufel kann an jedem Lader mit genügend Hubkraft angebaut werden. Das Gerät auf dem Bild fasst 1,6 Kubikmeter und wiegt mit dem Entnahmeschild rund 950 Kilogramm. Eine Hubkraft um zwei Tonnen wäre also ideal, damit der Lader nicht am Limit läuft. Andere Grössen werden ebenfalls angeboten. Der Anbau am Traktordreipunkt ist ebenfalls möglich. Um Futter zu entnehmen, ist das Gerät für am Traktor mit einer Kippeinrichtung ausgerüstet.
Der hydraulische Leistungsbedarf liegt bei 30 Litern pro Minute. An einem Bedienterminal lassen sich die Hydraulikventile elektrohydraulisch betätigen.
www.zahndlandtechnik.ch
www.agrar-technik.ch
«Eine grosse Entlastung bei Nebenerwerbsbetrieben»
Peter Künzli entwickelt und baut den Ballenauflöser Ballemax. Die einfachen, wendigen Geräte ersetzen mühsame Handarbeit, können leicht bedient werden und sichern die Existenz vieler Nebenerwerbsbetriebe. Das Einsatzspektrum reicht jedoch bis zu Hochleistungs-Milchviehbetrieben.
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Die selbstfahrenden Fütterungsgeräte wie Ballenauflöser und Mischwagen werden immer beliebter. Gemäss Peter Künzli, Entwickler des Ballemax und weiterer Geräte für die Futtervorlage, ist vor allem der elektrische Antrieb eine geeignete Lösung, das Futter ruhig und emissionsarm im Stall zu verteilen.
Ballemax rüstet seine Geräte mit Benzin- oder Elektromotoren an. Beim Elektromotor gelangt die Energie entweder über eine Kabeltrommel direkt vom Netzanschluss auf das Fahrzeug oder wird mit einem Akku mitgeführt. Mit dem Akku ist der Aktionsradius grösser und nicht an das Kabel gebunden. Derzeit werden rund ein Drittel aller Fütterungsgeräte von Ballemax mit einer elektrischen Antriebsvariante verkauft. Die elektrischen Antriebe sind rund 10 Prozent (Kabel) bis
20 Prozent (Akku) teurer als ihr Benzin-Pendant. Abgesehen vom eingeschränkten Aktionsradius oder der Kapazität des Akkus für rund eine Stunde (6 bis 7 Ballen), sind die Wartungskosten geringer und der Elektromotor ist unempfindlich bei Kaltstarts.
Peter Künzli schmunzelt, als er sagt, dass ein Fütterungsgerät eigentlich nur zusätzliche Kosten verursacht, wenn die gleiche Arbeit vorher von Hand gemacht wurde. Auf die Dauer funktioniert die Handarbeit jedoch nicht, die Arbeit ist zu aufwendig und nicht jedermann zuzumuten. Besonders bei Nebenerwerbsbetrieben, wo der Betriebsleiter nicht immer auf dem Hof ist, kann die Fütterung mit einem Fütterungsgerät von praktisch jedermann erledigt werden. «Deshalb sind einfache und leicht bedienbare Geräte besonders wichtig. Durch die Entlastung bei der Fütterung, lässt sich die Existenz manches Nebenerwerbsbetriebs sichern», ist Peter Künzli überzeugt.
Im Weiteren stellt Peter Künzli fest, dass von einer besonders extensiven Fütterung, beispielsweise für Mutterkühe in einer Futterraufe oder direkt ab Ballen im Futtertenn, wieder abgekommen wird und die Fütterung gezielt erfolgt. Dabei sei es leichter, den Futterverzehr zu kontrollieren und die Gesundheit der Tiere zu beurteilen.
Die Kosten bei der Futterverteilung sind letztlich auch eine Frage der Qualität des konservierten Raufutters. Steht hier eine hohe Qualität zur Verfügung, lassen sich auch Hochleistungs-Milchkühe mit einfacher Fütterungstechnik gezielt füttern.
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